Ein nostalgischer Augenblick

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Im erdrückenden Abgrund meiner selbst gefangen, vernahm ich leise Schritte, darauf folgte ein sonderbares Flüstern, das meinen Namen hilferufend wiedergab. Als ich um mich blickte, erkannte ich bedauerlicherweise nicht einmal meine Hand vor meinen Augen. Dies vermag womöglich auch an meiner Unsichtbarkeit liegen, denn mein Körper nahm keine richtige Form an.

Leise Wassertropfen hallten wieder, als sie auf den spitzen, unebenen Boden aufkamen. Gespannt horchte ich auf und holte tief Luft, um mehr über diesen merkwürdigen Ort herauszufinden. Womöglich befand ich mich in einer Grottenolme. Das könnte auch erklären, warum ich nicht richtig atmen konnte. Doch schnell musste ich diese Theorie widerlegen, als ich kein Wasser um mich herum spürte. Dennoch schien ich in einer Grotte fest zu stecken.

Viele Fragen quälten meinen Geist, doch mein Verstand wurde durch meine nostalgische Emotionalität gestört. Das Gefühl, das mich erneut nach dem Lichtfunken greifen ließ, dass mein Inneres mit Wärme umschmeichelte und mich danach verglühen ließ, brachte mich erneut zu dem Entschluss, dass ich etwas Wichtiges vergessen hatte.

"Fand ich hier das, wonach ich Suche?"

Mein Herz klopfte wild gegen meiner Brust, als sich um mich herum ein süßlich herber Blumenduft ausbreitete. Mein Brustkorb schnürte sich zu und mit einem Mal wurden meine Knie weich und ich landete in meinem persönlichen Albtraum aus Matsch und Blut. Es erinnerte mich wie ich von einem Haxzu aufgespießt wurde. Irritiert blickte ich auf meine verletzte Hand.

Lichter flackerten vor mir auf und deuteten einen schmalen, steilen Weg an. Durch die warme Helligkeit konnte ich eine Tropfsteinhöhle erkennen, in der ich auf dem Boden lag. Meine Wunden waren gänzlich verheilt, als wäre ich niemals verletzt worden.

Nachdenklich schielte ich auf das aufflackernde Leuchten, das keiner Fackel oder Sturmlaterne angehörte. Im Himmel flackerte es auf, als wäre es nicht von dieser Welt.

"Rykar", hauchte mir eine mysteriöse Frauenstimme zu. Die Stimme erinnerte mich an jemanden - jemanden, der mir einst etwas bedeutete.

Mein Körper bewegte sich von selbst, als ich bereits dem rutschigen Pfad aufgewühlt folgte. Konnte ich endlich das finden, nach dem ich mich immer wieder sehnte, ohne zu wissen, wonach ich eigentlich suchte?

Meine Geschwindigkeit erhöhte sich mit jeder verlorenen Sekunde, in der Hoffnung endlich die Frau zu begegnen, die nach mir rief. Meine Mundwinkel zuckten und ich fühlte mich wie ein aufgeregtes Kind, das ein langersehntes Geschenk erhielt.

Als ich auf einer hohen Plattform inmitten eines Ritualraumes ankam, stutzte ich leicht, da ich keine weitere Person wiederfand. Fünf Zeichen glitzerten mir an verschiedenen Ecken entgegen, die mir keinesfalls fremd waren, doch aus einem unerklärlichen Grund konnte ich sie nicht zuordnen.

Eine heiße Flüssigkeit stieß mir in den Kopf, bevor es anfing zu brennen und mein Schädel drohte zu explodieren.

Keuchend und schreiend knickte ich ein und hockte mich mitten auf dem kühlen steinernen Boden, der in der Form eines Unendlichkeitszeichen ausgelegt wurde. Die Lichter flackerten immer schwächer, dimmten nur noch schwach den leeren Raum.

Feine Linien verbanden sich mit den jeweiligen Symbolen zu einem großen Ganzen und wurden zu reinem Wasser, das sich in der Luft erhob und beinahe wie ein Portal vor mir schwebte.

"Rykar", rief es erneut zu mir, bevor sich das Zeichen in meiner verletzten Hand ritzte und sich wie ein Faden mit dem merkwürdigem Phänomen vor mir verband. Es saugte meine Kraft aus, brachte mich um den Verstand.

Nach Luft ringend hielt ich mir meinen Arm, während ich kraftlos immer wieder von einer Seite zur anderen schwankte.

Schwarze Punkte kreisten vor meinen Augen, während höllische Schmerzen mein Bewusstsein durchringen und mit meiner Psyche spielte, um sie gänzlich zu Fall zu bringen. Mein Innerstes wehrte sich gegen eine kühle Flüssigkeit, die direkt in mein Blut gepumpt wurden. Wie ein Schutzsystem kämpfte es gegen die Fremdartigkeit an und brachte meinen Kreislauf durcheinander. Die Temperatur wechselte blitzartig, sodass ich nicht wusste, ob ich mich ausziehen oder mich zu den Lichtern beugen sollte.

Was mir einst wichtig warWo Geschichten leben. Entdecke jetzt