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Etwa drei Stunden später fuhr Daryl den Pickup eine Landstraße entlang, die zur zweiten Apotheke, die sie besuchen sollten, führte. Durch den außerplanmäßigen Halt bei KFC war es spät geworden. Die Sonne berührte bereits die Baumwipfel rechts der Straße. Orangerotes Licht fiel auf den schlafenden Jesus, dessen Kopf gegen das Beifahrerfenster gefallen war. Daryl sah zu ihm hinüber und grinste. Sein Manbun war verrutscht und einzelne Strähnen fielen ihm ins Gesicht. Bei jedem Ausatmen wurden sie sanft nach oben geblasen. Daryl sah wieder auf die Straße.

>>Sind wir bald da?<< fragte Jesus gespielt quengelnd. Er war bereits vor einiger Zeit aufgewacht und hatte bemerkt, dass Daryl ihn beobachtete.

>>Wir sind noch etwa fünf Meilen Luftlinie von der Apotheke entfernt. Bis wir sie durchsucht haben werden, wird es dunkel sein.<<

Jesus seufzte.

>>Ich würde vorschlagen, wir kümmern uns zuerst um ein Nachtlager und gehen morgen früh auf Tour.<<

Daryl zog eine Augenbraue hoch. Wenn er allein unterwegs gewesen wäre, wäre zur Apotheke gefahren und hätte danach im Auto übernachtet. Nicht sonderlich bequem, aber absolut ausreichend für den Jäger. Für den vorausschauenden Jesus hingegen, spielte jedoch ein geregelter Tagesablauf eine große Rolle. Wenn es dunkel wird, ist der Tag vorbei und es geht ins Bett. Alles andere wird auf den nächsten Tag verschoben. Daryl konnte nicht umhin ihm zustimmen zu müssen. Bei anbrechender Dunkelheit ein Gebäude nach Vorräten zu durchsuchen war einfach nicht sinnvoll. Trotzdem fürchtete er sich vor der Nacht. Nicht vor den Walkern, nein. An diese war er nach acht Jahren seit dem Ausbruch der Seuche und unzähligen Nächten allein im Wald gewohnt. Er fürchtete sich vor Jesus. Während des Tages hatten sie Aufgaben zu erledigen und konnten über ihre Tour sprechen. Abends an einem Feuer zu sitzen, verleitet Leute im Allgemeinen dazu gefühlsduselig zu werden. Außerdem hatten sie noch nicht über ihr Nachtquartier gesprochen.

>>Ein Nachtlager?<< fragte Daryl.

>>Ja, ich habe ein Zelt dabei und– was? Du nicht?<< fragte Jesus, als er den noch ungläubigeren und belustigten Blick auf Daryls Gesicht sah.

>>Nein, ich bin ja keine Pussy<< zwinkerte Daryl. >>Wenn ich alleine unterwegs bin schlafe ich im Auto oder eben im Wald auf dem Boden.<< Er zuckte mit den Achseln.

>>Und wenn du nicht alleine unterwegs bist?<<

>>Tue ich das auch.<<

Jesus sah aus seinem Fenster. Er wusste nicht was er erwartet hatte. Dass Daryl mit ihm in einem Zelt schlief?

Daryl lenkte den Pickup von der Straße in den Wald.

>>Von hier aus sind es durch den Wald nur noch ein paar Meilen zur Apotheke. Wir verstecken den Wagen und suchen uns einen Platz zum schlafen.<<

Jesus nickte. Auch er hatte Angst vor der Nacht. Er und Daryl waren noch niemals so lange am Stückzusammen gewesen. Zudem hatten sie immer noch nicht über die Nacht im Wald gesprochen und was Daryl eigentlich wollte. Er fühlte sich unwohl. Jesus öffnete nun doch seinen Manbun und setzte die Mütze auf. Sobald Daryl den Wagen angehalten hatte, sprang er hinaus und holte seinen Rucksack von der Ladefläche. Auch Daryl stieg aus und bereitete eine große dunkelgrüne Plane über den Wagen aus. Er war nicht gut versteckt, aber für die Nacht sollte es genügen. Daryl schulterte seine Armbrust und den Rucksack und zeigte in den Wald hinein.

>>Lass und schauen, wo wir bleiben können.<<

Gemeinsam gingen die beiden Männer weiter in den Wald hinein. Am Rande einer Lichtung hörten sie Wasser plätschern.

Kopf aus - A Desus LovestoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt