Liebe

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Der nächste Morgen war alles andere als einfach für (D/N). Schon als Jin ihn nach ihrer gemeinsam verbrachten Nacht aufweckte, wollte er nicht aus dem Bett. Und auch wenn Seokjin seine Reaktion nachvollziehen konnte, musste er (D/N) dazu bringen, aus dem Bett zu kommen. Das Gespräch mit den anderen Mitgliedern würde sich nicht von selbst erledigen.
"Schau, (D/N), wir haben doch beide gestern gewusst, dass wir heute mit den anderen über deinen Zusammenbruch sprechen werden." versuchte Jin ihn zu überzeugen, aufzustehen.
"Aber ich will nicht ..." murmelte (D/N) unter seiner Bettdecke heraus.
Seufzend setzte sich Jin nun an die Bettkante. "Warum denn nicht?"
"Ich hab Angst ..." gestand er nach einiger Zeit des Zögerns.
Das überraschte ihn nun doch. Seokjin hätte nicht gedacht, dass (D/N) nur nicht mit den anderen über seinen Zusammenbruch sprechen will, weil es ihm peinlich wäre, oder so. Aber auf die Idee, dass (D/N) wirklich Angst vor diesem Gespräch haben könnte, wäre er niemals gekommen. Diese Erkenntnis veränderte Jins Einstellung komplett.
"Du hast Angst? Warum? Die anderen wollen nur wissen, was der Grund für deinen gestrigen Zusammenbruch war, ganz genauso wie ich es wollte. Und sie werden dich auch nicht schimpfen oder so." versicherte er, obwohl er nicht dachte, dass es viel nutzen würde.
"Ich will ihnen nicht sagen, dass mir das alles zu viel wird ..."
"(D/N), manchmal, wenn man selbst merkt, dass man es nicht mehr schafft, muss man sich Hilfe suchen. Und wir werden dir diese Hilfe geben, wir werden dir helfen. Aber das können wir nur, wenn wir wissen, dass du auch Hilfe brauchst." sprach Jin ihm aufmunternd und versichernd zu.
Langsam kam (D/N)'s Kopf unter der Bettdecke hervor. Seine großen grauen Augen starrten Seokjin an, als wäre er ein getretener Welpe. "Sie sind sicher nicht ... sauer?"
Sofort schüttelte Jin seinen Kopf. "Nein, das sind sie nicht. Wir könnten niemals sauer auf dich sein. Zumindest nicht wegen sowas."
(D/N) sah aus, als würde er überlegen, ob er Jin einfach vertrauen und mit ihm runter, zu den anderen gehen sollte oder ob er weiterhin stur bleiben wollte.
Seokjin dachte wirklich, es brauche mehr Überzeugung, doch zu seiner Überraschung stimmte (D/N) zu und nachdem er sich angezogen hatte, gingen die beiden ins Wohnzimmer zu den anderen.

Im Wohnzimmer begrüßte sie erstmal der Anblick eines völlig übermüdeten Hoseoks, der anscheinend die ganze letzte Nacht auf der Couch verbracht hatte. Zu ihm gesellte sich noch Yoongi, der ebenfalls aussah, als wäre er die ganze Nacht wach geblieben. Doch ausgehend von ihrer Lage auf der Couch, beide aneinander gekuschelt, konnte sich Jin schon denken, dass Yoongi wegen Hoseok kein Auge zugetan hatte.
"Hyung, (D/N)." Die Stimme von Jungkook weckte schließlich auch die Aufmerksamkeit der anderen.
"(D/N) ist bereit, über die Ursache des Zusammenbruchs zu sprechen." erklärte Seokjin sofort die Absicht der beiden.
Es wurde sofort still, alle waren seit gestern so besorgt um (D/N), dass sie die ganze Nacht kaum geschlafen haben, aber gleichzeitig wollten sie jetzt auch alle unbedingt wissen, was der Grund für den Zusammenbruch gestern war.
Es dauerte wieder etwas bis (D/N) bereit war auch den anderen über seine Probleme zu erzählen, aber er schaffte es durch einen ermutigenden Blick seitens Jin.
"Ich hab jetzt schon eine Zeit lang ... das Gefühl, dass ich es nicht mehr schaffe." begann (D/N). Alle hörten ihm aufmerksam zu, niemand wagte es, ihn zu unterbrechen. "Ich wollt' euch nichts davon erzählen, weil ich Angst hatte..."
Hoseok konnte sich nun allerdings nicht mehr halten und die Frage: "Angst? Wieso?" sprudelte förmlich aus ihm raus.
"Ich dachte ... wenn ich euch sage, dass mir ... die Schule und die Arbeit mit euch zu viel wird ..." (D/N) brach ab. "Ich dachte, vielleicht seid ihr dann sauer auf mich ... oder enttäuscht."
"Niemals." schrie Hoseok buchstäblich heraus und sah (D/N) mit einem ernsten Blick, der Berge versetzen könnte, an.
(D/N) sah wieder so aus, als wäre er ein getretener Welpe. Seine Augen wurden wieder groß und das Licht spiegelte sich in ihnen - man könnte meinen, man würde in eine unendliche Galaxie blicken.
"Wie äußern sich diese Probleme, (D/N)?" fragte Taehyung.
"Kopfschmerzen ... Schlafmangel ... Übelkeit ... Schwindel ..." antwortete (D/N).
"Und du hast nie etwas gesagt, weil du dachtest wir wären enttäuscht oder wütend..." wiederholte Jimin, mehr für sich als für die anderen.
Bevor weiter gesprochen wurde, fasste Hoseok einen Entschluss. "Wir schrauben dein Training runter, augenblicklich. Du wirst genug Zeit haben, deine schulischen Tätigkeiten zu erledigen und ausreichend Schlaf zu kriegen. Ich lass' dich nicht eine Minute länger so weiter machen."
Und auch wenn es schroff klang, (D/N) wusste, dass Hoseok etwas für ihn tat, was er unter normalen Umständen niemals ermöglicht hätte bekommen.
"Aber ich will nicht, dass -" bevor er seinen Satz beenden konnte, unterbrach ihn Hoseok erneut.
"Es ist mir egal, was du willst. Wenn ich sage, dass dein Training angepasst wird, dann wird es das auch." fuhr er (D/N) schroff an, auch wenn eine gute Absicht dahinter lag.
Danach war es einige Zeit still im Wohnzimmer, niemand sagte ein Wort, wahrscheinlich auch weil niemand wusste, was er in einer solchen Situation sagen sollte.
Als die Stille unangenehm wurde, eröffnete Jin, dass er dann mal das Frühstück vorbereiten würde.

Am Frühstückstisch saßen dann alle wieder zusammen, und auch die unangenehme Stimmung war wie weggeblasen. Währenddessen sah (D/N) alle Mitglieder für einige Sekunden an.
Namjoon, sein Stiefbruder, mit dem er nicht sofort auskam, doch der trotzdem nie aufgegeben hat, ihn mit den anderen willkommen zu heißen.
Seokjin, der älteste, der ihn bei seiner ersten Gesangsprobe ermutigt hatte, seinen Solosong 'Epiphany' zu singen, trotz hoher Noten und dem Nichtwissen, ob er ein Talent im Singen hat.
Yoongi, den er beim ersten Treffen als kalt und resigniert eingeschätzt hatte, der sich aber doch als ein ganz anderer Mensch herausstellte.
Hoseok, der bemerkte, wie langweilig er es fand bei ihrem ersten Dance Practice und ihm die Choreos zeigte und dies auch weiterführte.
Jimin, der sofort beim ersten mit ihm geflirtet hat und ihm nach ihrem ersten Kuss beinahe ein Liebesgeständnis herausgelockt hätte.
Taehyung, der ihn beim ersten LIVE ermutigte als er zweifelte ob die Fans ihn mögen würden und dem er zum allerersten Mal anvertraute, dass er in der Schule gemobbt wurde.
Jungkook, der Maknae, der ihn in sein Zimmer getragen hat, als er auf der Couch einschlief, auch wenn er dachte, er würde es nicht bemerken.
(D/N) sah sie alle nacheinander ein.
Und er erkannte, dass er in der K-Pop Gruppe mehr als eine Familie sah. Viel mehr.
"Ist alles okay?" fragte Yoongi besorgt, als er (D/N)'s Blick herumschweifen sah. Dies weckte natürlich auch wieder die Aufmerksamkeit aller.
(D/N) wusste nicht, was er tun sollte. Sollte er ihnen sagen, was los war, oder sollte er es einfach bei einem 'Ja' belassen? Nein, diesmal würde er nicht davonlaufen, er würde ihnen sofort die Wahrheit sagen.
"Ich glaub, ich seh in euch mehr als nur Familie." gestand (D/N).
Sie sahen ihn an.
"Mehr als Familie?" wiederholte Jungkook und (D/N) nickte.
"Ich glaub ... ich liebe euch alle."
Niemand brach den Augenkontakt untereinander.
"Nachdem mein früherer Stiefvater mich vergewaltigen wollte, hatte ich Vorurteile allen Männern gegenüber. Ich dachte, alle sind gleich. Deswegen war ich euch auch gleich so feindselig gegenüber. Ich wollte nicht, dass wir uns näher als nötig kommen, auch wegen meiner Intersexualität. Aber... je mehr Zeit ich mit euch verbracht habe, desto mehr fiel mir auf, dass ich mich getäuscht hatte. Ihr seid nicht wie alle anderen Männer."
Gut, das klang wirklich wie ein Liebesgeständnis. Aber das war es auch.
Eine kurze Zeit herrschte erneut Stille und in (D/N) breitete sich fast schon die Angst aus, dass sie seine Gefühle nicht erwidern und er sich gerade komplett lächerlich vor ihn gemacht hattte.
Doch diese Befürchtung verflog sofort, als Jungkook von seinem Platz aufstand und seine Lippen auf seine drückte. Als er den Kuss löste, offenbarte Jungkook: "Wir lieben dich genauso. Nicht ein bisschen weniger als du es tust."
Und dies wurde augenblicklich von allen bestätigt.



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