Irritiert blickte ich auf und wollte instinktiv aufstehen. Das grelle Licht fiel direkt auf meine Augen und dieses Ding, an welchem ich angeschlossen war, fing laut an zu piepen.
Ich stöhnte, rieb mir den Kopf und lehnte mich zurück.
Was war passiert?
Wieso war ich im Krankenhaus?
Meine Erinnerungen waren nur noch winzig kleine Fetzen und ich hatte keine Ahnung mehr, welches Ereignis in welcher Reihenfolge stattgefunden hatte.
Werner war mein Bruder?
Oder war das nur ein Traum?
Beziehungsweise meine Einbildung?
Angestrengt überlegte ich, aber tatsächlich konnte ich nicht so genau sagen, was wirklich passiert ist und was nicht.Die Türe wurde geöffnet und eine Frau im weißen Kittel betrat den Raum.
„Miss, endlich sind Sie wach."
Ich musterte die Ärztin und legte meinen Kopf schief.
„Wie lange war ich nicht bei Bewusstsein?", hakte ich nach.
„Etwa eine Woche."
„Eine Woche?", hauchte ich fragend und konnte es nicht so recht fassen.
Ich war also tatsächlich eine Woche ohnmächtig gewesen!
Es ärgerte mich ziemlich, dass mein Erinnerungsstand mickrig aussah und ich musste erst einmal tief durchatmen, um diese Information zu verarbeiten.„Hey."
Sofort blickte ich zu Tür und erkannte Werner im Türrahmen stehen.
Er war also wirklich hier.
Hatte er sich Sorgen gemacht?
Ist Werner wirklich mein Bruder?
Er setzte sich ans Bettende und streichelte über meine Hand.„Geht es dir etwas besser?", wollte Werner wissen und lächelte mich an.
Stumm nickte ich.
„Bin ich wirklich-also ich meine deine Schwester?"Diese Frage beschäftigte mich ziemlich und ich brauchte unbedingt Klarheit.
Jetzt sogar noch mehr denn je, da ich alles vergessen hatte.„Ja."
Ich spürte seinen Blick auf mir ruhen.
„Ich weiß, es ist viel für dich und schwer vorstellbar, aber es ist die Wahrheit."
Werner brauchte ein Fotoalbum hinter seinem Rücken hervor und schlug dieses auf einer bestimmten Seite auf. Ich begutachtete die Bilder und tatsächlich, konnte ich mich mit dem kleinen Mädchen auf dem Foto identifizieren.
Noch einmal atmete ich tief durch und versuchte meinen schnellschlagenden Puls zu regenerieren.„Was hälst du davon, wenn wir uns langsam kennenlernen?", fragte mein Bruder und ich nickte.
„Das wäre schön", fügte ich hinzu und musste schmunzeln.
Vielleicht hatte ich nun wirklich eine richtig tolle Familie.
„Und Mom und Dad? Wie sind sie so?", wollte ich wissen und merkte, dass ich mich sicher ziemlich unsicher anhörte.
„Sie werden dich lieben, Hermana", machte mir Werner Mut, wofür ich ihm sehr dankbar war.
Lange lange blieb er noch bei mir und wir lernten uns näher kennen.
Es war so unglaublich schön und ich musste zugeben, dass er ein richtig toller Mensch ist.
Irgendwie liebte ich meinen Bruder auf Anhieb und konnte mir nicht mehr so wirklich vorstellen, wieso ich in den Ohnmacht gefallen bin.
Am späten Nachmittag besuchten mich meine Eltern und ich konnte auch diese zum ersten Mal kennenlernen.
Auch diese waren sehr nett und es war ein unbeschreibliches Gefühl endlich eine richtige Familie zu haben.
Ich liebte sie einfach und das obwohl ich alle erst seit wenigen Stunden kannte.„Es tut mir so leid, dass wir dich damals weggeben haben,hija."
Mein Vater sah mich traurig an und gab mir einen Kuss auf die Schläfe.
Flashback (Richard):
„Traurig betrat ich das Wohnzimmer und wusste, dass Lia in dieser Familie keine Chance bekommen würde.
Des Öfteren und insbesondere heute hatte mein Vater mir mal wieder klar gemacht, dass ein Mädchen nicht zu gebrauchen war und es unserer Familie schaden würde.
Aber würde es meinem Kind wirklich gut gehen?
Würden ihre neuen Eltern sie gut behandeln?
Würde es jemanden geben, der ihr hielt groß zu werden?
Würde Merliah ein Leben haben?
Würde sie eine Kindheit haben?
Ich fuhr mir mit den Händen durch die Haare. Diese Entscheidung fiel mir so unglaublich schwer und es war einfach nur Bullshit, dass sowas von uns verlangt wird.
Die kleine begann heftig zu schreien und ich sah meine Ehefrau genervt an, um nicht weich zu werden.„Mach das Ding aus", herrschte ich sie an und wusste, Estrada war traurig darübe, dass ich unsere Tochter als Gegenstand bezeichnete.
Allerdings würde es mir so einfacher fallen, mein eigenes Kind wegzugeben.
Laut meinem Vater, war Lia schon viel zu lange bei uns und ich hätte sie früher verkaufen sollen, da es jetzt kein Wunder mehr ist, dass ich mich nicht trennen konnte.
Heute allerdings hatte ich einen Käufer gefunden und hoffte, dass dieser tut, was er verspricht.
Den Schmerz, welchen ich in den Augen meiner Ehefrau erkannte, war nicht zu übersehen. Sie tat mir so unglaublich leid.
Widerwillig gab Estrade dem Fremden Lia in die Arme und drehte sich sofort um. Ich blickte ihr hinterher und sie redete sich damit heraus, dass sie sich frisch machen musste.
Nachdem der Käufer verschwunden war, folgte ich ihr und sah sie wirklich besorgt an.„Es tut mir leid mi amor, aber du weißt, wie sehr es unserem Ruf schadet" , erklärte ich, obwohl dies keine Erklärung für dies war.
„Ich liebe dich."
Ich küsste meine Frau auf die Stirn und zog sie in meine Arme.
Estrada kuschelte such eng an mich und konnte ihre aufkommenden Tränen nicht unterdrücken.
„Ich hoffe du kannst mir dies irgendwann verzeihen. Por favor mi hija."
Flashback Ende
Traurigkeit erkannte ich in Richards Augen und blickte ihn eindringlicher an.
„Es ist okay Papa", sagte ich ehrlich und drückte ihn an mich.
„Ich hab dich lieb."
Diese Worte fühlten sich so gut an und ich war froh, dass ich ihm dies sagen konnte.
Gespannt war ich allerdings auch darauf, was Opa sagen wird, wenn ich ihn kennenlerne.
War er immer noch der gleichen Meinung?
War unser Großvater immer noch dafür, dass Mädchen verkauft werden sollten oder verstand er mittlerweile, dass wir Frauen es ebenfalls verdient hatten, Rechte zu besitzen?Ich gähnte.
Draußen war es schon dunkel, was mir sagte, dass ich schon extrem lange Besuch hatte.
Obwohl ich nicht wirklich etwas anstrengendes getan hatte, fühlte ich mich unfassbar müde und wollte einfach nur noch schlafen.
Meine Familie stellte dies sogar selbst fest und versprach mich morgen wieder zu besuchen.
Niemals hätte ich geglaubt, so eine tolle Familie zu haben...

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My sexy Boss ✔
RomanceROMAN| SHORT STORY| DARK Old Story ⭐️abgeschlossen ⭐️ Warnung: Das Buch enthält sexuelle Handlungen und andere Erwachseneninhalte! Sie ist eine seiner Stripperinnen. Sie ist auf der Suche nach der großen Liebe. Sie sehnt sich nach Freiheit. ~ Merl...