Kapitel 10

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Die letzten zwei Nächte waren einfach nur Horror, ich konnte kaum schlafen. Heute war auch noch Montag. Am liebsten wäre ich einfach zuhause geblieben, was aber gar nicht so einfach war, da meine Mutter ja nicht zu Hause war.

Wenig begeistert machte ich mich fertig, nichtmal schminken wollte ich mich heute. Mir war eigentlich nach gar nichts. Ich putzte also grade mal meine Zähne und schmiss mich in irgendwelche Gammelklamotten.

Danach ging ich zur Bushaltestelle, an der bereits Benjamin auf mich wartete. „Oh Gott, du siehst total fertig aus", begrüßte er mich. „Hab auch nicht gut geschlafen", erklärte ich ihm. „Willst du nicht lieber zuhause bleiben", fragte er mich besorgt. „Nein, geht schon", murmelte ich verschlafen und lächelte ihn leicht an.

„Ich hab Jake auf Instagram gestalkt", meinte er plötzlich. Ich fing sofort an zu lachen, da ich wusste, dass er ihn toll fand. „Und, hat er es bemerkt", lachte ich. „Ich hoffe nicht, ich hab aus Versehen eins seiner Bilder geliked", seufzte er. „Wird bestimmt nicht so schlimm sein", machte ich ihm Mut.

Kaum waren wir an der Schule angekommen, durchfuhr mich ein kaltes Gefühl. Ich hatte plötzlich Gänsehaut und ich wollte einfach wieder gehen. „Ich hab jetzt Englisch", jammerte ich. „Ach komm, als ob dich das stören würde", provozierte er mich.

„Was soll das denn heißen", fragte ich und kniff ihm in die Hüfte. „Du schwärmst doch gradezu für Herrn Avery", lachte er. „Pass lieber auf, da ist Jake", verarschte ich ihn. „Wo", erkundigte er sich sofort. „Du bist hier der, der schwärmt", schmunzelte ich und ging in die Klasse.

Wir warteten bereits seit 15 Minuten auf Herr Avery, der aber irgendwie nicht kam. Am liebsten wäre ich einfach gegangen, doch so einfach war das nicht. Ich hatte noch nie geschwänzt und das sollte sich auch nicht ändern. Falls er nämlich doch kommen sollte, hieß das, dass ich für die Doppelstunde eine sechs bekam.

„Morgen, zusammen. Bitte entschuldigt meine Verspätung, ich hatte noch etwas wichtiges zu klären", erklärte er uns. „Unseren Ausflug", fragte ein Schüler. „Der ist tatsächlich noch nicht genehmigt worden und das könnte auch noch dauern", redete er sich raus.

Mein Gott, wie konnte man nur so beschissen Lügen? Ich meine, ich hatte in der ersten Sekunde gemerkt, dass er da totalen shit laberte. „Können wir jetzt bitte anfangen", bettelte die Streberin der Klasse.

„Ja, sofort. Ich muss noch die Anwesenheit überprüfen", sagte er und begann die Schüler aufzurufen. „Dann Enola, Evans", las er vor. „Anwesend", murmelte ich. Er sah zu mir und sah mir direkt in die Augen. Ich wollte nicht zurück gucken, also blickte ich schnell wieder auf meinen Tisch und begann mit Jade zur Ablenkung zu quatschten.

„Wie gefällts dir hier eigentlich", fragte sie mich. „Ganz nett hier, vermiss nur mein Zuhause", murmelte ich. „Kann ich verstehen, bin vor zwei Jahren hier her gezogen und man: du glaubst gar nicht, wie sehr ich mein altes Haus und meine Freunde vermisst habe und es teilweise immer noch tue", erzählte sie mir. „Aller Anfang ist schwer", ergänzte sie noch. „Da hast du wohl recht", sagte ich und lächelte sie dankbar an.

„Wieso seid ihr eigentlich hier", erkundigte sie sich. „Meine Mom hat hier einen neuen Job angenommen und ihr", fragte ich sie. „Mein Vater hat auch ein Jobangebot angenommen, deswegen mussten wir alle umziehen und jetzt will er sich scheiden lassen", seufzte sie.

„Das tut mir leid, sowas ist immer blöd. Vielleicht renkt sich das ja nochmal ein", versuchte ich sie aufzumuntern. Sie lächelte und nickte, obwohl sie wahrscheinlich nicht dran glaubte, was ich auch verstehen konnte.

Gelangweilt vom Unterricht blickte ich auf die Uhr und sah, dass wir nur noch zehn Minuten hatten. Jade neben mir war bereits eingeschlafen und hatte ihren Kopf auf den Tisch gelegt.

„Damit ist die Stunde für heute beendet, denkt an die Hausaufgaben und noch einen schönen Tag", sagte Herr Avery und entließ die Schüler. „Ach ja und Enola? Bitte komm noch einmal nach vorne", bestimmte er.
Ganz ehrlich: Darauf hatte ich jetzt null Bock. Ich wusste ja sowieso schon, was er mit sagen würde, also warum sollte ich bleiben?

Ich packte genau wie alle anderen meine Sachen zusammen und ging direkt an Ethan vorbei nach draußen. „Enola", rief er mir hinterher. Ich tat so, als hätte ich ihn nicht verstanden und ging einfach weiter.

„Slay", lachte Benny, der vor der Klasse auf mich wartete. „Schnell weg, bevor der noch rauskommt", lachte ich und zog ihn mit mir mit. „Warum bist du denn nicht hingegangen", fragte er mich. „Ich eh- ich hatte einfach keine Lust", stotterte ich mir zusammen.

„Du bist echt komisch", schmunzelte er und guckte mich an. War vielleicht nicht seine beste Idee gewesen, denn der Flur war total überfüllt und Benny knallte direkt in eine Person. Ich musste mir mein schmunzeln verkneifen, da er direkt in Jake geknallt war. „Ich glaube, dass ich was in meinem Spind vergessen hab, komme gleich wieder", log ich und zwinkerte Benny zu.

Benjamin PoV:

Oh nein, echt nicht. Sie hatte das total extra gemacht und jetzt musste ich alleine mit der Situation fertig werden. Ich blickte ihr entsetzt hinterher, musste mich dann aber erstmal entschuldigen.

„Oh, tut mir leid", murmelte ich zurückhaltend. „Schon gut. Benjamin, richtig", fragte er mich. „Jap, der bin ich", meinte ich und lächelte freundlich. Ich war mit der Situation total überfordert und hatte echt keinen Bock mehr.

„Du bist mit Enola in der 12ten oder", erkundigte er sich. „Bin ich und du in der 13", fragte ich, obwohl ich das alles bereits wusste. „Genau", meinte er und zwinkerte. „Dann bis zum nächsten mal", sagte ich und wollte weitergehen, als er noch etwas sagte: „Ich hab genau gesehen, dass du meine Instagramposts geliked hast".

„Da musst du mich verwechseln", log ich. „Na na, ich glaube nicht", hauchte er. „Wenn dann nicht extra", versuchte ich mich rauszureden. „Ist mir doch egal, vielleicht können wir ja mal was unternehmen", raunte er in mein Ohr und machte dann seinen 'Obercoolen' Abgang.

Ach du meine Fresse, war das vielleicht peinlich. Zum Glück war er nicht so wie sein Halbbruder, Blake. Blake mobbte mich bereits, seitdem ich mit ihm zusammen auf eine Schule ging und leider war das nicht meine erste Schule mit ihm.

„Enola, spinnst du", meckerte ich, als sie wiederkam. „Ich weiß nicht, was du meinst", meinte sie und schmunzelte. „Er weiß das, also mit den Bildern", murmelte ich. „Na und? Ich like doch auch irgendwelche Bilder", versuchte sie mich aufzumuntern.

„Das ist aber was anderes", meinte ich entgeistert. „Komm runter, es ist doch gut gelaufen oder etwa nicht", lachte sie. „Fick dich, Eno", lachte jetzt auch ich und kniff ihr in die Seite.

„Oh, scheiße! Schnell weiter, Ethan kommt", verplapperte sie sich. „Ethan?", fragte er verwundert. „Nicht so wichtig, komm einfach", meinte sie und zog mich quasi mit. Ich drehte mich also um und konnte Herr Avery erkennen. Jemand anderen als er, konnte ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen.

„Meinst du Herrn Avery", fragte ich sie also direkt. „Ich- ich", stotterte sie. „Du nennst deinen Lehrer bei Vornamen", erkundigte ich mich. „Eigentlich nicht", murmelte sie. „Und warum dann ihn", verwundert blickte ich zu ihr, sie schien allerdings nicht drüber sprechen zu wollen.

„Ist dir das noch nie passiert, also mir schon ganz oft", log sie. „Aha, ehrlich gesagt glaube ich, dass du mich hier grade fett verarscht", sagte ich und blickte sie streng an. „Nein, nein", flüsterte sie und lief weiter.

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Das war's mal wieder :)

𝑊𝑎ℎ𝑟𝑒 𝐿𝑖𝑒𝑏𝑒 𝑘𝑒𝑛𝑛𝑡 𝑘𝑒𝑖𝑛𝑒 𝐺𝑟𝑒𝑛𝑧𝑒𝑛Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt