23 - [I Hate You Two]

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Ich wollte nicht aus meinem Bett, ich wollte nur liegen bleiben und einfach wieder einschlafen.

Aber schlafen war so eine Sache gewesen. Meine Gedanken hielten mich wach, selbst wenn meine Augen geschlossen waren.

Nie waren es Träume, sondern Erinnerungen, die mich an mein versagen erinnerten und sich vor meinen Augen abspielen mussten.

Seufzend setzte ich mich doch noch aufrecht hin und spürte sofort den stechenden Schmerz, welcher meine Wirbelsäule durchzog.

Vor Schmerz stöhnend, schaute ich mich in diesen leblosen Zimmer um. Alles war so wie immer, nur fühlte ich mich nie fremder in diesen Raum.

Wackelig stieg ich aus dem Bett und taumelte zu meinem Kleiderschrank. Ich hatte jedes Gefühl in meinen Beinen verloren und belastete sie teilweise mit zu viel Gewicht, dass sie schon nach hinten einknickten.

Schnell zog ich mir eine einfache Jeans und eine weiße Bluse über, bevor ich tief einatmete und die Treppe herunterlief.

Bei der letzten Stufe blieb ich jedoch stehen und malte mir aus, was passieren würde, wenn ich jetzt den Raum betrat.

Mein Vater würde schweigen, meine Mutter mich ignorieren und ich würde keinen von beiden in die Augen sehen, bis selbst sie in der Stille ertrinken würden.

Langsam schloss ich meine Augen, bevor ich mich die letzte Stufe herunterfallen ließ.

Mit zitternden Hände betrat ich die Küche und setzte mich zu meinem Vater an den Tisch, welcher gespannt die Zeitung durchlas.

Meine Mutter hingegen, stand an der Kücheninsel und bereitete das Frühstück vor.

Alles war still. Das war die Ruhe vor dem Sturm, trotzdem konnte ich mich nicht auf die Flut vorbereiten.

Schwer schluckte ich, als meine Augen für nur eine Millisekunden auf ihre trafen.

Genervt schmiss sie das Messer auf den Tisch und lief auf mich zu.
,,Verdammt Dahlia!" Brüllte sie fassungslos und schaute zu meinem Vater, ehe sie ihn die Zeitung aus seinen Händen riss und sie mir vorhielt.

,,Siehst du das?" Fragte sie mich, als könnte ich nicht lesen. Stur sah ich die Schlagzeile unseres Lokalblattes an.

Blamage für die Calfort-High - Dahlia Churchill beschämt nicht nur ihre Schule, sondern auch die Gemeindevertreter.

Ich musste mir etwas das Lachen verkneifen, als ich mir den ersten Textabschnitt durchlas, welcher behauptete, dass ich meine Verantwortung als Schülersprecherin offensichtlich nicht ernst nahm.

Genaugenommen war es aber nicht meine Verantwortung gewesen, sonder die der Erwachsenen, welche sie einfach auf mich abgewälzt hatten.

Mein Blick wanderte von der Überschrift und dem kleinen Textabschnitt zu dem riesigen Bild, das schon fast die komplette Seite zierte.

Man konnte in diesen Bild deutlich meine Anspannung und mein Unwohlsein erkennen.

,,Hast du eigentlich eine Ahnung, was wir alles für dich getan haben, damit du dort oben stehen konntest?" Mahnte sie mich, doch wollte sie mich trotzdem schuldig fühlen lassen.
,,Ich wollte aber nie dort oben sein" Gab ich kleinlaut zurück.

Meine Augen sahen zu ihren hoch. Ihr Mund stand weit offen, während sie sich fassungslos zu meinem Vater drehte.

,,Undankbar" Lachte sie einfach.
,,Nach allem, was wir für dich getan haben" Sprach sie leise, doch behielt sie ihren aggressiven Ton bei.

Schnaubend blickte ich ihr in die Augen. Ich war einfach nur fassungslos.

,,Was ist bitteschön so lustig?" Wandte sich mein Vater nun auch zu Wort.
,,Ihr! Ihr seid einfach nur ein riesiger Witz!" Ich stand von meinen Stuhl auf und lief zum Fenster.

Meine Augen erblickten die Nachbarskinder, welche fröhlich und ausgelassen im Garten spielten.

,,Ich hab wegen euch meine gesamte Kindheit aufgegeben müssen" Schluchzte ich.
,,Stunden lag habt ihr mich an diesen Tisch sitzen lassen und mich gezwungen irgendwas zu lernen, wenn ich draußen mit den anderen spielen wollte"

Die Erinnerungen kamen mir hoch, als sie mich Sachen lernen ließen, die ich in diesen Alter nicht hätte wissen müssen.

,,Wegen euch habe ich nie Freunde gefunden" Das war der Punkt, der mich zum weinen brachte.

Ich hätte ihre dummen Entscheidungen ignorieren können, wenn es wenigstens Menschen gegeben hätte, bei denen ich ich selbst sein konnte.

Schließlich waren Irina und ich auch nur Freunde, weil unsere Eltern es so wollten.

Irina bekam alles was sie wollte, während ich mich ihrer Selbstsüchtigkeit untergeben musste, nur um meine Eltern glücklich zu machen.

Aber für eines musste ich ihr wohl danken. Ohne Irina hätte ich nie Caitlin kennengelernt, welche tatsächlich meine erste richtige Freundin war.

Sie verstand mich, auch wenn ich ihr nie die Wahrheit sagen konnte. Caitlin hätte mich in den Arm genommen, wann immer ich eine Schulter zum weinen brauchte. Nur dürfte ich nicht meine Schwäche zeigen, schließlich machte ich das alles - laut meinen Eltern - ja freiwillig.

Sie wäre sicherlich auch glücklich für mich gewesen, wenn ich ihr von Rose und mir erzählt hätte. Stattdessen musste ich sie etwas anderes glauben lassen.

Und nun hatte ich sie verloren.

,,Ich fühle mich wie eine Puppe, die ihr nur wolltet, um euch die Arbeit zu erleichtern" Brüllte ich unter Tränen.

Schweigend sahen sie mich an, ihre Gesichtsausdrücke waren völlig leer. Keine Reue, keine Trauer, keine Entschuldigung.

,,Und die Sache mit den Harveys - erwartet ihr wirklich, dass ich mich in Demian verlieben werde?" Sie gucken auf die Uhr über der Tür, als würden sie darauf warten, dass ich endlich aufhören würde mich zu beschweren.

,,Hätten wir es denn jetzt?" Fragte mein Vater, als er wieder zu mir sah. Ihnen war es egal, wie ich mich fühlte.

Fassungslos lachte ich und begann mit meinen Kopf zu nicken.
,,Ich hasse euch" Wisperte ich in die Stille, doch klang es so nur noch lauter.

,,Sonst noch etwas?" Kam es von meiner Mutter, die sich in meinem Stuhl gesetzt hatte.

Ich lief aus der Küche in den Flur und begann mir meine Schuhe überzuziehen.

,,Dahlia!" Hörte ich ihre Stimme schreien, als sie im Rahmen der Tür stand.

Hätte sie gewollt das ich bleibe, dann hätte sie mich aufgehalten. Ich konnte gehen, also ließ ich mir Zeit.

Meine Haare warf ich vorne über und begann mir einen Zopf zu machen. Ihr Blick musterte wütend, die einzelne rosane Strähne, welche eigentlich so unbedeutend war.

Aber ich sahen ihren Blick. Triumphierend musste ich mir mein Grinsen verkneifen, bevor ich aus der Tür heraus lief.

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