Anders als erwartet....

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„Warte", entfuhr es Ruby perplex, während sie ihre Kaffeetasse hörbar auf dem Esstisch vor ihnen abstellte. „...er hat dich auf dem Piano SEINER Bar gefickt?". Erschrocken von der Wortwahl ihrer Freundin hustete Mali, bemüht nicht den in ihrem Mund befindlichen Kaffee quer durch ihre kleine Küche zu spucken. „Ruby", mahnte sie entsetzt, was diese lediglich herzhaft auflachen ließ: „Was? Ich habe das Kind nur bei seinem Namen genannt". Für einen Moment hielt sie inne, bevor sie mit vollem Mund weitersprach: „...und dann hat er dich einfach nach Hause gefahren?". Mali nickte knapp, griff nach ihrer mit Käse belegten Brötchenhälfte und biss wortlos hinein. Ruby hatte sich spontan mit einer Tüte Brötchen und zwei Buttercroissants selbst zum Sonntagsfrühstück eingeladen, was sie erneut schmunzeln ließ. Natürlich die Neugierde! „Er möchte unbedingt mit mir essen gehen", erklärte Mali, bevor sie erneut in ihr Brötchen biss. „Für mich macht ihn das neben der Tatsache, dass er dich persönlich in einem Cafe nach deiner Nummer gefragt hat und ein begnadeter Pianist ist nur noch sympathischer.", erwiderte Ruby, das Lächeln auf ihren Lippen unverkennbar. „..hmmm....Luc Arthur Dupont....", fuhr sie fort, was Mali aufmerksam aufhorchen ließ. „Was tust du?", hakte Mali verblüfft nach und hob eine Augenbraue. „Na googeln, was denn sonst?", lachte sie, lehnte sich offensichtlich zurück und las weiter: „Also Luc Arthur Dupont, geboren Januar 1983, Vater Deutscher, Mutter Französin... Multiunternehmer, Investor und....", sie stockte kurz, schluckte fest, bevor sie weitersprach „..Multimillionär...wen zur Hölle hast du dir da geangelt Mali?". „Was?", entfuhr es Mali perplex. Das war doch ein Witz! Ihr Leben war alles, aber sicherlich keine dieser lächerlichen unrealistischen Hollywoodschnulzen. „...du gehst wann mit ihm essen?", hakte ihre Freundin nach, wobei sie beinahe amüsiert klang. „...nicht witzig Ruby...Wir haben vereinbart, dass ich mich melde...aber da bin ich mir grade nicht mehr so sicher. Was will er von mir?", erwiderte Mali nachdenklich, was Ruby hörbar ausatmen ließ: „Mensch Mali, offensichtlich will er mehr als nur einmal Sex mit dir". „Vermutlich zweimal", lächelte Mali müde „Ich werfe dir gleich was an den Kopf", warf Ruby ein, bevor Mali erneut das Wort ergreifen konnte. „...wenn du so denkst, kannst du das zweite Mal auch noch mitnehmen", witzelte Ruby, während Mali fassungslos den Kopf schüttelte. „Du magst ihn, nicht wahr?", stichelte ihre Freundin. „Nein...also...er ist....", druckste sie, worauf Ruby herzlich loslachte. „Neeee, du magst ihn nicht...kein Interesse nicht wahr?", stellte sie voller Sarkasmus fest, bevor sie kurz schwieg: „Hier", nahm sie das Wort wieder auf. Mali hob irritiert eine Braue, bevor sie einen harten Gegenstand an ihrer Hand spürte. „Was?", entfuhr es ihr irritiert. „Es klingelt bereits Mali", bemerkte Ruby keck und schob ihr ihr Handy in die Hand, welches zu ihrem Entsetzen tatsächlich ein Freizeichen verlauten ließ. „Bist du wahn....", setzte sie an, bevor sie eine leise Stimme vernahm. „Dupont...Guten Morgen." Wie versteinert saß Mali da, das Smartphone an ihrem Ohr während sie überlegte, welchen qualvollen Tod sie Ruby zuteilwerden lassen würde, wenn sie nicht vor Scham im Erdboden versinken