Prolog

1K 51 9
                                    

Frau Jäger, kam genau wie wir neu an die Grundschule und wurde unserer Klassenlehrerin. Wir hätten uns nichts besseres wünschen können, als diese junge, hoch motivierte, herzensgute und äußerst zugewandte Frau. Sie ließ uns auch gern an ihrem Privatleben teilhaben, erzählte viel von ihrem Sohn, ihrem Partner, dem Hausbau und der bevorstehenden Hochzeit. So standen wir in der dritten Klasse, vor der Kirche mit Rosen in der Hand Spalier, während sie in einem Prinzessinnenkleid gemeinsam mit ihrem Mann auf die Kutsche zuschritt. Es war der Traum eines jeden kleinen Mädchens und so auch meiner. Ich bewunderte sie von Anfang an, wollte sie mit allem was ich tat beeindrucken und buhlte wie alle Anderen um ihre Aufmerksamkeit. Ich wohl noch ein wenig mehr, da ich liebevolle Zuwendung zuhause kaum erfuhr. Meine Eltern waren schon immer leistungsorientiert. Mitschüler*innen spielten zum Spaß Fussball, Tennis, gingen Reiten oder zum schwimmen. Aus mir sollte immer etwas besonderes werden und ich musste mich früh entscheiden. Meine Wahl fiel aufs schwimmen, woran ich die ersten Jahre auch viel Spaß hatte. Bis ich in die kleinere Gruppe der Leistungsschwimmer*innen aufstieg und statt zwei Trainerinnen, nur noch einen Trainer hat. Jürgens Hilfestellungen und Erklärungen waren sehr viel Körperbetonter als zuvor und es wurde mir zunehmend unangenehmer, wenn er mich weit oben an den Oberschenkeln anfasste oder massierte wie man es, seiner Aussage nach, bei den Profis tat. Keiner der Anderen schien sich daran zu stören, also hielt auch ich es lange für normal. Jürgen schwärmte bei meinen Eltern über meine Leistungen und wollte mich gern einzeln fördern. Damit traf er bei ihnen natürlich sofort auf Zustimmung und immer öfter blieb ich nach dem eigentlichen Training mit ihm allein und bekam Einzelstunden. Oft ging er mit mir ins Wasser, um mir etwas zu zeigen und tadelte mich, dass ich auf seine knappe Badehose schauen würde. Was ich nicht bewusst getan hatte, aber mich trotzdem dafür schämte. Er platzte in die Umkleidekabine, wenn ich mich umzog und damit ich mich beeilte, sah er mir dabei zu. Solche und ähnliche für mich sehr peinliche Situationen häuften sich. Auch fasste Jürgen mich immer öfter an und hielt mich dazu an, ihn anzufassen, wenn wir allein waren. Er erklärte es damit, das ich die verschiedene Muskeln spüren sollte und wie sie beansprucht wurden. Immer wieder macht er mir Komplimente zu meiner körperlichen Entwicklung. Natürlich unter dem Aspekt, das sich durch das Schwimmen meine Brustmuskulatur ausprägte und ich eine schöne Brust bekommen würde, die er immer wieder bewundernd berührte.

Ich wurde immer zurückhaltender, verschlossener und Aufmerksamkeit wurde mir zunehmend unangenehmer. Frau Jäger hatte mein verändertes Verhalten als erste bemerkt, aber ich hatte kaum Worte um auszudrücken was mich belastete. Sie versuchte immer wieder mit mir und meinen Eltern zu sprechen, aber meine Eltern verstanden ihre Sorge nicht und sahen keine Probleme.
Wie auch, nichts deutete darauf hin. Heute mit genügend Abstand, kann ich es verstehen. Du gibst dein Kind in einen Sportverein und hoffst, das es dort Spaß hat und Freunde findet. Niemand will sich etwas anders auch nur vorstellen.

Zum Ende unserer Grundschulzeit offenbarte uns Frau Jäger, die mittlerweile Frau Specht hieß, ihre zweite Schwangerschaft. Zeigte stolz ihren kleinen Babybauch, die Ultraschallbilder und erklärte das sie nicht mit einer neuen Klasse anfangen würde, sondern sich erst Mal um ihre Kinder kümmern würde.

In einem letzten Gespräch, bevor sich unsere Wege trennten, versuchte sie erneut mit meinen Eltern zu sprechen. Sie äußerte ihre Sorge über mein sich immer mehr veränderndes Verhalten und das mich der Besuch des Gymnasiums noch mehr überfordern würde, aber meine Eltern sahen dies komplett anders. Meine beiden großen Brüder besuchten bereits das Gymnasium und so kam auch für mich nichts anderes in frage. Auf biegen und brechen musste ich dadurch und das natürlich auch erfolgreich. Ich bekam Nachhilfe, hatte kaum Zeit für Freunde oder andere Hobbys, außer dem schwimmen.
Jürgen überhäufte mich mit Komplimenten, machte mir Geschenke und redete mir ein das wir ein heimliches Liebespaar wären. Ich wurde regelrecht abhängig von seiner Aufmerksamkeit und der Zuneigung und so hatte er leichtes Spiel. Verweigerte ich mich, ließ er mich links liegen und seine nicht achtung machte mich gefügig. Er zeigte, wenn wir allein waren, keinerlei Zurückhaltung mehr und machte mit mir alles, was aus seiner Sicht, Paar die sich liebten taten. Ich wollte ihm glauben, aber es tat weh und immer wieder musste ich an Frau Specht denken, die uns im Unterricht erzählt hatte, wie schön die Liebe sei.

Mit ihr fing alles an...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt