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Reich erlaubte Sowjet mittlerweile eine, beinahe, vollkommene Freiheit im Gebäude, einschließlich bis 22 Uhr, oder wie er zu sagen pflegte 10 Uhr abends, wenn er es nicht schon als Nacht wertete.

Natürlich gab es Einschränkungen. Wie die Küche. Ein Ort, den er nie und nimmer betreten solle. Wahrscheinlich wegen der Messer...

Ansonsten war er oft nicht daheim, wenn er nicht gerade in seinem Büro saß, was immer hellerleuchtet schein. Der Deutsche war öfter einmal außerhalb tätig. 

So ließ er seinen Gefangenen zwar beaufsichtigen, schickte ihm aber meistens nur das Dienstmädchen nach, die dann schweigend neben Sowjet herging. Oft war er also nicht alleine. 

Ab und zu traf er andere Dienstmädchen, einen Koch, eine andere Dienstmagd vielleicht noch.

Aus reinem Interesse fragte er sie nach Fluren, Räumen und Fenstern. Unwissend antworteten sie, meistens in einem neutralen und wissenschaftlichen Ton, aber manchmal erlaubte sich jemand ein kurzes Lächeln.

Was sie nicht wissen konnten: Der gefangene Vogel im Käfig war dabei eine Flucht zu planen. Und dabei halfen ihm Stift und Papier, die er erst vor kurzem aufgetrieben hatte. Damit ließ sich eine Karte zeichnen, Stück für Stück, Tag für Tag erweiterte der Russe sie sorgfältig.

Zwar sahen sie nicht aus wie prunkvolle Karten des 19 Jahrhunderts, aber wie verziert sie aussah spielte für ihn keine Rolle. Der Weg war das wichtige, und das wichtige allein.

Er hatte bereits Pläne vom Haus, den Fluren, dem groben Bahn Plan und ein paar wenige, bereits vergilbte, Pläne fielen ihm in die Hände.

Alles versteckte er sorgfältig unter einer losen Diele, die er vor kurzem erst vom Boden bekam, wo unteranderem auch ein Messer lagerte. Als wenn der Deutsche dachte, er könne ihn ewig daran hindern, an ein solches zu gelangen...


Nach und nach baute er eine immer engere Verbindung zu Reich auf, die lediglich durch seine vorgetäuschte Unterwürfigkeit zum Vorschein kam. Doch langsam fühlte es sich zu real an, wie nett er zum Deutschen war und welchen Dank er daraufhin empfing.

Sowjet hatte Mühe gegen eine Sehnsucht der Geborgenheit anzukämpfen.

Der Meinungsunterschied zwischen ihnen schien groß, die plötzliche, ruhige Freundlichkeit  des Deutschen grub sich tief in seine Brust und klemmte sich wie eine ewig freundliche Geste dort fest.

Zwar war es dem Russen in einer Form bewusst, dass der Deutsche ihn möglicherweise bereits manipulierte, doch nach vielen Wochen war er es satt, allein zu sein über sein Leben zu meditieren und besorgt an seine Kinder zu denken. 

Zu den Waffen von Reich gehörte auch physischer Kontakt, der Sowjet nach und nach an ihn binden sollte. Dies war auch effektiv, da der von ihm beabsichtigte Fall eintraf, wenn es auch ein paar Tage länger dauerte, als er erwartete.

Ob er es schon als eine ,,Freundschaft" bezeichnen konnte? Da war er sich unsicher, obwohl er wusste, es war keine. Selbst wenn, wäre sie notdürftig und erzwungen.


Reich kam immer später von äußerlichen Angelegenheiten zurück. 

Während er also beschäftigt irgendwo tagte oder seinen Anhängern etwas predigte nutzte sein Gefangener die Gelegenheit, die ihm bittersüß erschien.

Dieser schlich sich in das Büro des Deutschen, schnüffelte dort nach vertraulichen Dokumenten. Irgendein Geheimnis würde er doch entdecken müssen...

Leider stellte sich heraus, dass dies nicht ohne Konsequenzen bleiben würde. 

Schlimmer noch, an würde ihn eiskalt erwischen. Der Herr des Hauses höchstpersönlich...

Guilty | Countryhumans | IFBGachaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt