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Schlagartig kam Sowjet zu Bewusstsein. 

Ihm war, als hätte er nur kurz die Augen geschlossen, gedöst und sofort wieder aufgewacht.

Er befand sich nicht mehr im Wald. Was er sah, waren weder Bäume, noch Schnee. Im Raum, in dem er sich befand, dämmerte es. Neben ihm stand eine Petrollampe, auf eine schwache Flamme eingestellt.

Es war ein recht ordentliches Zimmer. Ganz in Ordnung. 

Wo war er sogleich? 

Wusste er überhaupt, wo er war?

Absolut nicht.

Verwirrt schob er die dicke Daunendecke zur Seite, mit der man ihn zugedeckt hatte. Aus dem Nichts erklang ein klirrendes Geräusch. Sowjet dachte nichts böses und eine wohlige Wärme empfing ihn.

Ihm war warm.

Um sein Bein hatte man einen Verband gewickelt, sauber und ordentlich. Aber dort war noch etwas. Etwas silbernes, glänzendes... Sowjet versuchte leicht sein Bein zu bewegen, da hörte er wieder das Klirren.

Kurzerhand hob er seinen Arm und das Geräusch kam wieder. Er musste die Handlung einige Male wiederholen, um zu realisieren:

Er war ans Bett gekettet worden.

Was ihm zuerst als Traum schien driftete zu einem Albtraum ab. Man hatte ihn ans Bett gekettet.

Panisch zog er an den Ketten, rüttelte... Nichts. Außer dem immer nervtötendem Klirren, was in seinen Ohren lauter und lauter wurde, passierte nichts mit ihnen. Es erzeugte anscheinend so viel Lärm, dass es Sowjets Ohren zum Tinnitus trieb. 

Erschüttert gab er auf. Es hatte keinen Sinn.

Langsam, sehr langsam, öffnete sich eine der Türen. Es waren schöne Türen. Groß, dunkel...- Sowjet schüttelte sich. Er war angekettet. Warum sollte er über Türen nachdenken?

Eine Dame, um genau zu sein eine Magd oder ein Hausmädchen, lugte ins Zimmer bevor sie die Tür weit öffnete. Ihr folgte Reich. Der Reich. Der Reich-

Der Russe spürte ein noch dringenderes Verlangen die Ketten einfach loszuwerden und zu fliehen. Wie ein wildes Tier rüttelte er an ihnen. Seine Gedanken drehten sich im Kreis.

Größtenteils dachte er an Flucht, andererseits wusste er genau wer dort stand.

 Reich grinste, sagte aber nichts. Kein Wort kam über seine Lippen. Er zeigte nur amüsiert seine scharfen Zähne während er Sowjets Verhalten beobachtete. Sein Blick ruhte in einer bedrohlichen Weise auf ihm.

Er wird dich umbringen, töten, vergiften, dich foltern, dich-!!!

Reich flüsterte der Dame etwas zu. Anweisungen. Nicht, dass Sowjet es genau wüsste, er vermutete es aber stark. Dann verließ er einfach den Raum. Sein Gefangener hielt inne. 

Geschockt musste er die Situation verarbeiten, oder versuchte es zumindest. Kaum war er weg drehte sich ein neuer Gedanke im Kreis. Es klang lächerlich für die Größe seines Landes, beschämend und fast schon verachtend. Für ihn war es grausig, unvorstellbar und allgemein unerträglich:

Er war in den Händen des Feindes

Seines  Feindes. 

Was eine Tragödie, was ein Dilemma. 

Die Kinder werden ohne ihn aufwachsen müssen, er hat sie alleine gelassen, er Dummkopf, er Idiot, er-

Die Tür schloss sich wieder. Mit großen Augen sah er das Hausmädchen an. In seinem rauen Hals stiegt fast wieder ein Schluchzen auf. Es war schmerzvoll, es zurückzuhalten. 

Am liebsten hätte er geschrien, geweint...

Irgendetwas...

Er musste durchhalten... Seine Kinder...-

Sowjet schluckte seine Tränen deprimiert herunter. Er musste stark sein, sonst wäre er verloren...

Guilty | Countryhumans | IFBGachaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt