12 Tagebuch

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Durch ein ungewohntes Licht, dass sie nicht einordnen kann, wacht Eva auf und weiss nicht, wo sie ist. Sie riecht einen vertrauten Geruch und nach und nach kehren ihre Sinne zurück. Mamoude, schiesst es ihr durch den Kopf. Hatte sie wirklich zugestimmt, bei ihm zu übernachten? Eva dreht sich im Bett um, doch da ist niemand. Dafür erkennt sie nun, woher das Licht kommt.
"Chérie, ich wollte dich nicht aufwecken. Schlaf einfach weiter", hört sie Mamoude.
Sie richtet sich ein bisschen auf und auf die Ellbogen gestützt sieht sie Mamoude nur in Unterhose bekleidet vor dem offenen Kühlschrank stehen. Er hält eine Dose Mais in der Hand und löffelt daraus.
"Ist das dein Ernst?", fragt Eva ungläubig und blickt auf ihr Handy. "Es ist vier Uhr morgens! Leg dich wieder hin und schlaf."

Mamoude kommt auf Eva zu und kniet sich neben das Bett. Er hält ihr einen Löffel Mais entgegen.
"Ich hatte Hunger. Komm, iss auch etwas. Es wird dir guttun."
Angewidert dreht Eva sich weg.
"Bäh! Ich will schlafen. Und nachts um vier isst man sicherlich keinen Dosenmais."
Leise lachend stellt Mamoude die Dose samt Löffel zurück in den Kühlschrank. Er legt sich neben Eva und beugt sich vor für einen Kuss. Sanft öffnet er ihre Lippen und... schnell zieht Eva sich zurück.
"Bäh! Mais!", sagt sie mit gerümpfter Nase.
"Komm, hab dich nicht so", lacht Mamoude. Mit seinen Worten verdreht er Evas Brustwarze, doch sich unter seiner Berührung windend, bleibt Eva bei ihrer Meinung.

Lächelnd schliesst Mamoude die Augen und atmet bald schon regelmässig. Durch das Strassenlicht, das durch das Fenster strahlt, betrachtet Eva fasziniert sein Gesicht und staunt über seine Schönheit. Dass diese Lippen sie so verrückt machen können! Eva denkt an die wundervollen Dinge, die sie zusammen gemacht haben. Ihr kleiner Machtkampf war ein lustiges Spiel. Zum Glück, denkt Eva, fand sie heraus, wie sie gewinnen konnte. Langsam hebt sie ihre Hand und drückt sie vorsichtig gegen Mamoudes muskulösen Brustkorb. Sie möchte seinen Herzschlag spüren. Mit kleinen sanften Kreisen streichelt Eva Mamoudes nackten Oberkörper, als er auf einmal seine Augen öffnet. Eva drückt ihm einen Kuss auf die Wange.
"Schlaf, Eva. Du musst morgen arbeiten", murmelt Mamoude verschlafen.
Er nimmt ihr Handgelenk und sie hört auf, ihn zu streicheln. Jedoch lässt er ihre Hand auf seiner Brust liegen und in dieser Position gleitet Eva erneut in einen sanften Schlaf.

***

Am nächsten Tag fährt Eva nach der Arbeit direkt nach Hause. Sie möchte sofort alles in ihrem Tagebuch festhalten. Daheim macht sie sich einen Tee und setzt sich mit ihrem Laptop auf das Sofa. Dann beginnt sie zu schreiben.

... Heute Morgen wachte ich vor Mamoude auf. Es tat mir leid, ihn wecken zu müssen. Er wollte mir unbedingt dabei helfen, meinen BH wieder anzuziehen, aber er schaffte es nicht, die Häkchen wieder einrasten zu lassen. Gestern hielt ich seine süsse Unfähigkeit darin für eine Show, aber heute frage ich mich, ob er doch weniger Erfahrung hat, als ich zunächst dachte.

Eva hält inne. Ihr Tee ist kalt und sie hat noch nicht einen Schluck getrunken. Lächelnd stellt Eva fest, wie sehr sie doch in die Geschichte von gestern Abend vertieft gewesen ist. Abschliessend schreibt Eva auf, wie sie sich fühlt. Dann speichert sie den Eintrag und klappt ihren Laptop zu. Sie wärmt gerade ihre Tasse Tee in der Mikrowelle auf, als ihr Handy vibriert. Leonie hat ihr aus Belgien geschrieben.

Hey, wie läuft es zu Hause? Alles klar bei dir?

Normal. Der Job nimmt mich ziemlich ein. Wie ist es bei dir? Irgendwelche spannenden Bekanntschaften?

Leonie erzählt von ein paar Typen, speist sie jedoch alle wegen kleinen Details ab.

Okay, dass Louis noch bei seinen Eltern wohnt, klingt für mich jetzt auch nicht so attraktiv.

Aber Pierre kannst du doch nicht einfach so abspeisen weil er Locken hat! Er klingt einfach perfekt!

Leonie steht nicht auf Männer mit Locken. Über diese Kleinigkeit hatte Eva schon immer hinwegsehen müssen, denn Leonie findet, Locken machen einen Mann weiblich. Eva lächelt und ihr fällt auf, dass auch Mamoude Locken hat -  ob das für Leonie auch bei Afrikanern zählt?

Schau, ich bleibe hier nur für ein paar Monate. Und ich werde danach keine Fernbeziehung führen. Du weisst, wir sind beide nicht der Typ für eine Affäre.

Leonie hat recht, denkt Eva, und befürchtet zugleich, dass ihre Beziehung zu Mamoude nicht viel mehr als eine Affäre ist. Es geht für sie plötzlich alles sehr schnell und droht ihr, über den Kopf zu wachsen. Wenn das so weitergeht, weiss Eva, wird sie schon bald mit ihm schlafen. Liebe machen...
Eva kichert bei dem Gedanken an Mamoudes Ausdruck und stellt fest, dass sie ihn süss findet. Liebe machen klingt so natürlich, denkt sie sich. Sie lieben sich ja... vielleicht sollten sie es wirklich tun.
Über ihre eigenen Gedanken schockiert stellt Eva sich einen Kinderfilm an. So ist sie vorerst abgelenkt und kann sich sicher sein, dass keine Sexszenen vorkommen.

(un)glückliche LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt