Zusammenbruch

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Abigail

Es gibt Dinge, vor denen kann man nicht weglaufen, noch kann man sie vor sich her schieben. Sie sind einfach da, und dabei so präsent, dass es unmöglich ist, sie zu ignorieren. Sie winken einem nicht mit einem Zaunpfahl, nein, sie hauen einem den kompletten Zaun um die Ohren. Egal wo oder in welcher Situation man selbst sich befindet, sie schwirren einem beinahe greifbar im Kopf herum. Sie sind unfassbar nervig und zugleich extrem interessant, denn diese Dinge sind es meistens, die einem wirklich wichtig sind. Diese Dinge sind es, die sich nachhaltig auf das Leben auswirken.

Genau dieses Gefühl hatte mich die ganze Zeit, seitdem Megan mit hochrotem Kopf und tränennassem Gesicht abgerauscht war, nicht verlassen. Der Zeitungsausschnitt, den ich an diesem Morgen noch in einer Plastiktüte in meinem Schreibtisch deponiert hatte, übte eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf mich aus und zu allem Unglück geisterte Dave ununterbrochen in meinem Oberstübchen herum.

Normalerweise waren dort irgendwelche heißen Typen zu Gast, nicht solche unauffälligen Kerle, die erst auf den zweiten Blick ganz hübsch sein könnten. Männer sollten aber einfach nicht hübsch sein, sie gehörten sexy. Ärgerlich schnalzte ich mit der Zunge, weil ich schon wieder über ihn nachdachte. Herrgott, wie idiotisch konnte man eigentlich sein? Es wurde Zeit, dass ich mich wichtigeren Dingen widmete.

Ich erhob mich von meinem Bett und ging zu meinem Schreibtisch an der langen Fensterfront, durch die die nachmittägliche Septembersonne ihre Strahlen in mein Zimmer warf. Aus einer der unzähligen Schubladen zog ich jetzt die Namensliste, die ich noch am Morgen nach dem ersten Mord angefertigt hatte. Einen Großteil der Namen hatte ich abgearbeitet, hatte sie grob auf möglicherweise rachsüchtige Ex-Freunde oder -Freundinnen, Drogengeschichten und vieles mehr untersucht; Gründe eben für einen oder auch zwei Morde. Einige hatte ich ohne lange zu überlegen beiseite gelassen, denn ich traute meiner Menschenkenntnis immerhin so weit, diese Personen als Verdächtige ausschließen zu können.

Im Endeffekt waren nur drei Namen übrig geblieben. Ganz oben auf der Liste stand Peter Fernandez, ein Hispano aus meinem Jahrgang. Er war einer dieser Menschen, die man zwar respektierte, aber denen man selbst als ungekrönte Königin der Sanderly High lieber aus dem Weg ging. Man hatte über ihn schon einige wirre Gerüchte gehört, die sich aber alle in einem Punkt glichen: Peter arbeitete offensichtlich hin und wieder als Dealer und vertickte nicht nur relativ harmloses Zeug wie Gras. So klischeehaft es sein mochte, wenn A. Southern ein verzweifelter Junkie mit Entzugserscheinungen gewesen wäre, so war der Mord vielleicht nur Selbstverteidigung von Peter gewesen, der sich vor ihr hatte schützen müssen. Leider konnte ich jedoch keine Verbindung zu Isabelle herstellen, was ihn als Verdächtigen eher unwahrscheinlich erscheinen ließ.

Der zweite Name war da schon sehr viel wahrscheinlicher, denn Lucy Stirling war ganz einfach krank. Sie hätte eigentlich schon vor vier Jahren ihren Abschluss machen können, war jedoch erst im letzten Jahr fertig geworden. Ihre Schulausbildung war relativ zu Anfang der Highschool auf Eis gelegt worden, da sie in die Psychiatrie eingeliefert worden war. Sie hatte sich nicht selbst dorthin begeben, oh nein, sie war wegen Gefährdung ihrer eigenen und anderer Personen zwangseingewiesen worden. Anscheinend hatte es da einen Vorfall mit ihrem damaligen Freund gegeben, den sie aber bis heute totschwieg. Was wohlgemerkt auch nicht schwer war, denn schließlich redete sie aus Prinzip mit niemandem ein Wort. Ich konnte nur eines sicher über sie sagen: Ein erleichtertes Aufatmen war durch das Publikum gegangen, als sie endlich ihr Abschlusszeugnis in den Händen gehalten hatte.

Als drittes war Samuel Tottenham übrig geblieben. Er war ein ziemlich schlaues Kerlchen und eigentlich relativ unauffällig, abgesehen davon, dass er schon seitdem er vor zwei Jahren die Schule abgebrochen hatte, auf der Karriereleiter immer zwei Stufen auf einmal nahm. Ich konnte nicht sagen, mit was genau er sein Geld verdiente, aber seine dubiosen Geschäfte erlaubten es ihm, ohne jeglichen Abschluss einer der erfolgreichsten Geschäftsmänner New Yorks zu sein, der unter anderem auch mit meinem Vater zusammenarbeitete. Natürlich war diese Vermutung sehr weit hergeholt, aber es war durchaus möglich, dass ihm bei einem seiner Coups zufälligerweise A. Southern und irgendwie auch Isabelle in die Quere gekommen waren.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 21, 2018 ⏰

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