37. Difficult

202 38 84
                                    

I've been wonderin' about what you're up to
Not for the first time
Not for the last time
And I've been thinkin' 'bout the things we used to do
Not for the first time
Not for the last time
We always used to say
Saturdays take the pain away
Nobody stays the same
No matter how much you want it
Some things change


Louis Tomlinson - Saturdays


< H A R R Y >

Ich freute mich tierisch auf Nialls Besuch.

Seit dem Tag unseres ersten Zusammentreffens hatte ich ihn ins Herz geschlossen. Dabei war es mir ziemlich egal, dass wir beide aus unterschiedlichen sozialen Schichten stammten.

Uns verband die Kunst.

Schauspielerei und Musik lagen näher beisammen, als manche dachten, denn auch ich musste Gesangsstunden nehmen und Stimmübungen machen. Niall half mir ab und zu, wenn ich einen Durchhänger hatte. Seine Stimme hatte sich wahnsinnig entwickelt und ebenso sein Spiel auf dem Piano und der Gitarre.

Heute wollten wir jedoch das Studium außen vorlassen und uns als Freunde einen schönen Tag machen. Da Kendall die kurzen Semesterferien bei ihrer Familie in LA verbrachte, hatte ich jede Menge Zeit.

An diesem Vormittag durchforstete ich meinen Kleiderschrank nach Dingen, die ich nicht mehr anzog, weil sie meinem Geschmack nicht mehr entsprachen oder ein wenig knapp saßen. Zu enge Klamotten mochte ich nicht. Sie engten mich nicht nur physisch ein, sondern auch psychisch. Ich kam mir vor, wie jemand, der in eine Sache hineingepresst wurde, derer er längst entwachsen war. Das war beileibe kein gutes Gefühl und deshalb trennte ich mich lieber von dem Zeug.

Während ich mit dem Ausmisten beschäftigt war, meldete sich mein Handy. Kendall versuchte mich über FaceTime anzurufen und ich nahm den Video Call sofort entgegen. Mit einem rosa Hemd in der rechten Hand, stand ich da und blickte auf Kendalls Gesicht.

„Hi, Harry", sprach sie eine Spur zu ruhig.

„Hi, Kendall. Bist du aus dem Bett gefallen?"

In LA war es gerade mal halb neun und Kendall gehörte nicht zu den Frühaufstehern, weshalb ich mich wunderte.

„Nein, zum Glück nicht." Sie holte tief Luft und ich bemerkte ihr Zögern sofort.

„Was ist los?", erkundigte ich mich teilnahmsvoll.

Kendalls Gesicht strahlte nicht ihre gewohnte Fröhlichkeit aus und ihr nächster Satz ließ mich kurzzeitig erstarren.

„Ich werde nicht nach New York zurückkommen."

Prompt entglitt das rosa Hemd meinen Fingern: „B...bitte was? Machst du Witze?", keuchte ich.

„Nein, Harry, ich mache keine Witze. Ich habe mir das reiflich überlegt. Das Musikstudium ist einfach nicht hundert Prozent meins. Es hat keinen Sinn in der Juilliard weiterzumachen. Es bringt auch nichts, wenn ich mir weiter einrede, dass es toll ist, dort einen Abschluss zu haben, wenn ich nicht selbst richtig dahinterstehe."

Tief stieß ich die Luft aus meinen Lungen: „Okay, das kann ich halbwegs nachvollziehen."

Seit geraumer Zeit machte ihr das Studium nicht mehr so viel Spaß wie am Anfang. Wir hatten öfter darüber geredet, aber dass die Sache so akut war, vermutete ich nicht.

Eine naheliegende Frage formte sich in meinem Kopf: „Und was ist mit uns?"

Kendall wirkte ehrlich betroffen, als sie antwortete: „Es tut mir leid, Harry, aber Fernbeziehungen funktionieren nicht wirklich. Das weißt du ebenso gut wie ich."

SOUTH CALIFORNIAWo Geschichten leben. Entdecke jetzt