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Am nächsten Morgen erwachte Jesus von den ersten Sonnenstrahlen, die durch das Fenster fielen. Sie hatten am gestrigen Abend nicht mehr daran gedacht, die Vorhänge zuschließen. Ein Arm lag locker über seiner Hüfte. Er sah neben sich und schmunzelte. Daryl lag auf dem Bauch und atmete geräuschvoll ein und aus. Bei jedem Ausatmen wurde eine Haarsträhne sanft nach oben gewirbelt und fiel dann wieder zurück. Jesus drehte sich vorsichtig zu Daryl um ohne ihn aufzuwecken. Er strich ihm die Haarsträhne aus dem Gesicht. Daryl grunzte und schien fast aufzuwachen, atmete dann aber wieder gleichbleibend weiter.

Jesus dachte daran, was Daryl in der Schule zu ihm gesagt hatte. Erneut erfüllt ihn ein allumfassendes Glücksgefühl. Sein Herz schien vor Liebe zerspringen zu wollen. Er musste über das ganze Gesicht Grinsen, als Daryl plötzlich neben ihm die Augen aufschlug.

>>Hätte ich gewusst, dass du so ein Morgenmensch bist, hätte ich mir das doch nochmal überlegt.<<

Er vergrub sein Gesicht im Kissen.

>>Hättest du nicht<<grinste Jesus und sprang aus dem Bett.

Als Daryl sich grummelnd wieder umdrehte, beobachtete er Jesus, der gerade sein Shirt wechselte. Die langen hellbraunen Haare waren vom Schlaf noch ganz zerzaust und fielen ihm ins Gesicht. Auf seinem glatten Oberkörper zeichneten sich definierte Muskeln ab. Jesus Hose saß locker auf dessen Hüfte und gab die V-förmige Linie preis, die Daryl beim letzten Mal schon aufgefallen war. Einige dunkle Haaren führten von seiner Hose zum Bauchnabel hoch und bildeten eine feine Linie. Daryl spürte seinen Penis zucken. Jesus bemerkte Daryls Blicke und grinste verschmitzt.

>>Na, komm schon, wir haben heute viel vor.<<

>>Auf das ich absolut keine Lust habe<< sagte Daryl, schwang sich aber dann doch aus dem Bett.

Er warf sich lediglich seine Weste über und zog die Stiefel an, die er gestern doch noch ausgezogen hatte. Mit seiner Armbrust über der Schulter machten sich die Männer auf den Weg in den Hof. Dort erwarteten sie bereits Ezekiel und Jerry mit einigen anderen Helfern, die gerade die Unterrichtsräume mit den Möbeln bestückten.

>>Daryl, du kannst im grünen Unterrichtsraum anfangen und Jesus im orangenen<< sagte Ezekiel. >>Es sind schon einige da.<<

>>Wieso ist hier eigentlich alles nach Farben organisiert?<< fragte Daryl so leise, dass es Ezekiel nicht hörte, aber Nabila grinste ihn an.

Die beiden Männer verzichteten auf ein Frühstück, um bei den praktischen Übungen nicht zu schwerfällig zu sein und verschwanden jeder in seinem Unterrichtsraum. Bevor Daryl die Tür schloss, warf er Jesus noch einen Blick zu und verdrehte gespielt genervt die Augen. Jesus lachte und schloss die Tür hinter sich.

Der grüne Unterrichtsraum war, ähnlich wie ihr Schlafzimmer, in allen Grüntönen gehalten, die die Bewohner des Königreichs hatten auftreiben können. An den Wänden hatte jemand die Poster angebracht, die er in der Highschool mitgenommen hatte und auf dem Tisch, der wohl ihm gehörte, lag ein roter Apfel. 17 Augenpaare sahen ihn gespannt an und Daryl musste alle Kraft aufbieten, um nicht erneut die Augen zu verdrehen.

>>Wir haben Ihnen einen Apfel mitgebracht. Für die Pause.<<

Eine kleine, rothaarige Frau war eifrig aufgestanden und zeigte auf seinen Platz. Sie machte keine Anstalten sich zu setzen und Daryl dachte, dass sie vermutlich einen Dank erwartete. Er schlenderte durch den Raum, an ihr vorbei und nahm seine gespannte Armbrust von der Schulter. Als er hinter seinem Tisch angekommen war, warf er mit einer fließenden Bewegung den Apfel mit der linken Hand durch den Raum, während seine Rechte sich auf das fliegende Obst ausrichtete und ihn mit einem Pfeil in der Luft traf. Lautes Einatmen war von den Schülern zu hören; die Frau, die eben noch gestanden hatte, stieß einen kleinen, spitzen Schrei aus und setzte sich endlich wieder. Alle Köpfe wandten sich zu dem Apfel um, der in zwei exakte Hälften zersprungen am Ende des Raumes lag. Dann schossen die Köpfe wieder zu Daryl.

Kopf aus - A Desus LovestoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt