Kapitel 19

677 47 3
                                    

Am Abend hatte ich Matthias eine Nachricht geschrieben, zumindest mit ihm konnte ich meine Freude teilen und er freute sich ehrlich mit mir. Die gute Stimmung am Telefon hielt an, bis er sich nach dem weiteren Verlauf mit Andrea erkundigte und ich ihm etwas unwillig die ganze Geschichte erzählte. Er war weniger überrascht das ich danach das Auto bekommen hatte, weil so wie er es sagte. Es Papas Art der Anerkennung sei. Im Bezug auf Andrea konnte er mir nicht viel weiter helfen, auf mein Herz hören war die eine Sache, aber dem stand mein Verstand im Weg. Es war zu schwierig und würde es immer sein.

In die neue Woche starte ich recht motiviert. Vereinbarte eine Termin bei meiner Psychologin, die auch direkt am Mittwoch Zeit für mich hatte, ging ins Fitnessstudio und vertrieb mir dort noch etwas die Zeit mit Ingo und anderen Bekannten. Natürlich konnte ich die Gedanken an Andrea nie ganz abschalten, sie waren einfach da oder wurde noch präsenter sobald ich keine Ablenkung mehr hatte. Es war ein Fluch, wie oft ich mittlerweile am Tag auf mein Handy sah und mir wünschte das sie sich melden würde. Wie hatte ich nur denken können das es nach ein paar Tagen besser werden würde? Grade war das Gegenteil der Fall. Ich vermisste sie gefühlt jeden Tag mehr.

Am Dienstag ging ich wieder zur Arbeit und da meine neugierige Kollegin keine ruhe gab, erzählte ich Nina das ich eine Nacht im Krankenhaus war, wegen Kreislaufbeschwerden. Sie zeigte sich besorgt und überließ mir die kleinere Palette, damit ich mich nicht überanstrengte. Eh ich etwas sagen konnte stand ich vor den unliebsamen Kartons mit Flaschen. Ich hatte kein Problem damit, aber das Auffüllen des Alkohols mied ich meistens. Ich konnte nicht so schnell arbeiten, da eine Unachtsamkeit eine zerbrochene Flasche bedeuten würde und dies wiederum eventuelle Spritzer auf meine Kleidung oder noch schlimmer im Gesicht, vom Geruch ganz zu schweigen. Heute fühlte ich mich stark genug, mich im falle des Falles einfach waschen und umziehen zu gehen. So stand ich vor den Regalen mit Flaschen und betrachtete sie sogar mit einem leichte lächeln. Ja von Jack, Johnnie oder Jim hatte ich mich häufiger flachlegen lassen. Warum waren das eigentlich immer Männernamen? Sinnierte ich wäre ich die Kartons öffnete und mich sorgsam an die Arbeit machte. Ich kam nicht pünktlich raus, so wurde mir auch die Entscheidung abgenommen, heute zur Schwimmhalle zu fahren um Andrea abzupassen. Zuhause überlegte ich, wie so oft in den letzten Tagen, ob ich ihr nicht doch schreiben sollte. Auf der anderen Seite meldete sie sich aber auch nicht, vielleicht wollte sie wirklich keinen Kontakt mehr oder wartete sie darauf das ich mich meldete?

Meine ganzen widersprüchlichen Gedanken und Gefühle schleppte ich mit zu meiner Psychologin und es wurde eine sehr intensive Sitzung, sie verschob für mich sogar ihren nächsten Termin, da ich so viel zu erzählen hatte und grade einfach alles raus musste. Etwas erleichtert war ich danach, auch wenn sie mir keine Lösung für den Umgang mit Andrea sagen konnte oder wollte. Auch für sie war klar das ich die Konfrontation mit der Schwimmhalle nur mit Andrea weiterführen konnte und somit war es unmöglich sie außen vor zu lassen. Also lag es mal wieder an mir, als wenn das nicht schon immer so gewesen wäre. Zumindest waren wir uns abschließend einig, das ich keine Medikamentöse Einstellung wegen der Panikattacken bräuchte, solange sie nicht gehäufter auftraten. Jedoch wollte sie mich in den nächsten Wochen wieder regelmäßig sehen.

Um den Restballast auch noch los zu werden, ging ich nach dem Termin ins Fitnessstudio und verausgabte mich dort richtig. Das erste Mal in dieser Woche, fiel ich ohne weitere Gedanken an Andrea ins Bett und schlief völlig erschöpfe ein.

Natürlich änderte sich dies schon am nächsten Tag, als ich mich für die Arbeit zurecht machte. Ich könnte das Auto nehmen, direkt nach Feierabend hinfahren, mich auf den Parkplatz der Schwimmhalle stellen und abwarten. Sie würde nie auf die Idee kommen das ich da wäre. Ich könnte sie sehen und spontan entscheiden, ob ich mich ihr stellte oder nicht. Während des heutigen entspannten Einsortierens der Konserven überlegte ich hin und her. Seit wann war ich so unsicher und grade zu feige? Das war meine Chance und ich sollte sie nutzen!
Als wir Feierabend machten stand mein Plan fest. Ich ging nicht zum Hintereingang raus, sondern in den Laden und nach vorn zu den Kassen, wo die frische Blumen standen. Kurz überblickte ich das Angebot und meine Wahl fiel auf eine rosafarbene Gerbera. Perfekt!

Mit ihr fing alles an...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt