Irinas, Caitlins und mein Weg hatten sich getrennt. Ohne die beiden, wurden meine Schritte immer langsamer. Ab und zu blieb ich auch einfach stehen, aber nicht für lange.
Jeden Tag hielt ich am Zaun der Browns und streichelte ihre Hündin. Auch heute kam sie mir aufgeregt entgegen gerannt.
Ich ignorierte das kleine Schild auf dem stand, dass sie bissig war. Offensichtlich war sie das ja nicht. Sie stellte sich auf ihre Hinterbeine und wartete, dass ich endlich anfing sie zu streicheln.
Wild, wedelte sie mit ihren Schwan herum, als meine Hände immer wieder über ihren Kopf und Hals fuhren.
Als Kind hatte ich mir auch einen Hund gewünscht, doch meinte meine Mutter nur, dass so etwas nicht auf ihr Grundstück gehörte.
Ich fragte nie wieder, als sie mir das ins Gesicht schrie. Mein Vater saß daneben, doch unternahm er nichts gegen ihre Worte, er bestärkte sie nur.
Er stellte sich immer auf ihre Seite, weil er selbst nicht den Mut aufbrachte, um ihr zu widersprechen.
Ich versuchte diese Gedanken zu verdrängen und konzentrierte mich ganz und gar auf die Hündin.
Es war beruhigend. Für einen Moment, ließ sie mich alles vergessen. Auch fast die Zeit.
Ungewollt löste ich mich von dem Husky und lief weiter. Ich versuchte ihr Winseln zu ignorieren, doch stattdessen spielte es sich unaufhörlich ab.
Ich versuchte mich von meinen Gedanken abzulenken. Mein Blick wanderte in die Gärten meiner Nachbarn.
Gepflegte Blumenbeete, zugeschnittende Bäume und eine saubergehaltende Treppe.
Jedes Haus sah einfach gleich aus. Nichts war einzigartig, es war einfach alles aufeinander angepasst.
Es war, als würde man in einem Labyrinth laufen, wo jede Ecke gleich aussah.
Diese Häuser besaßen kein Leben. Als wären sie unbewohnt gewesen. Dieser Ort war traurig.
Meine Beine blieben vor meinen eigenen Haus stehen. Die Gardinen waren zugezogen, aber dafür war mein Fenster im ersten Stock offen.
Ich Zwang mich förmlich auf die Tür zu zulaufen, aber ich zögerte die Klinke nach unten zu drücken. Ich wartete stattdessen und atmete noch einmal tief ein, ehe ich meine gesamte Kraft aufbrachte, um die Tür doch noch zu öffnen.
,,Ich bin wieder zu Hause" Rief ich durch den Flur und schloss die Tür hinter mir. Vorsichtig setzte ich meine Tasche auf dem Boden ab, als ich meine beiden Schuhe abstriff.
,,Komm ins Wohnzimmer" Hörte ich die auffordernde Stimme meine Mutter sagen.
Sofort spürte ich meinen erhöhten Herzschlag. Mein Hals wurde kratzig und meine Hände wollten sich in dem Stoff meines Rocks verstecken.
Ich schnappte mir meine Tasche und tat das, was sie von mir verlangte. Mein Vater saß mit der Zeitung in seinen Sessel, während meine Mutter mit verschrängten Armen auf mich wartete.
Meine Beine trugen mich zu Couch und gaben vor dieser ihren Geist auf.
,,Am Wochenende findet im Kulturhaus eine Veranstaltung für die Verschönerung der Gemeinde statt. Du wirst eine Rede halten und Ideen präsentieren, verstanden?"
Sie hätte keine Widerrede akzeptieren, weshalb ich einfach nur nickte. Ich wartete noch einen kurzen Moment, doch als nichts mehr gesagt wurde, ging ich wortlos die Treppe zu meinen Zimmer.
Die Wände waren in einen farblosen weiß bemalt, genau wie meine Möbel. Wenn es nicht für das bisschen Dekoration gewesen wäre, welche pastellfarbend waren, dann hätte das Zimmer wahrscheinlich genauso leblos wie der Rest des Hauses ausgesehen.
Ich legte meine Tasche auf dem Schrank neben der Tür ab, bevor ich meine Schuluniform von meinem Körper striff.
Ich wollte keinen Blick in den Spiegel werfen, schließlich wusste ich schon, welchen Ausdruck ich endlich auf den Lippen trug.
Es waren Zweifel, die ich mir jetzt erlaubte zu zeigen. Es war Stress, welcher meine Mundwinkel nach unten zog. Und es war Schlafentzug, welcher meine Augen für längere Zeit geschlossen hielt.
Immer wieder wollten sie mir zu fallen, als ich meine Schranktür öffnete und mir etwas bequemes anzog.
Ich hätte mich am liebsten auf mein Bett geschmissen, stattdessen setzte mich allerdings doch auf meinen Stuhl.
Aus einer Schublade holte ich ein kleines Buch heraus. Die Seiten waren mit Malereien und Gedanken von mir beschmiert.
Müde suchte ich nach einer Seite auf der ich noch schreiben konnte.
Calfort war eine Stadt der Trostlosigkeit. Die Gebäude waren alle in weiß und grau gehalten, während rote Rosen an jeder Ecke gepflanzt waren.
Die paar Blumen hauchten der Stadt aber auch kein Leben ein.
Meine Hand vergriff sich in meinen Haaren, während meine Zähne auf dem Bleistift kauten.
Ich starrte so intensiv auf das kleine Notizbuch, dass die Zeilen begannen zu verschwimmen. Egal wo ich hinsah, es drehte sich.
Ich hätte mich übergeben können.
Mein Kopf schmerzte und plötzlich wirkte die Stille so laut. Meine Augen wollten zu fallen, während sich der Griff um meine Haare festigte. Ich begann das Blei in meinen Mund zu spüren, doch brachte ich mich nicht dazu, es auszuspucken
Ich konnte meinen Blick nicht von dieser leeren Seite nehmen. Es war, als hätten die Zeilen ein Eigenleben gehabt. Sie lachten mich aus, spotteten üben mich.
Mein Körper schwankte hin und her, meine Augen verloren ihren Fokus und ich spürte, die einzelnen Haarsträhnen in meinen Händen.
Ich löste sie langsam von meinen Kopf und starrte das blonde Haar an. Mein Hals wurde schlagartig staubtrocken.
Und etwas in mir, ließ endlich los.
Ich senkte meine Hand und setzte beide an den Seiten des Heftes an. Ich spürte, wie mein Mageninhalt nach oben groch.
Meine Hände zitterten, doch ließen sie den ersten Riss geschehen. Es war nur eine Seite gewesen, die ich beschädigt hatte, doch die brachte den Stein ins rollen.
Nach und nach riss ich jede Seite raus und schmiss sie achtlos auf den Boden. Ich starrte das leere Heft an. Wie von Geisterhand, schmiss ich das Notizbuch mit voller Wucht in den Müllereimer neben meinen Schreibtisch.
Ich saß schon lange nicht mehr, meine Beine hielt mich schwach am Stehen.
Die Realisierung überkam mich. Überwältigt lief ich rückwärts auf mein Bett zu und setzte mich.
Ungläubig vergrub ich mein Gesicht in meinen Händen. Es war zu viel, es war alles zu viel.
Vorsichtig ließ ich mich nach hinten senken, als mich meine Gedanken überfielen.
Warum hatte ich das getan? Das war Rose ihre Schuld! Sie hatte mir diesen Mist eingeredet!
Rose, Rose, Rose - Mein Kopf war voll von ihr.
Sofort sah ich ihre gefärbten Haar vor meinen geistigen Auge. Hörte ihre Stimme, wie sie mich in die Versuchung brachte und sah ihr Lächeln, wie es mich verspottete.
Ich hasste es. Ich hasste sie.
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Fake Love
Romance➵ 𝐃𝐚𝐡𝐥𝐢𝐚 𝐮𝐧𝐝 𝐑𝐨𝐬𝐞 | 𝐑𝐨𝐦𝐚𝐧𝐜𝐞 Dahlia Churchill ist eine absolute Vorzeigetochter. Sie schreibt die besten Noten, engagiert sich freiwillig für die Gemeinde und leitet mehrere Projekte der Schule. Es klingt alles so perfekt, nur für...