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Am nächsten Morgen in aller Frühe sah Jesus Daryl bereits auf dem Hof sein Motorrad auf die Ladefläche des Pickups zu schieben. Sein Herz tat einen kleinen Sprung.

>>Jo, Dixon<< begrüßte er Daryl. Er trug wieder mal ein dunkles Hemd, dessen Ärmel abgerissen waren, was Jesus einen guten Blick auf die muskulösen Oberarme des Jägers gab. Über dem Hemd trug Daryl seine, mittlerweile sehr abgewetzte Lederweste mit Flügeln auf dem Rücken. Er trug das gleiche, als sie sich zum ersten Mal getroffen hatte.

Jesus warf seinen Rucksack auf die Ladefläche und half dann Daryl beim Verladen des Motorrads.

>>Ich dachte schon, ich müsste die ganze Zeit hinter dir auf diesem Ding sitzen<< lachte Jesus.

>>Das hättest du wohl gerne gehabt, oder?<< fragte Daryl schmunzelnd zurück und warf dem erstaunten Jesus die Autoschlüssel zu. >>Du fährst.<<

Tara, die gerade Wache hatte, öffnete den beiden Männern das Tor und grinste Daryl zu, als der Wagen sie passierte. Daryl konnte sich ein Grinsen ebenfalls nicht verkneifen, zeigte ihr den Mittelfinger und formte mit dem Mund Fuck you!

Jesus hörte Tara von draußen auflachen und sah zu Daryl hinüber. Er saß mit einem Grinsen auf dem Mund an die Tür des Wagens gelehnt und blickte durch die Windschutzscheibe nach draußen. Jesus kam es so vor, als wäre eine Last von Daryls Schultern abgefallen, sofort als sich das Tor hinter ihnen geschlossen hatte. Seine ganze Stimmung schien verändert. Gelöster. Jesus schmunzelte.

>>Was is'?<< fragte Daryl und sah Jesus an.

>>Nichts<< sagte Jesus und blickte unbeeindruckt weiter auf die Straße. >>Es scheint so, als wärst du froh dein Leben aufs Spiel zu setzen um ein paar Apotheken abzufahren, die sowieso schon geplündert sein werden.<<

Daryl schnaubte.

>>Du hättest ja nicht mitkommen müssen.<<

>>Doch, musste ich. Du hast Rick doch gehört<<, grinste Jesus.

Daryl schnaubte wieder. Für Jesus war es wie ein Tanz auf dem Vulkan. Alles was er sagte, konnte Daryl dazu veranlassen, sich wieder in sich zu kehren. Oder auszubrechen.

>>Das letzte Mal, als ich mit Rick auf einer Tour war, kamen wir mit dir Arsch wieder. Mal sehen ob wir dieses Mal was Besseres finden<< feixte Daryl.

>>Hey<<, rief Jesus gespielt sauer aus und boxte Daryl auf den Oberarm, ohne den Blick von der Straße zu nehmen.

>>Wenigstens eine Person schien letztens noch ziemlich froh darüber zu sein mich zu sehen<<grinste Jesus.

Daryl sagte nichts.

>>Hey Mann - << setzte Jesus zur Entschuldigung an.

>>Schon in Ordnung. Bieg hier ab.<< sagte Daryl und zeigte nach rechts.

Jesus sah zu dem anderen Mann hinüber. Er schien wirklich nicht sauer zu sein. Trotzdem ärgerte sich Jesus über seinen unbedachten Scherz. Daryl war es allgemein unangenehm über Gefühle zu sprechen, und über die Gefühle, die er für Jesushegte, noch viel unangenehmer. Dennoch war sich Jesus sicher, dass Daryl etwas für ihn empfand. Die Wut, die ihm im Waldentgegengeschlagen war, war viel zu heftig für das gewesen, was passiert war. Und allein die Tatsache, dass das Gefühl Wut in Daryl in einen Kuss umgeschlagen hatte, war bezeichnend. In den letzten Tagen hatte sich Jesus viele Gedanken darüber gemacht. Er hatte mit seinem Interesse für den anderen Mann nicht hinterm Berg gehalten. Der Kuss war eindeutig von Daryl ausgegangen. Und vielleicht hoffte Jesus zu sehr auf eine Wiederholung.

Kopf aus - A Desus LovestoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt