19 - [Lebendig]

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Mein Blick wanderte auf die Uhr zu. Eine Stunde noch, dachte ich leicht panisch, doch ließ Rose mir keine Zeit, um mir Sorgen zu machen.

,,Sie dir all diese Vollidioten an, die die gesamte Arbeit der Lehrer machen, ohne es überhaupt zu bemerken" Ich nahm meinen Blick von der Uhr und sah wie sie aus dem Fenster des ersten Stocks.

Starrend blickte sie auf all die Schüler herab, die bei den letzten Vorbereitungen vom Tag der offenen Tür halfen.

,,Einer dieser Vollidiot steht neben dir" Wies ich sie mit einem Lächeln darauf hin.
,,Bei dir ist es was anderes. Du machst das wissentlich. Das macht dich somit zum Obervollidiot" Den letzten Teil sprach sie mit einem riesigen Grinsen aus, bevor sie ihre Arme um meine Taille schlang.

Rose wollte ihre Lippen auf meine drücken, doch löste ich mich aus ihrer Umarmung.
,,Der Obervollidiot hat noch Arbeit zu erledigen" Sprach ich, bevor ich zu einen der Tische lief um einen Karton zu holen, der noch mit restlicher Dekoration befüllt war.

Entsetzt sah sie mir hinterher, bevor die Tür öffnete und sie ins Schloss fiel ließ.

Ich konnte die Röte in meinen Wangen spüren und erlaubte es mir, endlich lachen zu dürfen.

,,Dahlia!" Schreckte ich allerdings schnell zusammen. Ich drehte mich um und sah Irina und Caitlin auf mich zu laufen.
,,Ist das dein scheiß ernst? Erst ignorierst du uns, und nun sind du und Rose beste Freundinnen?" Irina war wütend, doch Caitlin sah einfach nur enttäuscht aus.

Es verletzte mich sie so zu sehen.
,,Es ist nicht so, wie du denkst" Wollte ich sie beruhigen.
,,Ach, und wie ist es dann?" Mit gekreuzten Armen sah sie mich an, während sie sich an einen der Spinde lehnte.
,,Mister Hargrove hat mich gezwungen mit ihr zu arbeiten" Log ich.

Ich fühlte mich schuldig. Am liebsten hätte ich die Wahrheit gesagt, doch Irina hätte es nicht verstanden.

Caitlin hätte es verstanden, trotzdem konnte ich es ihr nicht erzählen. Irgendwie hatte ich Angst.

Kopfschüttelnd richtete sie sich gerade auf und mied meinen Blick. Sie schnaubte und fasste sich an den Rücken ihrer Nase.

,,Das nervt doch" Mit den Worten verschwand sie einfach. Caitlin lächelte mir kurz entgegen, bevor sie Irina folgte.

Tief atmete ich ein und aus, festigte meinen Griff um den Karton und versuchte das Gefühl der Anspannung zu ignorieren, während ich einfach weiter den Gang entlang lief.

Irgendwie fühlte sich der Flur endlos an. Die Spinden sahen in die Länge gezogen aus, während der Boden immer breiter schien.

Ich erreichte die kleine Abstellkammer und stellte den Karton auf eines der Regale.

,,Kommst du? Hargrove hält gleich seine Rede" Hörte ich Rose sagen. Meine Schultern sanken und beruhigt atmete ich ein.
,,Ja"

,,Warum hast du so lange gebraucht?" Fragte sie etwas skeptisch und musterte mich dabei genau.
,,Ich hab noch mir Irina gesprochen"

Rose musste Grinsen, als sie meinen angestrengt Ton vernahm.

Sie öffnete die Tür zur Aula und wollte sich gerade in eine der hintersten Ecken setzten, doch da kam Mister Green auf uns zu.

,,Dahlia" Sprach er ruhig, doch auch ungeduldig.
,,Du sollst nach hinten" Sein Blick richtete sich auf den roten Vorhang, welcher offen stand.

