15 - [Herzinfarkt]

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Vorsichtig klopfte ich an die alte Holztür. Ich wartete nicht auf eine Antwort, sondern öffnete sie einfach. Warum hatte ich überhaupt geklopft?

,,Du bist früh" Stellte Rose mit einem Lächeln fest.
,,Ich hatte einfach Fernweh"
,,Nach der Freiheit"

Ich nickte, ehe ich mich auf das gestreifte Sofa fallen ließ. Zu meiner Überraschung stieg keine Staubwolke hoch, trotzdem musste ich Husten, als Rose einen letzten Zug von ihrer Zigarette nahm, bevor sie diese im Aschenbecher ausdrückte.

Rose wandte sich mir mit einem breiten Grinsen zu.
,,Du hast wirklich Haarfarbe gekauft" Lachte ich nervös. Ich konnte zwei Packungen erkennen: eine rote und einen rosane.

,,Also, wollen wir anfangen?" Starr blieb ich sitzen und nahm ihre Worte auf. Ich wollte erst dagegen protestieren und sie erinnern, dass ich noch nie jemanden die Haare gefärbt hatte, aber ihr war das sowieso egal gewesen.

,,Muss man die Haare nicht irgendwie noch waschen?" Stammelte ich.

Mit einem besserwisserischen Grinsen zeigte ihre Hand nach hinten auf ein kleines Waschbecken, welches mir zuvor nicht aufgefallen war.

Ergeben seufzte ich, trotzdem fragte ich mich, wie diese kleine abgelegt Hütte einen Wasseranschluss besaß.

Rose rutschte von der Couch auf dem Boden. Sofort zog sie sich ihr graues Shirt über den Kopf.
,,Ich will nicht, dass es irgendwelche Flecken bekommt"

Mein Atem stockte. Es fühlte sich plötzlich verboten an, sie anzugucken.

Zögerlich griff ich nach der Packungen und öffnete sie.
,,Ich mach das schon" Hörte ich rose sagen. Vorsichtig nahm sie mir die Farbe aus der Hand und begann sie anzumischen.

Mein Blick wanderte zur anderen Packungen. Mit einem Lächeln musste ich mir vorstellen, wie es wohl wäre, wenn ich rosane Haare hätte.

,,Hier" Sprach Rose etwas aufgeregt und reichte mir die kleine Schüssel mit der Farbe.

Ich nahm den Pinsel in die Hand.
,,Nimm lieber deine Hände" Sie zeigte auf ein paar Handschuhe und schnell zog ich mir diese über.

Mein Hand zitterte etwas, als ich in die kalte Farbe faste und sie einfach zu verteilen begann.

Sie so zu berühren, fühlte sich irgendwie komisch an. Als wenn kleine Elektroschocks meine Fingerspitzen durchzogen hätten.

Ich stellte mir vor, wie Rose mich berühren würde, wenn sie meine Haare färbt.

Aber den Gedanken konnte ich mir schnell abschminken. Meine Eltern hätten mich gezwungen sie wieder blond zu färben. Und mir den Kontakt mit Rose verboten.

,,Hargrove verlangt ganz schön viel von dir" Hörte ich Rose sagen. Ihre Hand streckte sich zum Tisch vor und holte eine Zigarette, die sie sofort anzündete.

Wieder war da dieser Geruch. Es war Gras. Sorglos zog sie daran und bließ die graue Wolke aus.

,,Was meinst du?" Fragte ich verwirrt.
,,Tag der offenen Tür"
,,Oh"

Oh, dass hatte ich irgendwie verdrängt.

,,Wann verlangt er mal nicht viel von mir?" Wollte ich es runterspielen, doch Rose gefiel das nicht.
,,Du musst lernen nein zu sagen" Sprach sie streng und doch besorgt.
,,Irgendwann werde ich den Mut dazu haben"
,,Versprochen?"
,,Versprochen!"

Meine Hände wanderten die letzte Strähne entlang, bevor ich die Handschuhe erleichtert auszog.
,,Fertig!" Rief ich mit Stolz.

Rose setzte sich zurück auf die Couch, noch immer zog sie ihr Shirt nicht an. Ich konnte sie nicht ansehen, stattdessen sah an sie vorbei und ließ mein Blick auf der anderen Packung Haarfarbe fallen.

,,Soll ich sie dir färben?" Ich wollte ja sagen, doch die Konsequenzen waren es nicht wert. Kopfschüttelnd senkte ich mein Blick und starrte lieber meine sauberen Hände an.
,,Möchtest du sie denn gefärbt haben" Mit einem traurigen Lächeln musste ich nicken.
,,Dann eine Strähne am Hinterkopf. Sie wird versteckt sein. Nur wenn du das willst"

Ich dürfte entscheiden. Rose überließ mir jegliche Kontrolle, welche ich nie wirklich besaß.

Ich erinnerte mich an ihre Worte, egal was heute passiert, darüber kannst du dir auch noch morgen Gedanken machen.

In dieser Nacht gab es keine Konsequenzen. Es gab nur uns.
,,Eine Strähne am Hinterkopf" Wiederholte ich ihre Worte aufgeregt.

Mit einem Lächeln riss sie die Verpackung auf und wollte beginnen die Farbe zu mischen.
,,Soll ich halten?" Fragte ich zögerlich und zeigte auf den joint, welchen sie mühsam versuchte zu halten.
,,Bitte" Lachte sie erleichtert auf.
,,Du kannst auch gerne einen Zug nehmen" Sie meinte das nicht ernst, doch konnte ich der Verlockung nicht stand halten.

Vorsicht führte ich ihn zu meinen Mund und nahm einen langen Zug. Rose ihre Augen waren geweintet.

Als ich den Joint von meinen Lippen wegbewegte, musste ich sofort anfangen zu Husten.

Ich konnte Rose ihr Lachen hören.
,,Du solltest dein Shirt ausziehen, wenn du nicht möchtest, dass es dreckig wird"

Hitze breitete sich in mir aus. Ich legte den Joint auf dem Tisch ab und streifte mir mein Oberteil vom Leib.

,,Dreh dich um" Befahl sie mir. Ihre Finger striff en über meinen Rücken, als sie meine Haare nach vorne schob.

Mein Herz begann zu rasen. Es schlug so schnell, als hätte es einen Marathon gerannt. Ich wollte einfach nur etwas trinken und meine Augen schließen.

,,Fertig" Hörte ich Rose sagen. Langsam drehte ich mich zu ihr. Ich wollte mich nicht zu schnell bewegen, mir war einfach schwindlig.

Mein Kopf lehnte sich an die Couch und traf auf Rose ihren besorgten Blick.

,,Alles in Ordnung?" Fragte sie. Sie zog ihre Augenbrauen zusammen und legte mir vorsichtig ihre Hand auf die Wange.

Sie lehnte sich zu mir, nur Zentimeter trennten uns von einander.
,,Küss mich" Forderte ich.
,,Möchtest du es wirklich, oder sagst du das nur, weil du high bist?" Sie war nicht von meiner Forderung abgeschreckt.
,,Ich will das" Stammelte ich.

Mit einem Lächeln spürte ich ihre Lippen auf meine. Dieses elektrisierende Gefühl von vorhin, durchzog nun meinen gesamten Körper.

Vorsichtig lehnte ich mich zurück. Mir war noch immer schwindlig, nur erlaubte ich mir jetzte meine Augen zu schließen.

Ich konnte spüren, wie sie über mir lag. Ihr Körper drückte mich in die Couch.

Mein Körper brannte, als würde er in Flammen aufgehen. Ich brauchte Luft, ich musste atmen. Aber ich wollte meine Lippen nicht von ihren lösen.

Für einen kurzen Moment öffnete ich meinen Mund zu einem kleinen Spalt. Das war, als ich ihre Zunge zu spüren begann.

Mein trockener Mund füllte sich mit ihren Speichel. Meine Atmung wurde zusammen mit meinem Herzen immer schneller. Es tat weh, als würde ich einen Herzinfarkt haben.

Unsanft schubste ich sie von mir runter. Verwirrt sah sie mich.
,,Ich muss gehen"

Fake Love Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt