Ich saß allein im Dunkeln. Die Beine angezogen, den Kopf auf die Arme gelegt. Unter der Tür schien ein zarter Streifen gelblichen Lichts herein, dessen Helligkeit jedoch vollständig von der Dunkelheit in meiner Zelle verschluckt wurde. Mein ehemals weißer Pullover und die hellgraue Hose waren von der Arbeit verdreckt. Das orangefarbene A auf der Brust fast nicht mehr zu lesen. Schon seit längerem war ich nicht mehr mit eiskaltem Wasser aus einem Schlauch abgespritzt worden, daher roch es in der Zelle nach altem Schweiß und Hundefutter. Mein Abendessen lag vor mir auf dem Zellenboden.
Ich war wütend gewesen. So unfassbar wütend. Nach Wochen des Ignoriert-werdens jedoch, fühlte ich mich gebrochen. Ich gab es nicht gerne zu, aber es würde ohnehin niemand erfahren. Die wenigen sozialen Kontakte, die ich noch hatte, beschränkten sich auf Dwights Besuch, der mir einmal täglich ein Sandwich brachte. Anfangs hatte ich es verschmäht, irgendwann nicht mehr. Ich war allein mit meinen Gedanken. Den ganzen Tag nichts anderes zu tun, als über sein bisheriges verkorkstes Leben nachzudenken, würde jeden brechen. Am meisten dachte ich über meinen Vater nach. Wieso er so war, wie er war. Wieso er mich geschlagen hatte. Wieso er sich nicht für mich interessiert hatte. Meine Gedanken drehten sich im Kreis. Zwischen Schuldgefühlen und blindem Hass auf die Welt. In der Zeit, die ich als Kind allein im Wald verbracht hatte, hatte ich mich genauso gefühlt. Ich hatte mir geschworen, dieses Gefühl nie mehr zuzulassen. Und nun saß ich hier. Unfähig die Kontrolle über mein Leben wiederzuerlangen. Alles war vorgegeben. Wie damals, als Kind ohne Perspektive, war ich nun ein Mann ohne Perspektive. Wütend schlug ich mit der Faust gegen die Wand.
Meine Gedanken wanderten zu Paul, wie sie es derzeit oft taten, nachdem ich über meinen alten Herren nachgedacht hatte. Der kleine Ninja hatte uns beim Outpost geholfen und jedes Versprechen eingelöst, das er gegeben hatte. Anders als Gregory. Ich dachte an unseren ersten Zusammenstoß mit Paul. Auch wenn er uns bis aufs Blut gereizt hatte, musste ich zugeben, dass die Ablenkung mit den Knallern ziemlich gut gewesen war. Es hatte mich an die Dinger erinnert, die ich als Jugendlicher gedreht hatte. Und für die ich im Knast gelandet war. Ich dachte zu oft an Paul und verstand nicht warum. Tatsächlich mochte ich den nervigen kleinen Mann mit den stechend blauen Augen. Obwohl er sich selbst Jesus nannte. Ichschmunzelte bei dem Gedanken daran, dass zu den Abbildungen von JC, tatsächlich eine gewisse Ähnlichkeit bestand.
Irgendwann war Negan selbst aufgetaucht und bot mir eine Ablenkung zu meinen Gedanken an. Ich war froh eine Zeitlang aus der Zelle herauszukommen. Unter freiem Himmel zu sein. Ich hatte ihr Essen angenommen, dann konnte ich auch für sie die Drecksarbeit machen. Draußen schlich sich die wirkliche Welt wieder in meine Gedanken. Und die Frage, wie alles so furchtbar hatte schiefgehen können. Hilltop und Alexandria vereinbarten unter der Führung von Gregory und Rick eine Handelspartnerschaft. Grundlage derer war der Kampf gegen die Saviors, der schließlich mit einem Massaker im Outpost endete. Oder vermeintlich endete. Denn nach Glenns und Abrahams Tod durch Negan, war nichts mehr wie vorher.
Erst hatte ich Hilltop und damit insbesondere Gregory und Paul für alles verantwortlich gemacht. Dann Rick, schließlich hatte er Paul mit nach Alexandria genommen. Aber je länger ich darüber nachdachte, desto mehr wendete sich die Wut von meinen Freunden, zu demjenigen, der wirklich für die Situation verantwortlich war. Negan.
Sobald ich aber wieder in meine dunkle Zelle gesperrt war, kehrten die Gedanken an meinen Vater zurück. Und im Traum vermischten sich diese Gedanken mit Gedanken an Paul, was mich schweißgebadet aufwachen ließ.
***
Ich stand wieder einmal auf dem Hof der Saviors, als ein weißer Lieferwagen vorfuhr. Der Kies knirschte, als er anhielt. Dann zerschnitten Schüsse die Stille und ich konnte Negan hören. Was er sagte, konnte ich nicht verstehen, aber er klang aufgeregt. Dann wurde eine Person aus dem Truck gezogen und eine weitere Stimme mischte sich dazu. Carl lag auf dem Boden und blickte in Dwights Waffe. Fuck. Ich wurde von Dwight zum Küchendienst abkommandiert und musste mit ansehen, wie Carl von Negan ins Sanctuary geführt wurde.
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Kopf aus - A Desus Lovestory
FanficDesus is a story of Daryl Dixon and Jesus from the Walking Dead. It's about growing over your burried feelings and letting love in your life in a world, that is about to kill you. I do not own The Walking Dead, or any of the related characters. This...