16 Verunsicherung

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TW: sexuelle Inhalte

Überwältigt liegt Eva im Bett, über ihr liegt Mamoude und atmet schnell. Seine Augen sind geschlossen. Eva regt sich und Mamoude hebt seinen Kopf um sie anzusehen. Er lächelt breit.
"Wow! Danke! Ich..."
Bevor Eva weitersprechen kann, presst Mamoude seine Lippen auf die ihren und küsst sie zärtlich. Dann erhebt er sich, sein Penis gleitet aus ihr und hinterlässt einen starken, pochenden Schmerz. Dennoch wünscht sich Eva, dass dieser Schmerz niemals aufhören würde. Sie geht ins Badezimmer und auf die Toilette. Als sie das Blut entdeckt, erschrickt sie im ersten Moment, bis ihr einfällt, dass das normal ist.

Ende

Dann betrachtet sie sich im Spiegel. Ihr Gesicht ist knallrot, aber nicht so, als würde sie sich schämen oder als hätte in der Hitze in der Sport gemacht. Es ist eine Röte, die... mir gut steht, denkt Eva und lächelt, als sie bemerkt, dass sie sich soeben selbst ein Kompliment gemacht hat. Lange betrachtet sich Eva im Spiegel und flüstert ihrem Spiegelbild schliesslich zu: "Ich bin schön."
Ein Kichern unterdrückend geht sie zurück ins Schlafzimmer.

Mamoude sitzt auf der Bettkante.
"Geht es dir gut?"
In seinem Gesicht erkennt Eva eine Mischung aus Freude und Besorgnis. Sie möchte ihm so gerne sagen, dass es ihr noch nie besser ging, doch alles, was ihren Mund verlässt, ist ein einfaches Ja. Sie setzt sich neben Mamoude und trinkt ihren Champagner aus.
"Doucement, Chérie. Du trinkst zu schnell."
Eva wirft ihm einen Blick zu und lächelt. Sie wird ihr Lächeln einfach nicht los und in ihrem Kopf wiederholen sich pausenlos die Worte: Ich habe Liebe gemacht.

Als Eva am nächsten Morgen aufwacht, dröhnt ihr Kopf. Sie erinnert sich, in der vergangenen Nacht über der Kloschüssel gehangen zu haben und wie Mamoude neben ihr stand und bedauerte, ihr Champagner nachgegossen zu haben. Schnell haucht sie in ihre Hand um zu überprüfen, ob sie noch Mundgeruch hat. Zum Glück nicht, stellt sie erleichtert fest, beschliesst aber, trotzdem noch einmal ihre Zähne zu putzen, bevor Mamoude aufwacht. Leise schleicht sie aus dem Zimmer.
Als sie zurückkommt, liegt Mamoude auf dem Rücken, nur die Beine zugedeckt und sieht sie besorgt an.
"Eva, je suis..."
"désolé", unterbricht Eva ihren Freund. "Das muss es nicht. Ich hätte das Glas nicht austrinken sollen."
"Musstest du dich noch einmal übergeben?"
Eva schüttelt den Kopf und legt sich neben Mamoude. Ihr Kopf ruht auf seinem Oberarm und sie beginnt, seinen Oberkörper zu streicheln.

"Hat es dir gestern gefallen? Dass wir Liebe gemacht haben?", fragt Mamoude schüchtern.
Eva ist erstaunt, da sie diese Seite von Mamoude gar nicht kennt. Hat sie ihm denn nicht genug gezeigt, wie sehr es ihr gefallen hat?
"Ja, das hat es", sagt sie deshalb und drückt Mamoude einen Kuss auf die Wange. Er ist nicht rasiert und fühlt sich rau an. Sanft reibt Eva ihre Wange an der seinen.
"Möchtest... möchtest du noch einmal Liebe machen? Ich habe noch ein Kondom."
Ein tiefes Zucken durchströmt Evas Körper wie ein sanfter Stromschlag. Sie spürt ein verlangendes Pochen zwischen ihren Beinen. Ihr Kopf dröhnt noch immer und Eva fragt sich, ob sie es überhaupt geniessen könnte. Sie ist erstaunt, dass Mamoude so ruhig neben ihr liegt und ihr die Frage so sachlich stellt.

Da ist nichts Forderndes mehr, denkt Eva. Er versucht nicht, mich zu drängen. Das hat er nie getan, ich weiss, aber mit seiner ungezähmten Lust hat es sich fast so angefühlt.
Gefällt ihr das? Mag sie es, wenn Mamoude den Ton angibt und sie herausfordert, damit sie lernt, aus sich selbst herauszukommen?
Eva spürt ihre Überforderung, weil Mamoude ihr die Entscheidung überlässt. Zu hundert Prozent, ohne sie in eine Richtung zu lenken. Sie bemerkt, wie er sie abwartend und entspannt anschaut.
"Nein..."
Eva blickt Mamoude betroffen und entschuldigend an. Sie würde gerne. Aber wenn sie wissen möchte, dass sie die Entscheidung tatsächlich selbst treffen kann, muss sie jetzt nein sagen. Sie erwartet, dass Mamoude enttäuscht sein wird und aus dem Bett steigt. Stattdessen jedoch sieht er sie liebevoll an und lächelt.

"Ich bin stolz auf dich. Du hast die richtige Entscheidung getroffen. Ich merke, dass du auf dein Herz gehört hast."
Eva ist erstaunt über Mamoudes Worte und erleichtert, dass er nicht enttäuscht ist. Er beugt sich über sie und die beiden verlieren sich in einem sanften Kuss, während sie einander liebevoll streicheln.
"Ich muss danach los. Ich habe einen Termin", murmelt Mamoude.
Eva weiss, dass er seit kurzem arbeitslos ist. Da er jedoch trotzdem immer beschäftigt ist, geht Eva davon aus, dass er sich bewirbt.
"Hast du ein Vorstellungsgespräch?", fragt sie deshalb.
"Was? Nein."
"Was ist es dann?"

Mamoude stöhnt und setzt sich auf. Er hebt seine Hose vom Boden.
"Wann beginnst du heute zu arbeiten?", fragt er um das Thema zu wechseln.
"Um 10:00 Uhr, aber du hast meine Frage nicht beantwortet."
"Eva, das ist doch egal!"
Eva ist erstaunt über Mamoudes forschen Tonfall. Sie hält es für besser, zu schweigen. Die beiden laufen zum Bahnhof und kurz bevor sie da sind, spricht Eva das Thema erneut an: "Aber du bewirbst dich, richtig? Ich meine nur, es ist wichtig, dass..."
"Nein, ich bewerbe mich nicht!", wird sie von Mamoude grob unterbrochen. "Ich kann nicht arbeiten. Bitte stell keine Fragen, von denen du die Antworten nicht verstehst."

Mamoude lässt seine Freundin verwirrt stehen und eilt zum Bahnhof, ohne sich zu verabschieden. Enttäuscht versucht Eva, ihre Tränen zurückzuhalten und macht sich auf den Weg zu ihrer Wohnung. Warum vertraut er ihr nicht, fragt sie sich und überlegt sich, ob er frustriert ist, weil sie heute morgen nicht mit ihm geschlafen hat.
"Eva, warte!", hört sie Mamoude hinter sich und dreht sich um.
"Du wirst deinen Zug verpassen." Evas Stimme hört sich kälter an, als sie beabsichtigt hat. Sie möchte auf dem Absatz kehrt machen, doch ihre Beine sind wie festgewurzelt. Mamoude bleibt mit etwas zu viel Abstand vor ihr stehen, die Hände verlegen in die Hosentaschen vergraben.

"Ich will nicht, dass wir nach dieser wundervollen Nacht so auseinander gehen. Du würdest mich nie wieder sehen wollen. Können... können wir irgendwo einen Kaffee trinken gehen?"
Eva nickt und die beiden setzen sich in eine nahegelegene Bäckerei. Sie erwartet eine Erklärung.
"Écoute. Ich weiss, du verstehst nicht, weshalb ich so abweisend reagiert habe...", setzt Mamoude an doch Eva fällt ihm ins Wort.
"Absolut nicht! Ich habe dir eine normale Frage gestellt. Wenn du nicht darüber reden möchtest, kannst du es mir sagen. Aber ich möchte, dass du mir vertraust. Habe ich dir denn nicht genug gezeigt, dass ich dir vertraue?"
Mamoude seufzt und nickt dann.
"Es ist nur so: Es gibt viele Dinge in meinem Leben, über die du nicht Bescheid weisst. Und wenn ich dir das erklären soll, braucht es seine Zeit. Bitte vergib mir und versprich, dass wir uns wieder sehen können."

Mamoude sieht traurig und verletzlich aus. Er nimmt Evas Hand und streichelt zärtlich mit seinem Daumen über ihre Handfläche.
"Vergiss meinen Ausbruch, ja? Ich werde es dir erklären."
Eva nickt und ihre Gefühle für Mamoude übermannen sie. Sie blickt in sein schönes, trauriges Gesicht und bringt es nicht über sich, wütend zu bleiben. Sie schenkt ihrem Freund ein Lächeln.
"Oh Eva, dein Lächeln macht mich so verrückt! Ich möchte es jeden Tag in meinem Leben sehen", schwärmt Mamoude und Evas Grinsen wird breiter. Sie versteht nicht, was soeben passiert ist. Aber Mamoude kann einfach so süss sein, denkt sie. Sie möchte ihn unbedingt wieder sehen und mit ihm Liebe machen. Und hofft, dass er sich ihr danach anvertraut.

(un)glückliche LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt