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Schwere Schritte hallten durch den ansonst ruhigen Flur. Aber sie schienen so auffällig.

Mal einen daneben, mal kurz eine Pause, dann schien die Person weiter zu schlendern. Es hörte sich jedoch nicht so recht nach Schlendern an. Eher nach einem... Torkeln?

Jedenfalls bemerkte Sowjet es zu spät. Die Schritte hatten bereits die dritte Tür vor dem Büro erreicht, als der Russe die Ohren spitzte.

Erschrocken setzte seinen Herz einen Schlag aus. Sein Mund wurde trocken, ebenso seine Lippen und der Hals. Er war wie angewurzelt vor dem Schreibtisch stehen geblieben, hielt noch eine dünne Papiermappe in der Hand, als die Schritte innehielten.

Ein Schauer lief Sowjet über den Rücken.

Die schweren Türen wurden mühselig aufgemacht. Ein müder Reich erschien vor ihm, der sich gegen die Tür lehnte. Ehe er den Russen im Raum bemerkte, schob er die Tür mit halb geschlossenen Augen zu und schloss sie zu allem Überfluss auch noch ab.

Kaum sah er Sowjet, fing er schon wieder an zu lächeln. Es schlich sich einfach auf seine Lippen.

,, Du... Bist so ein schlaues Kerlchen.", lobte er seinen Gefangenen etwas ungenau um es wirklich verstehen können, ,, Einfach hier... zu lauern und... Ich weiß schon, du musst wissen, dass ich... dein Vertrauen sehr schätzen...". Seine Ansprache (oder war es ein Apell?) wirkte nicht so intensiv wie sonst. 

Reich war angetrunken, wenn nicht sogar betrunken. 

Trotz des offensichtlichen Faktes, dass der Deutsche nicht bei vollem Bewusstsein war, hatte Sowjet Angst. Viel zu viel und vor allem viel zu große. Nicht, dass sie nicht berechtigt wäre, aber sie hatte einen großen Effekt auf sein Gehirn.

Er drängte Sowjet in ein Ecke, einfach dadurch, das er sich auf ihn zu bewegte. Anstatt um Hilfe zu rufen, anstatt etwas zu tun war sein Gehirn wie betäubt.

Irgendwann stieß der Russe auf eine Wand, die ihm ein bitteres Ende zusagen wollte, ihm klarmachte, etwas würde schief laufen, er hätte keine Chance...

Erst etwas später spürte er, wie Reichs Atem auf sein Gesicht schlug. Er hatte klar und deutlich getrunken. Er roch nach Alkohol, er roch nach Verdammnis.

Ruhig musterte er den zusammengekauerten Mann vor sich, der bereits die Augen zusammenkniff. Eigentlich wollte er ihm keine Angst machen... Das waren jedenfalls seine Gedanken. Die Umsetzung scheiterte schon vor einer Weile.

Reich war einsam, hatte seine Gefühle in sich behalten bis sie grau und trocken wurden. Jetzt hatte er einen Gast, und da wollte er etwas von haben. Er würde ihm nicht einfach wie Sand durch die Hände fließen. Er wollte nicht, dass der Russe ihn verließ...

Eingekesselt und zu Tode verängstigt wartete der auf alles Mögliche. Vergewaltigung, Belästigung...-

Die Hände des Deutschen wanderten über seine zitternden Hände. Zurückhaltend brachte er seinen Gefangenen dazu, seine Hand in der eigenen zu verschränken. Mit der anderen fuhr er über Sowjets Nacken, wo sich die Härchen erschrocken aufstellten und ihn schließlich eine komische Gänsehaut überzog. 

Dabei ging er mit ungewöhnlicher Zärtlichkeit vor, die man bei einer normalen, moralisch und ethisch vertretbaren Situation genossen hätte. Das fiel Sowjet schwer, es war ein Albtraum, von Anfang an. Zuerst war er noch in einer Schockstarre gefangen, doch als Reich anfing, seinen Hals zu liebkosen, da fing Sowjet an sich nach zu wehren und zu widersetzen.

Schließlich ließ Reich spontan von ihm ab. Er schien zu müde. Er torkelte zur Tür, schloss sie auf und ging einfach.

Sowjet war vollkommen geschockt und traumatisiert. Er wusste einfach nicht weiter...

Irgendwie schaffte er es zurück zu seinem Schlafzimmer, saß auf dem Bett und ließ das Messer durch seine Finger spielen. Er überlegte, ob er Reich umbringen solle...- Doch dann verwarf er die Idee.

Es war zu früh dafür...

Guilty | Countryhumans | IFBGachaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt