Kapitel 12

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Ich arbeitete bereits seit einigen Stunden an meinem Projekt, nahm mir nur dann Pausen, wenn ich auf die Toilette musste, sonst arbeitete ich aber durch.

Als ich auf die Uhr sah, merkte ich, dass es bereits nach 19:00 Uhr war. Langsam packte ich meinen Kram zusammen, um nach Hause zu gehen.

Ich war grade aufgestanden und wollte grade gehen, als Ethan die Bibliothek betrat. Ich wollte eigentlich einfach weiter gehen und gar nichts sagen, aber er sprach mich an.

„Was machst du um die Zeit noch hier", fragte er. „Ihr dämliches Englischprojekt", meinte ich und drängte mich an ihm vorbei.

Er packte mein Handgelenk, sodass ich jedoch nicht weit kam. „Du musst wirklich auf deinen ton achten", sagte er. „Und Sie müssen darauf achten, ihre Schülerinnen nicht zu küssen", konterte ich.

„Tut mir leid, ich weiß doch, dass das ein Fehler war. Bitte lass uns das vergessen und nie wieder drüber sprechen", murmelte er.

Ich blickte irgendwie verletzt zu Boden. Ich meine, mir war zwar von Anfang an klar gewesen, dass das hier niemals hätte funktionieren können, dennoch tat es unglaublich weh.

„Sag doch bitte was, Eno", flüsterte er. Ich nickte einfach nur stumpf, da ich nicht wusste, was ich sagen sollte.

„Ich will es doch auch, so unglaublich sehr", hauchte er und hob mein Kinn an. Ich blickte ihm jetzt direkt in die Augen, was die Situation auch nicht einfacher machte.

Ich wollte wegschauen, ich wollte ihn nicht ansehen, aber ich konnte nicht anders. Ich verlor mich in seinen Augen. Ich wusste nicht, was ich machen sollte.

Ich mochte ihn so sehr.

Er merkte selber, dass er mein Kinn nicht hätte heben sollen, da wir uns beide nun direkt ansahen. Es waren zu viele Gefühle, die mich in dem Moment durchströmten. Ich konnte keinen klaren Kopf fassen, also befreite ich mich und ging.

„Enola, bitte warte", rief er mir hinterher. Abrupt blieb ich stehen und drehte mich noch einmal um: „Ich denke, dass es hier nichts mehr zu besprechen gibt und ich jetzt besser gehen sollte".

„Ich finde aber, dass es noch einiges zu besprechen gibt", sagte er. „Und was? Wir haben doch grade alles geklärt. Jetzt lebt einfach jeder so weiter wie vorher", murmelte ich.

„Du hast recht, tut mir leid", flüsterte er. Ich fühlte seinen Atem auf meiner Haut. Mit Tränen in den Augen blickte ich ihn erneut an und er mich auch.

„Ich sollte dann gehen und du solltest auch so langsam mal nach Hause", meinte er und strich mir noch einmal mit seiner Hand über die Wange.

„Sie haben recht, bis im Unterricht", sagte ich und nahm seine Hand von meiner Wange. „Ja, bis im Unterricht", hauchte er und verließ dann die Bibliothek.

Endlich konnte ich meinen Gefühlen freien Lauf lassen und sank zu Boden. Ich weinte eine Zeit lang, obwohl mir vorher bereits bewusst war, dass das hier niemals hätte funktionieren können.

Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen war, aber plötzlich spürte ich einen Arm um mich. „Enola", hörte ich eine Stimme. Schnell wischte ich mir die Tränen weg und setzte ein Lächeln auf.

„Ja?", fragte ich. „Geht es dir gut?", fragte mich die Person. Ich drehte mich vorsichtig um und konnte Louis erkennen. „Was machst du denn hier?", erkundigte ich mich verwundert.

„Ich hab was vergessen und da ich hier direkt um die Ecke wohne. Aber was ist nun mit dir?", fragte er erneut. „Nichts besonderes, mir ging es einfach nicht so gut", versuchte ich mir zusammen zu lügen.

𝑊𝑎ℎ𝑟𝑒 𝐿𝑖𝑒𝑏𝑒 𝑘𝑒𝑛𝑛𝑡 𝑘𝑒𝑖𝑛𝑒 𝐺𝑟𝑒𝑛𝑧𝑒𝑛Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt