Alpha Crescent

•Kapitel 6•

Den gestrigen Tag hatte ich vom Mittagessen an allein verbracht.

Soley hatte ihren Auftrag leider sehr gründlich ausgeführt und kaum dass ich mein "Zimmer" betreten hatte hinter mir abgeschlossen.

Müde schlug ich nun die Augen auf und ließ meinen Blick zum x-ten mal durch den Raum schweifen.

Alles unverändert.

Das Zimmer, oder eher gesagt die Zelle wirkte noch genauso kahl und uneinladend wie gestern.

Von der Optik her war es zwar wie ein Schlafzimmer bzw. Zimmer für Gäste eingerichtet, doch hatte ich sehr schnell feststellen müsen dass dieser Raum keine Fenster besaß und auch keine anderen Ausgangsmöglichkeiten darbot.

Immerhin gab es ein Badezimmer, in welches ich mich jetzt notgedrungen schleppte.

Ich hatte vor mich wenigstens einigermaßen frisch zu machen, auch wenn eigentlich kein Grund dafür bestand.

Was auch immer mich heute erwarten würde, mir graute jetzt schon davor.

Alpha Crescent war mein Mate und ich wusste absolut nicht mit der Situation umzugehen.

Der Mann machte mir Angst, sowie vermutlich jedem und sein Verhalten gestern hatte nicht so gewirkt als ob er sich über seine Mate freute.

Wahrscheinlich sollte ich sowieso lieber froh sein dass er mich nicht direkt in den Kerker geworfen hatte.

Damit war ich ironischerweise auf jeden Fall besser dran als meine Mum in ihrer aktuellen Situation.

Mein Vater musste schon außer sich sein vor Wut über meine Verspätung bei Jenkins und keiner wusste wo ich war. Der Fahrer war tot und ob Alpha Crescent mein Rudel kontaktiert hatte war fraglich.

Hoffentlich lebte Mum überhaupt noch und mein Vater lebte seinen Zorn nicht komplett an ihr aus.

Bei diesem Gedanken an sie war ich automatisch wieder voll bei der Sache. Eins stand fest, ich musste sofort aus diesem Zimmer raus und etwas unternehmen.

Schnell spritzte ich mir noch etwas Wasser ins Gesicht und hastete zurück in das Zimmer.

Was nun war die Frage.

Die Wunden an meinen Beinen brannten bei jeder Bewegung und ich ließ mich fluchend auf dem Bett nieder.

Nicht aufgeben, nur nicht aufgeben.

Mit zusammen gebissenen Zähnen zwang ich mich wieder hoch und versuchte meine Glück erstmal an der Tür.

Vielleicht war ja über Nacht eine gute Fee durchs Fenster geflattert und hatte aufgeschlossen.

Ach ja. Welches Fenster.

Frustriert raufte ich mir die Haare, als ich mein Portal in die Freiheit verschlossen vorfand und zerbrach mir den Kopf über einen möglichen Ausweg.

Aus Verzweiflung trat ich ein paar mal gegen die Tür, was jedoch nur zur Folge hatte dass ich schmerzerfüllt aufschrie und auf einem Bein durchs Zimmer hüpfte.

Diese verdammten Mistkerle hatten verstärkte Türen eingebaut, sodass selbst ein Werwolf keine Chance hatte sie auf zu brechen.

"Versuch es doch mal durchs Fenster!"

Nova meldete sich zu Wort und ich musste mich zusammen reißen um sie nicht direkt an zu motzen. Sie konnte nichts für die Situation zu und meine Wut an ihr aus zu lassen wäre falsch.

"Witzig, du Scherzkeks! Schon mal daran gedacht dass hier keine sind? Dieses Zimmer ist die reinste Zelle!"  Erwiderte ich stattdessen.

"Rohe Gewalt?" Schlug sie nach einer kurzen Pause schließlich vor und überraschte mich mit dieser Idee ein wenig.