Erinnerungsfetzen der Vergangenheit

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"Umbringen wirst du dich ganz von allein, befürchte ich, wenn du dich weiter in Sachen anderer einmischt." Mit diesen Worten wandte er sich wie ein begabter Tänzer meiner Begleiterin zu und ignorierte meine verzweifelte Situation. Sie rümpfte angewidert die Nase. Er rollte augenblicklich seine Augen.

"Da magst du wohl recht haben, aber das ist nun einmal meine Art zu leben", sagte ich ihm mit entschlossenem Gesichtsausdruck. Er tänzelte auf und ab und fuhr sich durch sein glänzendes Haar.

"Deine Art zu leben..." Gedankenverloren schüttelte er den Kopf und prustete laut auf. "Nur ein Mensch kommt auf so etwas Schwachsinniges. Vielleicht gefällst du mir deshalb so." Seine Augen glitzerten, als er mir seine Aufmerksamkeit erneut schenkte. Durch seine reizende Art vergaß ich jene Welt um uns herum und verlor mich in eine sinnlose Diskussion mit einem Gott, dem ich gern an die Gurgel wollte. Doch zugleich hatte ich mich schon lange nicht mehr so vergnügt.

Es erinnerte mich an die erste Begegnung mit ihm. Obwohl ich ihn nicht ausstehen konnte, so konnte ich mit niemand anderem ein gewaltiges Wortgefecht führen. Auch wenn ich mich dafür hasste, so genoss ich die Anwesenheit dieses Mannes. Es machte Spaß mich mit ihm auf jegliche Art und Weise mit ihm zu duellieren. Als hätte ich neben Jikai endlich eine Person gefunden, die mich wieder herausforderte.

"Sag jetzt nicht, dass du dich in mich verschossen hast." Seine arrogante und verspielte Art hatte mich heimgesucht. Es war, als wenn er mich herausgefordert hatte. Die Luft zwischen uns war schneidend.

"Ich mag manchmal etwas masochistisch wirken, aber mich in einen todgeweihten Mann zu verlieben, entspricht nicht meinem Charakter. Tut mir sehr leid." Damit griff er nach seinem Zylinder und zog ihn sich wieder auf.

"Da bin ich beruhigt. Ich dachte schon, dass du von nun an nett zu mir wärst. Das wäre grässlich." Ich ließ meine Schultern wie einen nassen Sack hängen und blies die Luft erleichtert aus. Jegliche Anspannung verflog.

"Keine Sorge, das wird niemals geschehen. Schließlich stehen wir immer noch auf unterschiedlichen Seiten", untermalte er die Einmaligkeit seiner Hilfsbereitschaft.

"Ihr könnt euch nachher noch um eine Heirat kümmern, wir sollten jetzt lieber gehen", drängte Rue ungeduldig. Die magischen Geschöpfe blickten um sich und merkten die Unruhen des Waldes. Der Boden bebte. Die Tiere hielten sich versteckt. Doch trotz der nahenden Gefahr verspürte ich keine Furcht. Es war, als wenn der Zylinder mich beruhigt hatte.

"Als ob ich jemals einen Gott heiraten würde. Da würde ich eher hier verrecken", sagte ich verbissen. Mein Stolz würde dies niemals zulassen.

"Halbgott, wenn ich bitten darf", korrigierte mich mein Todesfeind, der mich argwöhnisch betrachtete, "wie ich höre, hat mein Lieblingsfeind ein Vorurteil gegenüber Götter." Er schien keine Eile zu haben. Das brachte Rue zum Schmollen. Doch auch wenn ich ihre Nervosität verstand, so hatte ich das Gefühl mich ihm gegenüber rechtfertigen zu müssen.

"Wir befinden uns im Krieg gegen Götter. Was glaubst du wohl, warum ich diese schändliche Rasse mögen sollte, wenn sie alles und jeden als Werkzeug ansehen?" Ich zuckte die Schultern und genierte mich nicht meine Meinung kundzutun, obgleich die Situation unpassender nicht sein könnte. Rue hielt sich die Hände vor Augen und schnaubte verächtlich. Es erinnerte mich an das erste Mal. Sie hatte ähnlich reagiert, da unsere Konversation immer wieder neue Formen und Ausmaße angenommen hatte. Es schien, als könnten wir endlos diskutieren.

"Das ist ja wirklich witzig. Vor allem wenn man bedenkt, dass einer eben genau dieser verhassten Rasse dir deinen verdammten Hintern rettet. Dankbarkeit wird wohl in der Menschenwelt groß geschrieben." Seine Worte trieften vor Sarkasmus und Überheblichkeit. Wir hatten beide unseren Stolz und zugleich gaben wir unterschwellig zu, dass wir einander nicht ausstehen konnten.

Was mir einst wichtig warWo Geschichten leben. Entdecke jetzt