würde. „Fünf Sekunden, ansonsten werde ich auflegen und die Nummer blockieren", vernahm sie erneut Luc's Stimme. Er klang so anders, so distanziert, so kalt. Mali atmete tief durch: „Dann gehe ich sicher nicht mit dir essen, Luc", stellte sie bemüht selbstsicher fest, wobei ihre Stimme dennoch leicht zitterte. „Mali", erwiderte er, sein Ton deutlich wärmer und aufgeschlossener als nur wenige Augenblicke zuvor. „Um ehrlich zu sein war ich mir nicht sicher, ob du dich meldest", fuhr er mit überraschend sanfter Stimme fort. „Ich mir auch nicht", gab sie ehrlich zu, wobei sich ein zaghaftes Schmunzeln auf ihre Lippen schlich. „..aber ich bin mir sicher, du hättest nicht aufgegeben." Ein leises Lachen drang an ihr Ohr, ein wohliges Lachen, welches ihr augenblicklich eine Gänsehaut bescherte. Dieser Klang, so angenehm, so seltsam vertraut. „Gut erkannt". „Bist du bei allem was du tust so zielstrebig und unnachgiebig?", hakte sie lächelnd nach, wobei sie sich die diese Frage anlässlich seines offensichtlichen Erfolgs im Grunde bereits selbst beantworten konnte „Wann soll ich dich abholen?", erwiderte er, ihre Frage vollends ignorierend, was Mali den Kopf schütteln ließ. „Gar nicht", antwortete sie bemüht ernst, was ihn hörbar innehalten ließ. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen als sie unbeirrt seiner Reaktion weitersprach: „Mein Heimvorteil. 20 Uhr bei mir.", fuhr sie mit ruhiger, klarer Stimme fort, machte deutlich, dass ihr Vorschlag keinerlei Verhandlungsspielraum mehr zuließ. „Okay", erwiderte Luc nach kurzem Zögern, wobei Mali glaubte eine Veränderung in seiner Stimme wahrzunehmen, eine Veränderung, die sie nicht so recht zu deuten wusste. „Dann bis später. Und Mali...ja ich bin bei allem was ich tue so zielstrebig und unnachgiebig.", ergänzte er keck, bevor seine Stimme dem Tüten der Leitung wich. Er hatte aufgelegt. „Nein, kein Interesse", stichelte Ruby mit einer ordentlichen Portion Ironie. Verflucht, sie hatte sich so auf die unterschiedlichen Nuancen der Stimme ihres Gesprächspartners konzentriert, dass sie die Anwesenheit ihrer Freundin vollkommen vergessen hatte. Mali atmete tief durch: „Ich hasse dich", murrte sie, was Ruby laut auflachen ließ. „Was? Dafür, dass ich dich zu deinem Glück gezwungen habe? Er ist auch nur ein Mensch... und ganz ehrlich, wenn du kein ernsthaftes Interesse hast, kannst du die Zeit mit ihm doch entspannt genießen,...oder war er so schlecht?". Mali spürte wie ihre Wangen zu glühen begannen. „Na?", stichelte Ruby weiter, während Mali nach ihrer Kaffeetasse griff: „Wer hat dich eigentlich zum Frühstück eingeladen?" „Eine unausgesprochene Einladung", konterte ihre Freundin lachend, was Mali erneut fassungslos den Kopf schütteln ließ, jedoch ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen. Sie war froh, dass sie Ruby hatte. Vermutlich hätte sie den Kontakt zu Luc, eingeschüchtert von der Tatsache, dass er ein mehr als beachtliches Vermögen besaß und in Kreisen verkehrte, von denen sie nicht einmal zu träumen wagte, langsam auslaufen lassen, sich einfach nicht mehr gemeldet. Dabei hatte das noch vor wenigen Momenten geführte Telefonat ihr eine seltsame Bestätigung gegeben, dass er lediglich der Mann war, in den sie im Café unbeabsichtigt hineingelaufen war.

Blind - Eine andere Sicht der DingeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt