02. Room Mate

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Sometimes you picture me
I'm walking too far ahead
You're calling to me, I can't hear
What you've said
Then you say, "go slow"
And I fall behind
The second hand unwinds
If you're lost you can look and you will find me
Time after time
If you fall, I will catch you, I'll be waiting
Time after time
If you're lost, you can look and you will find me
Time after time
If you fall, I will catch you, I will be waiting
Time after time


Cyndi Lauper - Time After Time


< R O B Y N >


Kalifornien war sehr warm.

Ende August, zum Beginn des Herbstsemesters, zeigte sich die Sonne noch immer in voller Stärke und brannte einem auf den Pelz. Zum Glück waren die Räume alle klimatisiert und das machte es erträglicher.

Unerträglich dagegen war der Gedanke, dass ich alleine hier verweilte. Ohne Niall. Ohne einen einzigen Freund oder bekanntes Gesicht. Es fühlte sich an wie ein Gang durch die Hölle.

In meinem Innersten herrschten Zweifel, ob ich die richtige Entscheidung getroffen hatte. Vielleicht hätten wir einfach zusammen abhauen sollen. Aber das brachte ohne Job, ohne Ausbildung oder abgeschlossenes Studium und ohne Kohle rein gar nichts.

Mein Vater saß auf meinem Geld wie eine Glucke. Erst wenn ich einundzwanzig wurde, durfte ich frei darüber verfügen. Bisher kontrollierte er alles, jegliche meiner Kontobewegungen und neuerdings wohl auch meinen Laptop und Handy. Ich ging stark davon aus, dass er dort Überwachungsprogramme hatte installieren lassen und verkniff mir, im Internet nach bestimmten Dingen zu suchen.

Jeden Tag dachte ich an Niall, vermisste ihn wahnsinnig und wäre so manches Mal am liebsten in Tränen ausgebrochen. Das tat ich nachts, wenn es niemand sah, denn ich wollte stark sein und mir vor allem vor den neuen Kommilitonen nichts anmerken lassen.

Mein Wunsch, ein Zimmer innerhalb der Uni zu belegen, erfüllte sich mit dem Umzug nach Los Angeles. Hier hatte ich alles, was ich brauchte. Ein Bett, einen Nachttisch, einen Schreibtisch mit Stuhl, Regale an den Wänden und einen Kleiderschrank, sowie eine kleine Kommode. Es war bei weitem nicht so luxuriös wie Harrys Zimmer in der Juilliard, aber das besaß in meinen Augen keine Relevanz.

Überhaupt tickten die Uhren innerhalb der UCLA Herb Alpert School of Music teilweise anders als in der Juilliard. Die University of California, Los Angeles zählte zu den renommiertesten der Westküste und ich war entschlossen, mein Studium dort weiterzuführen. Auch wenn mein Vater dies für Zeitverschwendung hielt. Für ihn spielte Musik keine tragende Rolle, jedenfalls nicht, um damit seinen Lebensunterhalt zu bestreiten.

Noch immer fühlte ich mich sehr alleine, trauerte wegen Niall und kam einfach nicht über die Ereignisse hinweg, die meinen Lebensweg drastisch änderten. Mein Vater hatte unsere Liebe zerstört und das würde ich ihm nie verzeihen. Niemals!

„Hey, Robyn, kommst du nicht mit zur Party?"

Virginia, meine Zimmergenossin, kurz Gin genannt, stürmte in den Raum. Ihr schulterlanges, rosa Haar, das mich stets an Zuckerwatte erinnerte, hatte sie kunstvoll noch oben gesteckt. Innerlich grinsend dachte ich an den Moment, indem wir uns zum ersten Mal begegneten und sie sich vorstelle. „Ich bin Virginia, nicht zu verwechseln mit Virgin, wie die Jungs mich nennen, wenn sie mich ärgern wollen."

In jener Sekunde hatte ich beschlossen, sie zu mögen.

„Ich weiß nicht", erwiderte ich zögerlich und schaute zu ihr.

„Ach komm schon", bettelte Gin und setzte sich auf mein Bett. „Wenigstens für eine Stunde. Du musst mal raus und feiern. Du hast die letzte Party schon nicht mitgemacht."

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