8 - [Detention]

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Mein Blick blieb auf der Aneinanderreihung von Bäumen gerichtet. Rauch quoll aus den Lücken hervor.

Ich seufzte auf. Ich wollte Rose nicht sehen. Schon gar nicht, seit sie mir diesen Zettel gab. Dieser Augenblick, in welchen ich auch nur kurz darüber nachdachte ihr Angebot anzunehmen, war einfach nur beschämend.

,,Ich muss mich schnell darum kümmern gehen" Teilte ich Irina und Caitlin mit, bevor ich mich von der Treppe entfernte.

Der graue Rauch wurde deutlicher, meine Lungen atmeten die Wolke ein, noch bevor ich einfach meine Luft anhalten konnte.

,,Ich seh schon, wir beide werden wohl so schnell keine zusammen rauchen?" Sagte sie mit gespielter enttäuscht, während sie zum Boden schaute, wo die Zigarette lag, welche ich dorthin geschmissen hatte.

Ich wollte nicht darauf reagieren, ich wäre am liebsten erst gar nicht hierher gekommen.
,,Du hast wirklich gefallen daran gefunden, mich zu provozieren, nicht wahr?" Fragte ich genervt, während ich meine Arme vor meiner Brust hielt.

Ich beobachtete sie. Mit einem Grinsen lehnte sie sich an die Tischplatte, während sie meinen Blick stand hielt.

Kein Wort wurde gesprochen. Kein Muskeln wurde bewegt. Und unser Blickkontakt wurde nicht unterbrochen.

Ich spürte, wie mein Körper nachgeben wollte. Ihr Blick war angsteinflößend. Sie stellte keine Bedrohung da, und doch fürchtete ich mich vor dem, was sie hätte sagen können.

Mit jedem Wort hätte sie mich ein weiteres Mal daran erinnern können, wie sehr ich diese Fassede hasste. Sie hätte mich von neue in die Versuchung bringen können.

Vielleicht hätte ich dann nicht die Kraft gehabt, um ihr zu widersprechen - um mich ihr zu widersetzten

,,Du musst anfangen Spaß zu verstehen, Dahlia" Hörte ich ihre Stimme sagen, während sie belustigt mit den Schultern zuckte.

Sie riss ihre dunkelbraunen Augen weg von meinen. Endlich verspürte ich die Erleichterung meine Augen für einen Moment zu schließen.

,,Das alles ist für dich also Spaß? Rauchen, Drogen nehmen, mich zu provozieren?"

Mein Körper begann wie von selbst auf sie zu zulaufen. Neugierig hoben sich ihre Mundwinkel, bevor sie mir entgegen kam.

Es waren nur Zentimeter gewesen, welche uns treten. Die Erinnerung, wie sie ihre Hand um meinen Hals packte, sprang mir ins Gedächtnis. Ich schluckte schwer. Hitze breitete sich auf dieser Stelle aus und stieg in meinem ganzen Körper herab.

,,Dahlia, Dahlia, Dahlia"
,,Ich weiss, wie ich heiße, danke" Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen. Am liebsten hätte ich ein bisschen Abstand zwischen uns gebracht. Aber für Rose war das nur ein Spiel gewesen, und dieses wollte ich nicht verlieren.

,,Deine Fassede ist am bröckeln" Sprach sie erfreut. Ihre braunen Augen hatten etwas freudiges an sich. Es machte sie nur mehr als glücklich, und mich nervte es nur umso mehr.

,,Zum letzten Mal, Rose!" Ich war gereizt, und ich hasste es, wie ich es nicht vor ihr verstecken konnte.
,,Hör auf mit diesem scheiß! Du weisst nichts, also halte dich gevölligst aus meinem Mist raus" Meine Stimme war laut, sehr laut.

Sie lächelte. Rose hatte ihr dummes Spiel gewonnen und ich verloren. Sie lehnte sich zu mir und hielt ihre rosanen Lippen an meinem Ohr:
,,Und damit ist die erste Wand eingerissen worden" Sprach sie triumphierend.

Mit ihren noch immer verschrängten Armen wollte sie gehen, doch ich wollte diese Erniedrigung nicht auf mir setzten lassen.

Meine Hand griff nach ihrem Oberarm und hielt sie fest. Fragend sah sie mich an, doch sagte sie nichts.
,,Du kommst mit mir!"

Sie hielt mich nicht auf, als sie in das Gebäude zog. Im Gegenteil, sie schien sogar die Blicke von unseren Mitschülern zu genießen.

Sie lächelte mich nur an, als ich aufgebracht gegen die Bürotür von Mister Hargrove klopfte.

,,Was erhoffst du dir?" Hörte ich ihre Stimme gegen mein Ohr wispern. Ihr heißer Atem löste eine Gänsehaut auf meinem Körper aus.

Ich schwieg, schließlich wusste ich es nicht. Ich bezweiflete sogar, dass überhaupt irgendetwas passieren würde.

,,Ja?" Nahm ich die gedämpfte Stimme von Mister Hargrove wahr, bevor ich mit Rose eintrat.

,,Ich entschuldige mich die Störung, aber so kann es nicht mehr weitergehen" Sagte ich sofort. Mein Blick war sturr auf ihn gerichtet, während er fragend zwischen Rose und mir hin und her sah.
,,Miss Dexter braucht Disziplin" Mein Augen wanderten zu Rose. Sie sah überrascht aus, aber nicht beeindruckt. Sie war eher belustigt von dem ganzen.

,,Ich bin ja so ein böses Mädchen" Lachte sie sarkastisch. Hilfesuchend sah ich zum Rektor, welcher nur seinen Nasenrücken anfasste.

Mister Hargrove war offensichtlich nicht an dem Gespräch interessiert und antwortete mir nur halbherzig.
,,Dann betreuen Sie eben Miss Dexter Ihr Nachsitzen"

Fassungslos sah ich ihn an, während Rose in Gelächter ausbrach und sich schwungvoll auf den Stuhl setzte.
,,Sie beide hätten nach der Pause sowieso schluss, also" Sagte er und zeigte zur Tür.

Ich wollte Widerspruch, doch sein Blick wurde immer ernster. Ich nahm Rose bei der Hand und zusammen liefen aus dem Raum.

,,Womit habe ich das nur verdient?" Murmelte ich verzweifelt zu mir selbst.

Der Flur war leer, alle Schüler waren in ihre Klassen, während Irina und Caitlin wahrscheinlich schon auf dem Weg nach Hause waren. Währenddessen ich mit Rose hier fessteckte.

,,Lügen haben bekanntlich kurze Beine" Hörte ich sie mit einem provozierenden Grinsen sagen.
,,Warum tust du mir das an?"

Mein Körper fühlte sich schwerer als sonst an. Jeder Schritt den ich machte, schmerzte mehr als der zuvor.

Noch immer hielt ihr Rose ihre Hand und zog sie hinter mir her. Ich erwartete ein befriedigtes Lachen oder einen gemeinen Kommentar, aber nichts der gleich kam.

,,Weil du nichts weiter, als eine gebrochene Seele bist, Dahlia" Es klang so ehrlich. Als hätte sie mir das die ganze Zeit sagen wollen.
,,Niemand ist so perfekt. Du bist nur ein Kind, dass Angst vor den Konsequenzen hat, wenn es mal nicht nach der Pfeife der anderen tanzt"
,,Sei leise" Wollte ich schon flehen.

Mein Blick war auf dem Boden gerichtet. Ich konnte spüren, wie sich Rose ihre Hand aus meinem Griff befreite.

,,Und damit ist die zweite Wand zusammen gefallen" Lachte sie gehässig.

Ungläubig sah ich ihr hinterher, als sie in die entgegengesetzte Richtung lief. Ich wollte sie nicht gehen lassen, ich dürfte sie nicht gehen lassen, doch ich bekam keinen Ton heraus. Ich konnte keinen weiteren Schritt mehr gehen.

Nur ihre Worte spielten sich in meinem Kopf ab. Und sie hatte recht. Wie immer.

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