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Ein Gedanke plagte Sowjet, nach all der Zeit: Flucht.

Doch die Fußfessel würde ihn nur ins Verderben reißen, er wäre leichte Beute. Also war sein neues Ziel, diese ein für alle Mal zu entfernen.

Er brauchte noch mehr von Reichs Vertrauen. Er musste es.

Es würde ihn befreien und sobald er frei wäre könne er ihn vergessen. So jedenfalls der Plan.

Der Russe wartete bis abends, konnte bis dahin kaum Ruhe finden, und ging zu Reichs Büro.

Dieser war gerade erst wiederkommen.

Ins Büro.

Sowjet hatte auf ihn gelauert, das Herz schlug ihm bis zum Hals. Am liebsten hätte er es gelassen. Es stand alles nur im Namen seiner Flucht, seiner Freiheit, seiner Sehnsucht nach Zuhause.

Innerlich widerte es ihn selber an.

So musste er seinen Stolz hinunter schlucken während er dort auf und ab lief.

Es war Mitternacht. Er hätte längst im Betts sein müssen, ginge es nach den Regeln die man ihm aufgestellt hatte. Doch er hielt sich nicht daran.

Sowjet missachtete es gezielt.

Ebenfalls wusste er über das hohe Risiko des Scheiterns, welches in umgab wie ein Nebel, der ihn verschlingen wollte.

Ihm lief ein kalter Schauer über den Rücken.

Und insgeheim nutzte er auch die Einsamkeit des Deutschen aus. Es machte ihn angreifbar. Verwundbar. Schwach...

Mit Mühen klopfte er an der Tür.

Er wurde hineingebeten.

Kurz atmete Sowjet durch, dann betrat er das Zimmer. Verdutzt sah Reich ihn an.

,, Du solltest längst auf deinem Zimmer sein...", murrte er.

Verärgert schob der Deutsche seinen Stuhl zurück, stand auf, ging auf seinen Gefangenen zu, etwas torkelnd.

Kurz vor ihm blieb der Herr des Hauses stehen.

Er sah ihm fest in die Augen, mit einem ungewohnt kühlen Blick.

Doch der löste sich, wurde weicher.

Reich starrte ihn an. Nein, nicht ihn. In seine Augen...

Schnell atmete Sowjet die stickige Luft aus, die nun seine Lungen füllte.

Es ging nicht anders.

Seine Hände wanderten beinahe schwebend die Brust des Deutschen hinauf, zu seiner Krawatte, die er langsam aber sicher löste.

Ihm war übel...

Er wollte das überhaupt nicht.

Den Würgereiz zu ignorieren fiel ihm schwerer als alles andere, was er bisher getan hatte. Seine Kehle brannte und wollte den Magen befreien, den ätzenden Inhalt nach draußen befördern... Sowjet hatte Probleme, seinen eigenen Körper zu kontrollieren.

Der Plan schien auf zu gehen. Jedenfalls wirkte es vorerst so.

Reich war kurz davor ihm die Fußfessel abzunehmen.

Da stockte er. Das Gespräch mit Deutschland kam ihm in den Sinn. Er ließ es sein.

So gut es ging unterdrückte Sowjet ein entnervtes Zischen, versuchte seine Frustration zu verstecken.

Trotzdem spielte er noch mit.

...

Reich wurde müde.

Auf dem ledernen Sofa des Büros schlief er ein.

Sowjet war erleichtert. Sein Kopf dröhnte bereits, die Übelkeit zerrte an seinem Magen.

Er war ebenfalls erschöpft, wusste nicht, wie lange es weitergehen solle...

Kurz überlegte der Russe, ob er den Schlüssel stehlen sollte.

Jedoch war es zu riskant.

Er war so müde.

Alles war ihm so über.

Sowjet hatte es satt.

Erschöpft schleppte er sich zurück aufs Zimmer, schlurfte vorher die Treppe hinauf, drückte sich gegen die schwere Tür...

Alles an ihm schmerzte.

Der Brechreiz kam mit aller Wucht zurück. Hätte er sich nicht schlaftrunken ins Bett gelegt, hätte er sich höchstwahrscheinlich übergeben.

Das Glas Wasser auf dem Nachtisch kippte er sich in den Mund, schluckte, verzog das Gesicht, legte sich ins Bett und schlief ein.

Guilty | Countryhumans | IFBGachaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt