Noch nie hatte ich so früh das Haus verlassen. Selten bin ich ohne Irina und Caitlin zur Schule gegangen. Und noch nie saß ich im Klassenzimmer, bevor überhaupt der Lehrer noch andere Schüler da waren.
Aus meiner Tasche holte ich einen kleinen Spiegel heraus. Ich wollte sicher gehen, dass auch wirklich niemand die kleine Strähne sah.
Gestern beim Duschen sah ich zu, wie die Farbe sich langsam mit dem Wasser vermischte und in den Abfluss verschwand.
Die Farbe war schön, doch bereute ich sie heute. Ich bereute alles. Das Färben, den Joint und... den Kuss?
Mit einer Wucht fiel mein Kopf auf den Tisch. Was hatte ich mir nur dabei gedacht?
Ich hätte weinen können - ich wollte weinen, nur fühlte sich das nicht richtig an.
Nichts davon war richtig.
Von der Seite aus konnte ich hören, wie sich langsam die Tür öffnete. Es war kraftaufwändig gewesen, meinen Kopf zu heben.
Ich blickte auf die Tür und sah Demian im Rahmen stehen.
,,Was machst du denn schon hier?" Lachte er überrascht.
,,Ich bin heute einfach etwas früher aus dem Haus gegangen" Meinte ich mit einem schulterzucken. Es war keine Lüge gewesen, dennoch gefiel mir meine Antwort nicht.Er setzte sich zu mir, doch packte er nicht seine Sachen aus. Er wusste, dass Irina und Caitlin immer neben mir saßen.
Wir sahen einander still an, bis ich seine gerunzelte Stirn sah.
,,Geht es dir gut?" Fragte er völlig besorgt.War es so offensichtlich gewesen?
,,Warum sollte es mir nicht gut gehen?" Ich stellte mich dumm, spielte alles runter.
,,Du siehst aus, als hättest du die ganze Nacht kein Auge zubekommen" Unrecht hatte er nicht. Ich war so müde gestern, konnte aber nicht schlafen. Rose erschien mir jedes Mal in meinen Gedanken und hielt mich vom Schlafen ab.Immer wieder musste ich mich an ihre Berührungen, Küsse und ihre Zunge erinnern.
,,Kannst du ein Fenster aufmachen, bitte" Mir war so widerlich heiß. Innerlich verbrannte ich.
,,Natürlich"Sofort stand er auf und rannte auf eines der Fenster zu. Ein angenehmer Windzug kam durch den Raum gezogen und kühlte mich doch etwas ab.
Ich wollte meinen Kopf wieder auf den Tisch legen, als ich schon wieder das öffnen der Tür vernahm.
,,Wo warst du?" Hörte ich Irina wütend fragen, als sie zusammen mit Caitlin und den Rest der Schüler in den Raum kam.
Demian ging auf uns zu, doch nahm er nur seine Tasche von dem Platz und lief zu seinem.
Ihr Blick durchbohrte mich förmlich. Egal was ich geantwortet hätte, ihr hätte es nicht gefallen.
,,Ich hab mich in der Zeit geirrt und bin etwas früher losgegangen" Meinte ich nervös.Mit einem angepissten Schnauben sah sie zu ihrer Tasche herunter und packte ihre Bücher aus.
Mein Blick wanderte zu Caitlin, welche mit einem belustigten Lächeln ansah.
,,Mach dir keine Gedanken, dass kann jeden mal passieren" Flüsterte sie mir aufmunternd zu.Ich nickte, ehe ich meine Augen auf die Tafel richtete. Es stand nur eine Buchseite dran, weshalb ich diese aufschlug.
Ich versuchte den mir endlosen Text zu durchlesen, doch irgendwie schien es, als hätten alle Wörter ihre Bedeutung verloren. Nichts machte mehr Sinn.
Immer wieder las ich mir den Anfang durch, aber nie verstand ich den ersten Satz.
,,Alles in Ordnung" Wisperte mir Caitlin besorgt zu, als sie auf mein leeres Blatt sah.
Ich schaute zu ihr. Caitlin hatte fast alle Fragen am Ende des Textes schon beantwortet, genauso wie Irina.
Nur mein Blatt war leer
,,Kopfschmerzen" Ich war mir nicht sicher gewesen, ob das eine Lüge war.
,,Miss, dürfte Dahlia sich bei der Krankenzimmer melden? Ihr geht es nicht gut" Fragte sie schnell unsere Lehrerin.Ihre Augen wanderten auf mich zu, ehe sie ihren Kopf zur Tür richtete. Widerwillig stand ich von meinem Platz auf und lief in den Flur.
Das Licht der Lampen schien mir so hell, während der Korridor immer enger wurde.
,,Dahlia, wir müssen reden" Hörte ich aus der Ferne kommen. Mein Blick richtete sich von dem Boden nach vorne auf.
Rose kam auf mich zu. Ihr rotes Haar hatte sie zu einem hohen Zopf gebunden, während sie noch immer gegen die Kleiderordnung verstieß.
Ich ignoriert ihre Worte und sie. Es tat weh. Kein Blick konnte ich ihr würdigen.
Ich lief einfach die Treppe in den zweiten Stock hoch, während ich noch immer ihre Stimme hörte.
,,Wir müssen darüber reden! Du kannst mich nicht einfach ignorieren" Rief sie mir hinterher. Sie wollte mir folgen, doch als die Klingel zum Ende der ersten Doppelstunde läutete und die Schüler alle aus ihren Klassenräumen traten, verschwand ich in der Menge.Rose verstummte.
Sie liefen aus den Türen auf dem Schulhof hinaus, während ich mich auf den leeren Treppen setzte.
,,Dachte ich mir, dass ich dich hier finden würde" Trotz geschlossenen Augen, erkannte ich sofort Demian seine Stimme.
Müde öffnete ich sie und sah den blonden Jungen neben mir sitzen.
,,Woher?" Wollte ich wissen. Mit einem Grinsen sah er mich an, doch sanken seine Mundwinkel schnell.
,,Du bist heute nicht ganz bei der Sache, Dahlia" Stellte er fest, doch beantwortete er mir nicht meine Frage.,,Was hat mich verraten?" Fragte ich stattdessen.
,,Naja, du wirktest unkonzentriert, als würdest du mit aller Kraft versuchen, nicht über etwas nachzudenken, aber es nicht schaffen",,Warum weisst du alles?" Ich war an die Wand gelehnt und versuchte ein kleines Lächeln aufzubringen.
,,Ich beobachte die Leute eben gerne" Meinte er mit einem Schulterzucken.
,,Warum?"
,,Du stellst ziemlich viele Fragen"Ich musste lachen.
Zuvor hatten wir nie so ausgelassen miteinander gesprochen, nun viel es uns so leicht, solche Konversationen zu führen.
,,Ist es wegen Rose?" Fragte er nach einer Weile der Stille besorgt. Ich mied seinen Blick.
,,Demian" Fing ich an.
,,Manche Sachen gehen dich nichts an" Ich wollte es in einer ruhigen Tonlage sagen, damit er nicht dachte, dass er etwas falsches getan hatte.
,,Vestehe"
,,Wirklich?"Völlig überrascht sah ich ihn an. Er schien neugierig zu sein, doch fragte er nicht weiter nach.
Irina hätte meine Antwort in den Wahnsinn getrieben, während Caitlin sie nur etwas enttäuscht hingenommen hätte.
,,Ich respektiere deine Privatsphäre, Dahlia"
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Fake Love
Romance➵ 𝐃𝐚𝐡𝐥𝐢𝐚 𝐮𝐧𝐝 𝐑𝐨𝐬𝐞 | 𝐑𝐨𝐦𝐚𝐧𝐜𝐞 Dahlia Churchill ist eine absolute Vorzeigetochter. Sie schreibt die besten Noten, engagiert sich freiwillig für die Gemeinde und leitet mehrere Projekte der Schule. Es klingt alles so perfekt, nur für...