Prolog

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Es war ein verschneiter 27. Dezember in Seoul als im Asan Medical Center um 05:55 Uhr leise Schreie eines Babys erklangen.
Vorsichtig wickelten die Schwestern das Neugeborene in eine warme, weiße Decke, bevor sie das Baby der neugewordenen Mutter in die Arme legten.
Die Mutter betrachtete ihr kleines Wunder und sah in die winzigen, schwarzen Augen ihres Babys.
Nur wenige Momente später durfte auch der neugewordene Vater den Entbindungsraum wieder betreten, und sah zum ersten Mal seine Frau und ihr Neugeborenes.
"Was ist es?" fragte er die Krankenschwestern herrisch und wand den Blick von seinem Kind ab.
"Es ... wir wissen es nicht genau." antwortete die Schwester stockend. "Wir haben so etwas noch nie gesehen..."
"Was ist es denn jetzt?! Junge oder Mädchen?!" schrie der Mann außer sich.
"Schreien Sie hier nicht so rum. Sie sind immer noch in einem Krankenhaus!" tadelte der Doktor, welcher gerade das Zimmer betrat, bevor er sich an die Frau wand.
"Was ist mit meinem Baby?" fragte die Frau besorgt.
"Miss, es ist so... Wir denken, ihr Baby ist vom Hermaphroditismus betroffen." erläuterte der Doktor.
"Herma- was?" wiederholte die Frau verwirrt.
"Es ist keine Krankheit." beteuerte der Doktor sofort, als er die Sorge und Verwirrtheit im Gesicht der jungen Frau sah. "Es ist nur so, dass ihr Kind beide Geschlechtsteile besitzt. Die weiblichen jedoch mehr, deswegen ist es ... schwierig die Situation zu erklären."
Die Frau starrte den Doktor mit großen Augen an, doch sie konnte kein Wort mehr fassen, denn ihr Mann war bereits außer sich vor Wut und schrie sie an: "Du hast WAS zur Welt gebracht?! Ein Ding, das weder Frau noch Mann ist?! Du bist eine Schande für meine Familie! Du hast eine Missgeburt auf die Welt gebracht!"
"Mister beruhigen Sie sich!" rief der Doktor, doch veranlasste der Krankenschwester hinter ihm bereits das Handzeichen den Sicherheitsdienst zu kontaktieren.
"Ich werde das Kind umbringen! So ein Schandfleck kommt mir unter keinen Umständen in mein Haus!" Der Mann schrie weiterhin unaufhaltsam auf seine Frau und das Baby ein, bis endlich zwei Männer des Sicherheitsdienstes durch die Tür kamen und den Mann an den Armen hinauszogen.
"Miss, ich kann mir vorstellen wir schwer das jetzt für sie sein muss, aber ihr Baby ist durch den Hermaphroditismus nicht gefährdet." beruhigte der Doktor.
"Was ist dieser Hermapro- Sie wissen schon." wollte die Frau wissen.
"Man könnte es auch als intersexuell umschreiben. Sehen Sie, im Prinzip wird Ihr Baby ganz normal aufwachsen. Im Gegensatz zu anderen Kindern wird es allerdings beide Geschlechtsteile entwickeln. Doch nach jetzigen Stand sieht es eher so aus, als würden die weiblichen die männlichen verdrängen." klärte der Doktor sie auf.
"Das heißt ... nach Geschlecht wäre es eher ein Mädchen?" fragte die Frau und begutachtete das Baby in ihren Armen.
"So könnte man das jetzt sagen. Sollte es nun natürlich vorkommen, dass sich ihr Kind im Laufe der Jahre mit dem weiblichen Geschlecht nicht wohl fühlt, kann es ab dem 16. Lebensjahr entscheiden welches Geschlecht es von nun an haben will. Mit 18 Jahren kann man diese Entscheidung dann offiziell bestätigen lassen."
"Und ... jetzt?"
"Jetzt dürfen Sie das, vorzeitige, Geschlecht, sowie den Namen bestimmen." informierte der Doktor.
Die Frau blickte auf ihr Baby und überlegte lange Zeit, bis sie dann zu einem Entschluss kam.
"(D/N)." antwortete die Frau.
"Und welches Geschlecht wird (D/N) haben?" fragte der Doktor mit einem kleinen Lächeln.
"Ich will das (D/N) als Junge aufwächst. Solange bis er selbst entscheiden kann."
"Dann vermerken wir das."

16 Jahre später

Ein nervtötend hohes Piepen ertönte in dem verdunkelten Zimmer.
Langsam bewegte sich unter der Bettdecke eine kleine Gestalt.
(D/N) schlug, wie jeden Morgen, verschlafen seine Augen auf und setzte sich im Bett auf. Noch während er den Wecker ausschaltete rieb er sich den Schlaf aus den Augen.
"Mhhm, ich hätte doch nachschauen sollen ob ich den Wecker ausgeschaltet hab." murrte (D/N) und ließ sich wieder ins Bett fallen, um weiter zu schlafen.
Doch Stimmen, die von der Küche, gedämpft nach oben drangen, ließen ihn nicht mehr.
Nun verwirrt, setzte sich (D/N) im Bett auf und starrte seine Tür an, um sicher zu sein, dass er nicht noch träumte. Nein, es klang wirklich nach zwei Stimmen.
"Seit wann hat Eomma so früh schon Besuch?" murmelte (D/N) und schlug die Bettdecke von seinem Körper.
Langsam setzte er sich an die Bettkante und analysierte die unbekannte Stimme.
"Ein Mann? Hat sie wieder einen neuen Freund?" dachte (D/N) verwirrt.
Die Neugier nicht länger aushaltend stand (D/N) in neuer Rekordzeit vom Bett auf und öffnete seine Tür.
"Eindeutig ein Mann." bestätigte (D/N) in Gedanken, während er leise die Treppen hinunter schlich.

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