Kapitel 29

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„Wie geht es dir?"

Während Stockholm meine angeschossene Schulter verarztete,
war Martín auf der anderen Seite und hielt beruhigend meine Hand fest.

Mit meinem einen nicht verdeckten Auge schaute ich ihn an.

Er nutzte die Gelegenheit und zog mir die tagelang getragene Augenklappe ab.

Tage? Vielleicht doch Wochen?
Nicht wenn schon Monate.

Ein so heller Schein schien mir entgegen, dass ich mich erstmal gewöhnen musste. Doch etwas anderes wundervolles leuchtete mir entgegen.

Ich konnte wieder in beide Augen von Martín rein blicken
und ich erinnerte mich wieder,
warum ich seine Augen so sehr liebte.
Warum ich ihn selbst überhaupt so sehr liebte.

Das Grün spiegelte all die wundervollen Ereignisse in der Natur wider.
Eine Blumenwiese mit all ihren Blüten, in allen ihren Farben.
Weil sie mehrere Farbpaletten
in sich trugen.
Die Frische der Bäume im grünen Wald, die den Duft der Freiheit in sich hielten.
Weil ich mit ihm frei war.
Das Cyan im Spiegel des Wassers,
das für die Schönheit stand.
Weil unsere Liebe wunderschön war.

Es waren doch nur Augen.
Wie konnte eine einzige Farbe
so viel ausstrahlen?

Weil das seine waren.

Die einzigen, in die ich mich verliebt hatte. Die einzigen, die mir was bedeuteten. Die einzigen...

Die mich so sahen, wie ich war,
ohne dass der Funken der Liebe
weniger wurde,
weil ihm das Wort ,Abschaum'
in den Sinn kam.
Nein, diese Augen liebten mich, so wie ich war und deshalb waren sie für mich die schönsten Augen von allen.

Und ich wusste, dass er in diesem Moment dasselbe dachte und fühlte wie ich - ich wusste es einfach.

„Deine Augen...
sind so seltsam,
doch zugleich so wunderschön...",

doch bevor er sein liebes Gedicht weiter aufsagen konnte, wurden wir von Tokio unterbrochen.

„Ich weiß, was du gerade durchmachst, wirklich, ich hatte eine ähnliche Situation wie du."

Ein trauriges Lächeln tauchte auf ihrem Gesicht auf. Bei Tokio war die Vorstellung gar nicht so unreal,
dass sie mal in einer ähnlichen Lage,
wie ich gesteckt und dass sie ebenfalls für einen geliebten Menschen getötet hatte.
Deshalb empfand ich Mitleid für sie, genauso wie sie in dem Moment für mich.

Warte, war das der Anfang für eine-?!

„Dennoch möchte der Professor mit dir reden. Ich hab versucht, ihm alles zu erklären, aber sieh selbst."

Sie presste die Lippen zusammen.
Ihr Gesichtsausdruck zeigte, dass es keine guten Nachrichten auf mich zukommen würden. Ich stand auf und nahm den Hörer ab.

„Angeles hier."

„Was hast du dir dabei nur gedacht?! Wusstest du etwa nicht, wie wichtig er für unseren Plan ist?!"

„Ich bitte Sie um Verzeihung, aber wenn ich nicht gehandelt hätte, wäre Nairobi jetzt in der Blutlache!"

„Das weißt du nicht!"

„Und ob ich das weiß!
Und wissen Sie, wieso ich das weiß,
sehr geehrter Profes-sor?
Weil ich intelligent UND mutig bin
und ich nicht vor dem zurückschrecke, was mir und uns das Überleben sichert!
Mit Ihren zarten Händen würden Sie es nicht schaffen, jemandes Lebens zu beenden, um das eines anderen zu retten!
... oder Ihr eigenes."

"*~🗝 ~*"

Es war so viel Rot.
Das Messer war zu schwer.
SIE war zu schwer.
Doch ich war leicht.
Ich flog vor Leichtigkeit.
Es war vorbei.
Ich war stark geworden.
Und ich konnte von neu beginnen.
Doch es kam nie ein einziger Gedanke, dass die Tat mich in meinem neuen Leben einholen würde.
Dass ,die Gefühle jener Nacht zurückkommen würden. Niemals.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 22, 2023 ⏰

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