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Nach langer Stille und Finsternis, die ihm wie ein Schleier einhüllten drang ein leises Geräusch einer zufallenden Tür zu ihm hindurch.

Vorsichtig gab sein Körper ihm eine Entwarnung.

Er solle aufwachen.

Die Augen öffnen.

Liegen bleiben.

Sein ruhiges Atmen stockte. Sowjet öffnete die Augen.

Zuvor war sein Körper schwer und müde gewesen. Nun durchzog ihn ein starker Schmerz, quer durch alle seine Gliedmaßen, welche wieder ans Bett gekettet wurden.

Doch an der Tür stand jemand, der war viel interessanter schien als lästige Ketten.

Es war Reich. Ja, der Reich. Seelenruhig stand er dort. Lächelte er etwa?

Unruhig starrte Sowjet ihn an. Sich zu bewegen war keine Option. Sein Körper war erschöpft.

,, Keine Sorge... Ich weiß was geschehen ist und du natürlich auch. Ich bin nur hier, um dir nochmals mitzuteilen, dass es keine gute Idee ist einfach so zu fliehen. Eine Schande, dass du es noch nicht verstanden hast.", meinte er in einem immer noch ruhigen Ton.

Mit einem kurzen Lächeln verabschiedete er sich.

Sowjet war frustriert. So konnte es nicht weitergehen.

Er musste sein Vertrauen gewinnen. Dann würde er im Sommer oder Frühling fliehen... Sicherlich.



Danach täuschte der Russe wochenlang, monatelang Gehorsamkeit vor. 

Oft hätte er sich sträuben wollen, wollte sich weigern, sich widersetzen. Doch das würde Arbeit von vielen Tagen und Wochen zerstören. 

Er bräuchte nur einen Satz zu sagen, ein Wort, bräuchte nur den Mund öffnen, da könnte alles zersplittern oder wie ein Kartenhaus auf ihn einstürzen.

Es brachte etwas, es nützte ihm sich untergeordnet zu verhalten, denn so würde ihm seine Freiheit bald in die Hände gelegt werden. In seinem Kopf klang es so einfach, so verherrlicht und die Entscheidungen des Deutschen hochgelobt.

Tatsächlich lockerte dieser die Regeln etwas. 

Er durfte sich frei im Haus bewegen, außer bei bestimmten Ausnahmen. Sowjet könnte sich die Flure einprägen, durch sie gehen wie ihm beliebte. 

Außerdem durfte er jede Mahlzeit mit dem Herrn des Hauses verbringen, falls dieser die Zeit dazu fand. Sein Gefangener war Reich zwar nicht egal, aber zwischen Stapeln aus Dokumenten und  Petrollampen saß er meistens an seinem Schreibtisch aus Massivholz, da war kaum Zeit um seinen Vogel im Käfig zu belustigen.

Das Dienstmädchen war nach wie vor schweigsam. Sie war die Ruhe in Person, mit ihrem monotonen Ausdruck, der ihrer Stimme auch passend schien, und den zusammengebundenen Haaren. 

Es war wohl ihr offizieller Auftrag, sich um den Gefangenen zu kümmern. Wobei er, bis auf die Fußfessel, einiger anderer Elemente und dem für eine Weile fehlenden Messers, eher als Gast definiert wurde. Jedenfalls offen. Hinter vorgehaltener Hand sah er anders aus. Da war er der Singvogel des gütigen Herrn.

Die Hauptsache war, das der Plan funktionierte. Auch nur das wäre die oberste Priorität, nach den Grundbedürfnissen natürlich. 

Seine Freundlichkeit gegenüber Reich wirkte selbst für ihn überraschend überzeugend. Er trat ihm manchmal mit so einem breiten Lächeln vor die Augen, dass er Angst bekam, aufzufallen.

Was Sowjet nicht wusste: Reich, ja der Reich, der gütige Herr wie man ihn im Haus nannte, wusste tief im Inneren irgendwo verscharrt, dass sein Gefangener etwas im schilde führte.

 Er ahnte es bereits.

Doch etwas bewegte in ihm, sich dem Russen etwas mehr zu öffnen. Ihm etwas Freiheit zu gewähren. 

Ihm gegenüber war er ruhig. Ruhig, passiv... Aber insgesamt manipulativ...

Guilty | Countryhumans | IFBGachaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt