Kapitel 8

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» Zwei Verletzte «

,,Kam das vom Fuchs?'' fragte mich Clay, nachdem mein Magen einmal laut geknurrt hatte.
,,Nein, das war ich'' antwortete ich ihm, während ich mir etwas peinlich berührt am Hinterkopf kratzte.

Ich wusste nicht einmal, wann ich das letzte Mal Essen zu mir genommen hatte. Wahrscheinlich als alle noch an der Hütte waren und das war ja nun schon einen Tag her. Heute war auch eigentlich die Abreise der Jugendherberge gedacht, ob sie dennoch fahren würden?

,,Ich hab aus der Hütte ein paar Sachen, bevor wir losgegangen sind mitgenommen. Da waren auch ein paar Riegel, die kannst du haben. Sind an der Seite vom Rucksack'' riss mich Clay aus meinen Gedanken.

Etwas überrascht starrte ich ihn an.
,,Danke'' murmelte ich und stellte mich hinter ihm, um einen der Riegel aus der Seitentasche zu ziehen. Währenddessen beobachtete ich den Fuchs. Er wirkte noch immer schwach. Kaum zu glauben, dass er einen echten Fuchs in seinem Rucksack hatte.

Während wir weiterliefen wurde der Wind mal wieder stärker, nachdem er für kurze Zeit nachgelassen hatte. Clay wich einen Ast, der ihm wohl entgegenflog aus und rief: ,,Duck dich!'' zu mir, doch ich hatte ihn nicht gehört, weshalb der Ast volle Kanne mein Gesicht streifte.

Sofort bemerkte ich dieses brennen, was sich auf meiner Stirn ausbreitete. Ich strich mit meinem Finger über meine Stirn und sah Blut daran kleben. Als ich Clay anschaute, schaute dieser mich mit geweiteten Augen an.

,,Setz dich auf den Stein da'' forderte er mich auf, währenddessen stellte er langsam seinen Rucksack ab und holte ein Tuch und ein großes Pflaster heraus.
,,Ich hab alles, was mir nützlich erschien, aus der Hütte mitgenommen'' sagte er, während er auf mich zukam.

Als er das Tuch mit seiner Wasserflasche etwas nassgemacht und auf meine Stirn gelegt hatte, stöhnte ich vor Schmerzen auf. Es brannte wie die Hölle.
Er hielt es wenige Sekunden darauf, vermutlich um die Blutung zu stoppen oder einigermaßen zu reinigen.

,,Seit wann bist du so fürsorglich?'' entfuhr es mir.
Er grinste und es war kein provokantes oder aufgezwungenes, sondern ein ehrliches.
,,Wahrscheinlich die Krankenschwester Ader meiner Mutter'' scherzte er.
,,Jetzt haben wir wohl zwei verletzte'' fügte er mit noch immer diesem sanften Grinsen hinzu.

Bemerkte er eigentlich nicht, wie nah er vor mir stand, beziehungsweise auf Augenhöhe kniete? Ich dachte letztens, dass wir uns schon nah gewesen wären, doch das toppte es.
Er öffnete das Pflaster, näherte sich mir noch ein Stückchen und klebte es auf die Wunde.
,,Müsste reichen bis wir zurück sind'' sagte er.

,,Wie lange dauerts denn noch?'' fragte ich. Er nahm die Karte wieder in die Hand und schaute darauf. Er zeigte mit seinem Finger auf den Fluss.
,,An dem müssten wir gleich sein und von da müsste es noch eine gute Stunde zur Hütte vom Förster sein.''

Mir wurde plötzlich total schwindelig, was eigentlich kein Wunder war, bei der Wucht, die mich der Ast getroffen hatte. Clay musterte mich.
,,Alles okay?'' fragte er, woraufhin ich nickte.
,,Packst du das oder willst du kurz eine Pause machen?'' fragte er.
,,Nein, alles gut. Lass uns gehen, bevor wir noch eine Nacht im Wald verbringen müssen.''

Wir liefen also weiter und kamen kurz darauf wirklich an dem Fluss an, den Clay auf der Karte gezeigt hatte. Jedoch mussten wir diesen auch überqueren. Zum Glück lagen große Steine im Wasser, auf die man mit großen Schritten gehen konnte, um nicht unbedingt durch das Wasser zu laufen. Es war nicht wirklich tief, jedoch definitiv auf Hüftebene.

Clay lief voraus, ich direkt hinterher.
,,Pass auf, die sind verdammt rutschig'' warnte er mich.
,,Ich merks'' entgegnete ich ihm, während ich mich versuchte zu konzentrieren. Ausgerechnet jetzt fing mein Kopf an zu pochen, was es mir erschwerte.

Clay war schon drüben. Ich wollte vom letzten Stein auf die Wiese hinüberspringen, doch rutschte aus und wäre beinah ins Wasser gefallen, wen Clay mich nicht rechtzeitig an meiner Hand zu sich gezogen hätte.

Jedoch hatte er mit so einer Wucht gezogen, dass ich auf die Wiese flog und ihn mit mir hinuntergezogen hatte, weshalb er auf mir lag. Er richtete seinen Oberkörper auf und schaute mich an.

Er schaute mich mit einem Blick an, den ich nicht kannte. Plötzlich bemerkte ich dieses Kribbeln, was sich in meinem gesamten Körper ausbreitete. Ich schluckte und versuchte meine Atmung ruhig zu halten, die unregelmäßig wurde.

Clay schien in eine Trance gewesen zu sein, aus der er wieder zu sich kam und von mir stieg.
Als er wieder auf seinen Beinen standhielt er mir seine Hand hin, die ich entgegennahm und er mich hochzog.

Er räusperte sich und vermied plötzlich den Augenkontakt mit mir.
,,Wir sollten uns beeilen. Es sieht so aus, als würde es nicht mehr lange dauern, bis es wieder anfängt zu regnen'' sagte er. Ich nickte nur stumpf und folgte ihm, mit vermutlich geröteten Wangen.


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Aha, aha, aha 🧐😌

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