5.

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Die gesamte Nacht hatte ich mir den Kopf über das Angebot von Werner González zerbrochen, weswegen ich auch noch einige Stunden wach lag, aber im Endeffekt zu keinem Entschluss gekommen bin.

Das wäre meine Chance und vermutlich die einzige, um hier heraus zu kommen.
Andererseits würde ich Sandro vermutlich kaum bis gar nicht mehr sehen und da eine Entscheidung zu treffen verunsicherte mich gewaltig.
Das Ganze setzte mich andererseits auch unter Druck, denn er gab mir nur 2 Wochen was natürlich vollkommen verständlich war.
Nervös fuhr ich mir durchs Haar und hatte nicht die geringste Lust heute auch nur für irgendwen tanzen zu müssen.
Das Gestöhne dieser alten Säcke ging mir nämlich mittlerweile tierisch auf den Geist und am liebsten würde ich dem nächsten einfach eine reinhauen.

Unmotiviert betrat ich den Club und wurde sofort freundlich von meinen Kolleginnen begrüßt.
Wir alle waren irgendwie so etwas wie eine Familie und ich liebte sie alle auf verschiedenste Art und Weise.

Ich schnappte mir eine Flasche Cola hinter dem Tresen hervor und schenkte etwas in ein frisches Glas. In kräftigen Zügen trank ich mein Glas aus und stellte es zur Spüle.
Dann machte ich mich auf den Weg zu einer der Umkleidekabinen und entschied mich heute für die rubinroten Dessous.
Ein letzter Blick in den Spiegel, ob meine Haare und auch der Rest noch gut saßen, bevor ich mich in den Raum auf machte.
Kurz blickte ich auf unseren Plan und erkannte, dass ich heute Vormittag gleich drei Vorstellungen hatte. Ich seufzte, denn allein das war mir schon viel zu viel.

Wie gewöhnlich drehte ich mich an der Stange und ließ meine Hände über den samten Stoff wandern.
Die Lichter waren wie immer auf mich gerichtet und ich spürte mehrere starrenden Blicke auf mir.
Bisher hatte mir dies noch nicht so viel ausgemacht, aber heute fühlte ich mich irgendwie total unwohl, sodass ich am Liebsten von der Bühne rennen würde. Ich unterdrückte ein paar Tränen und mir wurde mit einem Mal bewusst, wie lange ich eigentlich schon stark sein musste.
So oft hatte ich davon geträumt endlich meine Schulden abbezahlen zu können und mich meinem großen Traum der Musik widmen zu können.

Der Unterschied zu heute war eigentlich nur, dass ich mich damals noch nicht Hals über Kopf in Sandro verliebt hatte.
Eigentlich hätte das niemals passieren können, denn nur wegen ihm war ich schon so weit, dass ich selbst so ein verlockendes Angebot wegen ihm ausschlagen würde.
Ja, ich würde Werner absagen und hier bleiben, denn wenn ich jetzt gehen würde, hätte ich nie wieder eine Chance bei Sandro zu sein.

Ich seufzte und war froh, als die große Wanduhr mir endlich erlaubte aufzuhören und hauchte einen Kuss in die Menge und verschwand beim kommenden Applaus hinter der Bühne des blauen Raumes. Allgemein war es ziemlich bewundernswert, dass jeder Raum so unterschiedlich gebaut und auch ausgestattet war, deshalb war mein Favorit auch eher der red room und einen Grund dazu gab es eigentlich nicht wirklich. Vielleicht lag es an der Farbe oder eben an den Lichter oder doch an der Grundausstattung?
Ich hatte da nicht so wirklich eine Ahnung, weshalb ich mir nicht weiter deswegen den Kopf zerbrechen wollte.

Lächelnd grüßte ich Cole unseren Bodyguard und wischte die Tische ab, da unser Barkeeper zur Zeit Urlaub hatte.
Deswegen übernahmen wir Stripperinnen immer seinen Job, wenn mal eine von uns gerade nicht an der Stange hang.

Am späten Nachmittag kam ich dann auch schon zu meiner letzten Vorstellung, welche mal wieder nur für einen Kerl angedacht war.
Heute allerdings fand ich es nervig eine private Vorstellung geben zu müssen.
Klar, im Großen und Ganzen gab es mehr Geld, aber andererseits war es irgendwie auch eine andere Situation und vor allem heute machte es mir noch mehr Angst, denn dieser Mann hatte auf mich eine wirklich seltsame Wirkung.
Arlington oder so ähnlich hieß er und musterte mich mit strengem Blick.

„Wird's heut noch was Nutte", fragend sah der Typ mich an und grinste frech.

Alleine schon der erster Eindruck genügte und ich fand ihn alles andere als sympathisch.
Hoffentlich würde ich den Typen nie wieder sehen, denn noch weitere Sprüche würde ich mir definitiv alles andere als gerne anhören.
Wie immer waren meine Bewegungen aufeinander abgestimmt und ich drehte mich elegant um die Stange.

„Jetzt fass dich doch mal an", zischte er und ich hätte ihm am liebsten den Mittelfinger gezeigt, wenn ich dieses Geld nicht so dringend brauchen würde.

Das ging echt gar nicht und dieser Kerl war einfach nur ein widerlicher Perversling.
Ich ignorierte den Kommentar und machte einfach mit meiner üblichen Show weiter und hoffte einfach die Zeit totschlagen zu können.
Plötzlich stand er auf und kam zu mir auf die Bühne. Instinktiv trat ich einen Schritt zurück und konnte nicht in Worte fassen, was danach passierte.

„Ich hab dir etwas gesagt", herrschte der Typ mich an und drückte seine Hand fest an meinen Hals.

Wollte er mich umbringen?

Ein Schauer lief über meinen Rücken und ich ließ unwillig brav meine Hand in den Slip gleiten. Zufrieden grinste der Typ mich an und ich fragte mich, wann er endlich loslassen würde.

„Lass doch los" ,hauchte ich und hoffte der Kerl würde meine Worte nicht ignorieren.

Kurz hatte ich überlegt nach Hilfe zu rufen, aber ich wusste, dass ich mit dem auch alleine klar kommen würde.

„Gut."

Ruckartig ließ er mich los und ich verlor ein wenig den Halt.

Sandro betrat gemeinsam mit dem Typen den Raum und gab ihm einen Handschlag.
Er nickte und der Widerling widmete sich wieder mir.

„Na komm schon kleine. Ich hab nicht umsonst für dich bezahlt."

Der Typ mir gegenüber musterte mich und ich blieb starr auf der Stelle stehen.

Hatte Sandro mich wirklich an diesen Kerl verkauft oder war es nur ein blöder Traum?
Ich blinzelte.
Kein Traum.

Ich blickte in Sandros Augen, welche mir zu verstehen gaben, das dies sein Ernst war und es gab mir den Rest.
Ein letztes Mal hielt ich seinem Blickkontakt stand, während mein Herz in tausend  Teile zersprang.
Ich wendete mich ab und verschwand endgültig aus Sandros Leben.

My sexy Boss ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt