5 - [Die Aula]

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,,Das wird schon" Sprach Caitlin aufmunternd auf mich ein. Sie nahm meine Hände in ihre und lehnte sich zu mir vor. Sofort fiel ihr schwarzes Haar zurück.

Sie beruhigte meine zitternden Hände etwas. Caitlins waren warm und ihre Daumen Strichen über meine Handflächen.

,,Du hast das schon so oft gemacht, Dahlia. Es wird schon nichts schief gehen" Hörte ich Irina sagen, doch Worte halfen nicht - das taten sie nie.

Ihre Hand lag auf meiner Schulter, während ihr anderer Arm um Caitlins Schulter geschlungen war.

Mir einer Umarmung verschwanden die beiden hinter dem roten Vorhang und setzten sich zu den anderen. Meine Finger krallten sich in meine Haut, während ich versuchte ruhig weiter zu atmen.

Förmlich schreckte ich auf, als ich meinen Namen hörte. Ich setzte ein Lächeln auf und Schritt zu ihm auf die Bühne vor, während ich meinen Rede auf dem Pult ablegte.

Kurz fiel mein Blick zu Mister Hargrove, welcher sich in den Hintergrund begeben hatte.

Ich ließ mir etwas Zeit, ehe ich zu sprechen begann. Ich hatte alles vergessen und auch meine eigene Schrift, wirkte auf einmal so unleserlich.

Je länger ich das Papier ansah, um so schwindliger wurde mir. Die Wörter hatten auf einmal ein Eigenleben.

,,Ich möchte nicht lange drumherum reden, weshalb ich einfach zum Punkt kommen werde"

Ich versuchte mir irgendwelche Sätze einfallen zu lassen, welche ich hätte sprechen können. Doch nichts klang sonderlich gut.

,,Viele von euch haben bestimmt mitbekommen, wie die Gemeinde am Wochenende Ideen für die Verschönerung der Stadt vortrag möchte. Also, wenn ihr bei dieser Veranstaltung aushelfen möchtet, dann meldet euch doch bitte bei mir"

Ich nahm meine eigenen Worte nicht mehr wahr. In der Menge suchte ich die Gesichter von Irina und Caitlin.

Ihr Lächeln gab mir eine Art von Sicherheit, welche mir verriet, dass ich alles richtig machte. Das ich mir nicht allzu viele Sorgen machen musste.

,,Und möchte außerdem daran erinnern, dass viele Geschäfte ebenfalls dort sein werden. Wenn ihr euch bei einen dieser beworben habt, dann sind eure Chancen vielleicht sogar besser, mit einem Beitrag"

Selbstsicher lächelte ich, obwohl ich selbst nicht einmal wusste, ob ich recht hatte. Ich hatte einen Blackout, ich wusste nicht, was ich sagte - was ich sagen sollte.

,,Ich danke für eure Aufmerksamkeit" Ich behielt mein Lächeln auf den Lippen, bis ich hinter dem Vorhang verschwunden war.

Ich sackte förmlich in mich zusammen. Auf dem Boden gekauert, hielt ich mein Gesicht in meinen Händen.

Erleichtert konnte ich endlich aufatmen...

Dachte ich zumindest.

,,Klingt wie ein Haufen Scheiße" Hörte ich ihre Stimme sagen. Schnell richtete ich mich auf und sah Rose in die Augen.
,,Bitte?"

Sie lachte und senkte ihren Kopf dabei. Ich konnte nicht sagen, ob sie sich über mich lustig machte oder nicht.

,,Du hast mich schon verstanden, Dahlia" Schwer schluckte ich, doch wollte ich es mir nicht ansehen lassen.

,,Du fragst nach den Ideen von anderen, klingt als wärst du selbst ausgebrannt"

Ich hasste es, wie recht sie doch hatte.

Sie kam auf mich auf zu und lehnte sich gegen die kleine Wand. Mein Körper versteifte sich augenblicklich, doch versuchte ich eine gelassende Haltung vorzuspielen.

,,Ich frage dich nochmal; Warum tust du das?" Ihr Lächeln verschwand. Tatsächlich sah sie ernsthaft interessiert aus, auch wenn sie keinerlei Emotionen zeigte.

,,Ich habe nie gesagt, dass ich es hasse" Wollte ich mich verteidigen, doch Rose glaubte mir kein Wort.

Ihre Mundwinkel hoben sich, während sie lachend ihren Kopf schüttelte.

,,Du lügst, du lügst, du lügst" Wiederholte sie immer wieder, als wollte sie mir ins Gewissen reden.

,,Woher willst du das denn überhaupt wissen?" Fragte ich gereizt. Meine Haltung wurde lockerer, doch meine Finger krallten sich angespannt in den Stoff meines Rocks.

Ihre Hände wanderten in ihre Jackentasche, während sie sich direkt vor mir stellte. Ein selbstsicheres Grinsen bildete sich auf ihren Lippen.

Sie lehnte sich zu mir vor und ihre Lippen wanderten zu meinem Ohr. Ich konnte ihren heißen atmen spüren und ihr lachen deutlich hören.
,,Du bist einfach scheiße darin, deine Gefühle zu verstecken"

Von allein wich sie zurück, doch behielt sie ihr Grinsen auf den Lippen.

,,Das bedeutet nichts!" Lachte ich schon fast empört auf. Ihre dummen Behauptungen hörten nicht auf.

,,Dahlia" Sie sprach meinen Namen so selbstverständlich aus, dass ich es ihr am liebsten Verbot hätte, ihn zu sagen.
,,Ich bin die größte Lügnerin in Calfort. Glaubst du im allen ernst, dass ich dich und deine Unwahrheiten nicht durchschaue"

Tatsächlich glaubte ich ihr. Eventuell war es ein Fehler.

Ich verschrängte meine Arme und mied ihren Blick.

,,Dein Verhalten kotzt mich an" Sprach sie wütend, doch irgendwie hatte ich das Gefühl, dass mehr dahinter stecken würde.

,,Warum interessiert es dich überhaupt so sehr? Dir ist doch sonst auch alles egal!" Sagte ich etwas lauter. Sofort hoben sich ihre Mundwinkel wieder.

Sie wollte, dass ich meine Fassung verliere.

,,Wer möchte nicht sehen, wie Dahlia Churchill verzweifelt? Ich mein ja nur, du bist perfekt" Angewidert sprach sie den letzten Teil des Satzes aus, trotzdem sah ich es als Kompliment an.
,,Warum sollte ich dich nicht versagen sehen wollen?" Fragte sie mit einem Schulterzucken.

Ihre Worte jagten mir Angst ein. Sie hatte nicht Unrecht - meine Eltern stellten mich als die perfekte Vorzeigetochter vor, während mich Mister Hargrove als perfekte Musterschülerin präsentierte.

,,Es ist nur eine Frage der Zeit, bis alle dich den Abgrund herunterstürzen sehen" Flüsterte sie noch einmal in mein Ohr, bevor sie mich allein hinter dem Vorhang zurück ließ.

Ich ließ ihre Worte sacken und verarbeitete unser aufeinandertreffen.

Sie hatte hier absichtlich auf mich gewartet, sie wollte mit mir reden, doch etwas ergab keinen Sinn.

Wenn sie mich zerbrechen sehen wollte, warum provozierte sie dann keinen Zusammenbruch?

Das alles klang eher nach Besorgnis, als nach Schadenfreude.

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