Mit einen nicken lief ich die Treppen hinunter. Ich sah so viele neue Gesichter und nur wenig vertraute.

Aber ein paar stach besonders heraus. Mit Schock blickte ich in die Augen meiner Mutter und erstarrte fast.

Schwer schluckte ich, bevor ich hinter die Bühne stolperte. Von der Seite aus, beobachtete ich Mister Hargrove, wie er seine Rede auswendig vortrug.

Jedes Wort war bis zur Perfektion einstudiert. Jede seiner Gesten wirkte so selbstsicher. Und jedes Lächeln, welches er aufsetzte, hätte nicht falscher sein können.

Keines seiner Worte drang zu mir durch, bis auf ein Satz.
,,Und nun möchte unsere Schülerin Dahlia Churchill noch einige Worte zu Ihnen sagen" Mit einem Lächeln streckte er seinen Arm zu mir aus und langsam - sehr langsam, Schritt ich auf die Bühne.

Kaum eines der Gesichter war zu erkennen, alles wirkte schwarz. Doch alle sahen mich an.

Ich stellte mich vor das Rednerpult und unvorbereitet sprach ich nervös drauflos.

,,Es ist mir eine Freude, so viele neue Gesichter an der Calfort-High begrüßen zu dürfen" Nie hatte ich sehr gestottert.

Mein Blick wanderte kurz nach hinten und betrachtete die verwirrten und fassungslosen Gesichter meiner Lehrer.

,,Ich... ähh, ahm" Es schien, als würden der Dunkelheit Augen wachsen. Ich konnte nichts, außer ihre Augen erkennen.

,,Dahlia" Hörte ich ein leises Flüstern und sah zur Seite. Rose war hinter dem Vorhang versteckt.

Meine Hände, welche sich in das Holz des Pultes krallten, ließen einfach los. Mit einem Lächeln lief ich von der Bühne. Ich konnte die entsetzten Stimmen aller hören, aber das bedeutete mir nichts.

Ich nahm Rose ihre Hand und stürmte mit ihr aus der Aula. Zusammen rannten wir den Flur entlang, die Treppen hoch, bis wir beim Dach waren.

Luft.

Ich konnte endlich atmen.

,,Dahlia" Wisperte sie. Vorsichtig drückte Rose ihre Stirn an meine.
,,Du warst großartig dort oben"

Ich musste lachen.
,,Ich hab kein Satz hervor gebracht"
,,Das mein ich nicht"

Ihre Arme schlangen sich um meine Taille. Sie setzte sich auf das Geländer, welches eher einer Steinmauer gleichte.

,,Was meinst du dann?" Meine Stimme war ein leises und verunsichertes, aber dafür glückliches flüstern.
,,Ich meine dich, du bist einfach großartig" Wisperte sie mir in der selben Lautstärke zu.

Mit einem breiten Lächeln drückte ich meine Lippen auf ihre. Meine Hände umschlossen ihre Wangen, während ihre meinen Rücken streichelten.

Mit einer Zärtlichkeit drückte sie ihre Lippen immer wieder auf meine, wann immer sie sich von einander lösten, um Luft zu schnappen.

,,Rose" Sprach ich ihren Namen heiser.
,,Ja?" Hauchte sie mir außer Atem entgegen.
,,Danke"
,,Wofür?"

Sie hielt inne, obwohl sie ihre Lippen ungeduldig wieder auf meine pressen wollte. Starr blickte sie mir in meine Augen und wartete dafür geduldig auf meine Antwort.

,,Das ich lebe" Verwirrt sah sie mich an. Langsam nahm sie ihre Hand von meinem Rücken und umschloss dafür meine. Sanft drückte sie sie.
,,Ohne dich" Stotterte ich leicht.
,,Würde ich nicht wissen, was es bedeutet am Leben zu sei "

Fake Love Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt