Alarmiert

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Abigail

Plötzlich zuckte ich zusammen. Ich hörte, wie sich Megan in der Kabine nebenen regte. Ich hatte das Gefühl, dass die Luft plötzlich sehr viel dicker wurde und mir fiel es schwer, ruhig zu atmen. Mir wurde heiß und kalt und ich öffnete hektisch die Tür.

Als ich jedoch einen letzten Blick auf die Tote warf, fiel mir ein Stofffetzen in der linken Hand der Toten auf. Womöglich war das ein wertvoller Hinweis! Ich beugte mich hinunter und riss an dem dunklen Stück Stoff. Nur schwer löste er sich aus den steifen Fingern der Frau, die sich wie ein Schraubstock darum klammerten.

Als ich ihn ihrer Hand entwunden hatte, drehte ich mich ruckartig um und stöckelte aus der Kabine heraus. Genau in dem Moment öffnete sich die Tür neben mir und Megan schlurfte mir immer noch leicht benommen und weiß wie ein Bettlaken entgegen.

"Süße, lass dich ansehen. Du siehst schrecklich aus, wenn ich das so ausdrücken darf", plapperte ich munter drauf los.

"Meinst du nicht, wir sollten so langsam mal die Polizei rufen?" Ihre Augen waren riesig und glänzten, sodass ich fürchten musste, dass sie gleich anfangen würde zu weinen. Noch vor fünf Minuten hätte ich mich strikt dagegen geweigert, die Bullen zu rufen, aber jetzt, da ich den Stofffetzen hatte, sah es anders aus. Diese Frau, wer auch immer sie war, hatte in mir irgendetwas ausgelöst und ich gierte danach, die Gründe für ihren Tod und vor allem denjenigen zu finden, der sie umgebracht hatte. Nun, die Polizei konnte gerne kommen. Ich war ihr voraus. Außerdem bahnte sich das Blut aus der Wunde weiter den Weg zwischen den Fliesen, und es roch immer stärker nach Metall. Die nächste Toilettengängerin würde es sofort sehen.

"Natürlich, Schatz. Soll ich das nicht lieber übernehmen? Wer weiß, ob du überhauot einen Satz herauskriegen könntest. Geh du mal zu deinem John und lass dich umsorgen." Ich zwinkerte ihr noch einmal übertrieben zu und zückte dann mein iPhone. Nachdem ich die Nummer der Polizei eingegeben hatte, ertönte das Freizeichen nur ein Mal. Sofort hob jemand ab und meldete sich mit "Diensthabender Wachtmeister Charter". Ich holte tief Luft, als wäre ich außer mir und erhöhte meine Stimme um eine Oktave.

"Hören Sie, Mr Charter. Ich weiß nicht was ich tu- tun soll!" Ich ließ eine dramatische Pause, die ihre Wirkung erfahrungsgemäß nicht verfehlte. "Hi- hier neben liegt eine Frau. Sie ist- sie ist t- tot!" Ich schluchzte einmal auf und unterdrücke ein Grinsen. Manchmal war ich von meiner berechnenden Art selbst überrascht, aber so musste es sein. Es war gut so, sehr gut.

Wenn ich eines in meinem Leben gelernt hatte, dann wie man seine Gefühle versteckte. Und nicht nur das. Wie oft hatte ich schon gelächelt, wenn mir nach weinen zu Mute war, wie oft hatte ich mich leidend gegeben, wenn ich am liebsten hämisch aufgelacht hätte. Aber diesen Preis war ich zu zahlen bereit für das, was ich jetzt war. Ich wollte so sein, ich wollte die wunderschöne Eiskönigin sein.

"Bitte kommen Sie schnell!", schluchzte ich und ließ meine Stimme am Ende leiser werden. Da musste ich mich ganz ausnahmsweise einmal selbst loben. Absolut perfekt.

"Hören Sie, junge Frau, wir kommen so schnell wir können. Aber wir müssen wissen, wo Sie sich befinden. Bitte beruhigen Sie sich. Ganz ruhig", beschwor der Polizist mich und ich atmete einmal tief ein und aus. "So ist es gut, und jetzt sagen Sie mir, wo Sie sind."

Ich holte einmal dramatisch Luft und setzte dann zu einer Antwort an: "Ich b-bin im Impossible in der Bently Street. Wissen Sie w-wo?"

"Ja, natürlich. Wir werden uns beeilen. Bitte bleiben Sie am Tatort und empfangen Sie bitte die Polizisten. Und bleiben Sie, bei Gott, ruhig. Wir kümmern uns um alles weitere." Also wirklich, es gab durchaus nettere Polizisten, das wusste ich sehr gut. Aber naja, man konnteeben nicht alles im Leben bekommen.

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