Kapitel 14

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Am nächsten Morgen sprang ich zuversichtlich auf, da ich hoffte, dass dieser Tag besser wurde als die letzten. Ich fühlte mich besser und das dank Louis. Natürlich hatte das Gespräch mit Herr Avery auch dazu beigetragen, aber auch nur in soweit, dass alles zwischen uns wieder 'normal' sein konnte. Irgendwie hatte es mich gleichzeitig aber auch verletzt, da ich ihn sehr gern hatte.

Ich zog mich schnell um und schminkte mich wie immer etwas. Danach ging ich meine Zähneputzen und packte mein Frühstück in die Tasche. Bevor ich losging, ging ich noch einmal auf die Toilette und verließ dann das Haus.

Müde watschelte ich zur Bushaltestelle, an der bereits Benny wartete. „Du siehst viel besser aus, als die letzten Tage", scherzte er. „Danke, sehr nett von dir", meinte ich und kniff ihm in die Seite. „Aua", schrie jener auf und blickte mich grimmig an.

„Du weißt doch, dass ich es nicht so meinte", jammerte Benny schmerzerfüllt. „Trotzdem", zwinkerte ich ihm zu. Dann kam der Bus, in jenen wir einstiegen.

An der Schule angekommen, begrüßten wir uns alle gegenseitig und gingen dann alle unsere Wege. Louis tauchte neben mir auf, da wir jetzt zusammen Unterricht hatten. Wir gingen durch die Gänge der Schule, als mein Blick den von Herr Avery streifte.

Er unterhielt sich grade mit einem anderen Lehrer, doch er schien mich trotzdem bemerkt zu haben, da unsere Blicke sich kreuzten und nun direkt aufeinander lagen. Unsicher lächelte ich und blickte dann schnell zu Boden.

Ich wollte immer hin nicht, dass er wusste, dass ich noch an ihn denken würde oder so. Louis und ich gingen weiter, bis wir an unserem Klassenzimmer ankamen. Wir ließen uns beide nebeneinander auf unsere Stühle fallen und unterhielten uns ein bisschen.

Als der Lehrer den Raum betrat, waren wir jedoch still und hörten aufmerksam zu. Meistens jedenfalls. Oder genauer gesagt manchmal. Es fühlte sich aber auch einfach so unglaublich befreiend an, mit ihm zu sprechen. Egal worüber.

. . .

Ein paar Schulstunden später, hatte ich bei Herr Avery Unterricht. Ich war grade dabei, meine Sachen aus dem Spind zu holen, als Benny neben mir auftauchte. „Können wir Schwänzen?", fragte er mich. Verwirrt blickte ich ihn an und fragte: „Wieso denn das? Ich hab jetzt englisch", erklärte ich ihm.

„Jake hat gemerkt, dass ich ihn mag", murmelte jener verzweifelt und blickte mich hilflos an. „Woher willst du das denn wissen", lachte ich. „Er hat mich eben im Jungsklo darauf angesprochen", seufzte dieser. „Und was hat er gesagt?", erkundigte ich mich.

Bevor Benny etwas sagen konnte tauchte auf dem Gang plötzlich Herr Avery auf und musterte mich von oben bis unten. „Ich hoffe doch sehr, dass du auf den Weg in meinen Unterricht bist oder nicht?", sagte er streng.

Ich warf Benny noch ein schnelles Entschuldigendes Lächeln zu und folgte Herr Avery dann. „Du wolltest doch nicht schon wieder zu spät kommen, oder", lachte mein Lehrer belustigt.

„Selbstverständlich nicht, es war ein Notfall. Bitte entschuldigen Sie", murmelte ich leise. „Was ist denn mit deinem frechen Unterton passiert", scherzte dieser. Ich wusste darauf nicht zu antworten und ging einfach schweigend neben ihm her.

Wir hatten noch zwei Stockwerke Treppen zu steigen, als ich merkte, dass ich mich plötzlich ganz schwach fühlte. Mein Herz tat unglaublich weh und schlug unglaublich schnell. Ich riss mich so gut wie möglich zusammen, um nicht aufzufallen, doch Herr Avery hatte sofort bemerkt, dass etwas nicht stimmte.

Das mit dem Herzen hatte ich jetzt schon öfter gehabt. Ab und zu ziemlich schlimm, dann aber manchmal auch nur in kleineren Ausmaß. Ich hasste es, da ich kaum Luft zum atmen und kaum Kraft zu stehen hatte.

„Fühlst du dich nicht gut?", fragte er mit einem besorgten Blick. „Ja, ich habe das öfter mal", ich hatte keine Kraft mehr, um weiter zu sprechen, also beendete ich meinen Satz und lächelte ihn noch kurz an.

„Wenn du dich nicht gut fühlst, geh besser", murmelte er noch. „Das geht s von, wirklich", meinte ich und lächelte.

Im Unterricht hörte das ganze dann zum Glück nach ein paar Minuten auf. Ich konnte immer wieder die besorgten Blicke von meinem Lehrer auf mir spüren, doch ich versuchte diese zu ignorieren.

Zu meinem Glück, nahm er mich heute nicht einfach so dran. „Hey, Enola. Wie gehts dir", hielt er mich noch kurz auf. „Es geht wieder", lächelte ich ihn an und verließ den Raum.

Ich weiß auch nicht, aber als ich den Raum verließ, fühlte ich mich eigentlich ganz gut. Es fühlte sich fast so an, wie vor unserem Vorfall und das war auch gut so, selbst wenn ich den Kuss sehr genossen hatte. Lehrer und Schüler durfte einfach nicht sein.

Allein, dass ich jemals darüber nachgedacht hatte und dachte, dass da jemals etwas sein könnte, war schon ein großer Fehler, den ich sicher nicht wieder machen würde.

Ich wollte mich jetzt auf etwas anderes, als meinen Lehrer konzentrieren.

Erschöpft verließ ich den Unterricht und machte mich auf in die Bibliothek. Ich liebte es einfach, Musik zu hören und dabei zu lesen. Ich tat das sonst immer zu Hause, aber ich hatte keine Bücher mehr zum lesen, also würde ich mir hier einfach irgendeins nehmen.

Nachdem ich mir ein interessantes Buch ausgesucht hatte, setzte ich mich an einen Tisch, welcher irgendwo allein im Raum stand. Ich machte meine AirPods in meine Ohren und betrat meine ganz eigene Welt.

Als ich wieder auf die Uhr sah, sah ich, dass es bereits 18:30 war und ich so langsam los sollte. Ich verließ die Bücherei und ging durch die Gänge der Schule. Ich bog ab und lief schnurstracks in eine mir ziemlich bekannte Person hinein.

„Das tut mir wirklich leid", murmelte ich, während ich ihn dabei half die Sachen aufzuheben. „Nichts passiert", meinte er und blickte mich fragend an. „Das Lehrer und die Zeit noch hier sind, kann ich ja verstehen, aber Schüler?", lachte er.

„Ich wollte nur ein bisschen lesen", erklärte ich ihm und lächelte ihn dabei verlegen an. „Lesen ist ein schönes Hobby. Ich finde, dass die Vorstellungskraft während des Lesens wirklich bemerkenswert ist, es ist fast so, als würde man in einer anderen Welt sein", lächelte er und kratzte sich am Hinterkopf.

„Das sehe ich ganz genau so, es ist einfach so schön, nicht immer man selbst zu sein", schmunzelte ich. „Ich finde es ist schön, also ich meine, ich finde es schön, wie du bist", stotterte er. Sein Gestottere brachte mich zum Lächeln.

„Bitte verzeih, ich meinte das nicht so", räusperte er sich und entschuldigte sich dann. Verwirrt blieb ich einen Moment stehen, beschloss dann aber auch mal nach Hause zu gehen.

Ich stellte mich an die Bushaltestelle, zum Glück hatte ich nicht zu lange zu warten. Als ich einsteigen wollte, sah ich, dass Blake darin saß. Ich wollte am liebsten gar nicht erst einsteigen und zögerte kurz.

Ich setzte mich bewusst nach ganz vorne in den Bus, damit er Abstand zu mir hatte. Angespannt wartete ich darauf, dass diese Fahrt endlich enden würde.

An meiner Haltestelle stieg ich aus und bewegte mich bewusst schnell in einen kleinen Weg, da ich Angst hatte, dass Blake mit sonst noch folgen würde.

Umso mehr erleichtert war ich, als ich endlich an meiner Haustür angekommen war und sie aufschließen konnte. Ich zog meine Jacke und meine Schuhe aus und begrüßte dann meine Mum.

Den Rest des Abends verbrachten wir zusammen und aßen noch etwas. Dann ging ich zu Bett und schlief zum Glück schnell ein..

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Ein weiteres Kapitel <3
Danke euch allen fürs lesen

𝑊𝑎ℎ𝑟𝑒 𝐿𝑖𝑒𝑏𝑒 𝑘𝑒𝑛𝑛𝑡 𝑘𝑒𝑖𝑛𝑒 𝐺𝑟𝑒𝑛𝑧𝑒𝑛Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt