Helfersyndrom

142 15 4
                                    

Mali atmete tief ein, genoss diesen angenehmen Duft der sie umgab, seine Nähe, seine Berührungen, während sie sich im Einklang zur Musik bewegten. Gebannt ließ sie ihre Hände über seine Brust gleiten. Dieser unglaublich feine Stoff. Dieses Hemd kostete vermutlich ein Vermögen.

Intuitiv schob sie sich dichter an seinen Körper, spürte die von ihm ausgehende Wärme, während seine Hände ihren Rücken hinabglitten, auf ihrer Hüfte zum Liegen kamen, bis er sie letztlich noch dichter an sich zog, ihre Körper sich vollends berührten. Mali schluckte, spürte die unverkennbare Härte unterhalb seines Gürtels, was ihre Mundwinkel zufrieden zucken ließ. Offensichtlich genoss auch er ihre Nähe: „Ich sehe dich", ergriff Luc mit amüsierter Stimme das Wort, während er sie aufmerksam zu beobachten schien. Ihre Lippen verzogen sich zu einem triumphierenden Grinsen „Und ich spüre dich, Luc", stichelte sie und schob bewusst ihre Hüfte vor, presste sich für einen winzigen Augenblick an seinen Körper, was ihn scharf die Luft in seine Lungen ziehen ließ. „Musst du bis zu Ende bleiben?", fragte sie leise, schob ihre Hände langsam in seinen Nacken und fuhr mit den Fingerspitzen über seinen ausrasierten Nacken. „Ich muss nicht, aber ich versuche es meist." „Ich muss morgen arbeiten", stellte sie bemüht beiläufig fest. „Deine Chefin auch", konterte er lässig, ließ seine Hände weiter nach unten gleiten, bis sie auf ihrem Hintern zum Liegen kamen. „Willst du mir grade sagen, dass du gehen möchtest?", raunte er verführerisch. Sein Ton rau, beinahe sinnlich. Lediglich eine kleine Nuance in seiner Stimme die sich verändert hatte und dennoch eine unglaubliche Hitze in ihr aufsteigen ließ, eine Erregung in ihrem Körper hervorbrachte, die ihre Mitte pulsieren ließ, ihren Slip mit einer feuchten Wärme erfüllte. Lächelnd schüttelte sie den Kopf: „Ich wollte mich nur nach deiner Abendplanung erkundigen.", antwortete sie keck, bohrte ihre Fingernägel zaghaft in die Haut seines Nackens, fuhr quälend langsam darüber, was seinen Körper spürbar erschaudern ließ, ihn mit einer Gänsehauthaut bedeckte, die sie nicht nur erahnen konnte. Schlagartig verstärkte er den Griff an ihrem Hintern, presste sie dicht an ihn, sodass ein überraschtes Seufzen ihre Lippen verließ. „Dumme Idee, Mali", knurrte ihr Gegenüber, seine Lippen dicht an ihrem Ohr. Mali schluckte, ihr Mund fühlte sich trocken kann, ihr Atem unruhig. Er hatte Recht. „Ich glaube ich brauche etwas zum ...", begann sie „...abkühlen?", fiel Luc ihr flüsternd ins Wort, bevor er ihren Hals kaum merklich mit seinen Lippen streifte, sich von ihr löste und nach ihrer Hand griff.

Mali hatte sich gemütlich an die Bar gelehnt und zog an ihrem eiskalten Himbeer-Mojito, spürte regelrecht wie die kalte Flüssigkeit ihre Speiseröhre hinunterrann, ihren aufgeheizten Körper langsam wieder auf Normaltemperatur brachte. „Sie fahren tatsächlich eine Harley-Davidson?", vernahm sie Jennas begeisterte Stimme wenige Meter entfernt, welche sich noch immer angeregt mit Oskar unterhielt, während Ruby sich köstlich auf der Tanzfläche zu amüsieren schien. „Darf ich?", drang eine sanfte Stimme an ihr Ohr. Offensichtlich hatte Luc weibliche Gesellschaft bekommen. „Danke", säuselte die junge Dame regelrecht, obwohl Luc nichts auf ihre Worte erwidert hatte, zumindest nichts Hörbares. „Können Sie mir einen Cocktail empfehlen?", hakte sie weiter nach, was ihren Nebenmann hörbar ausatmen ließ. „Ich trinke Whisky", erwiderte er knapp, worauf die junge Frau leise kicherte „Uh ein Mann mit Geschmack". „Korrekt", bestätigte er ihre Aussage, sein Ton amüsiert. Er sprach nicht von seinem Getränk. „Darf ich mal kosten?", flirtete sie unbeirrt weiter. „Mein Getränk? Tut mir leid...", lehnte er höflich ab, was ihr erneut ein Kichern entlockte. „Tessa", stellte sie sich vor, bevor sie kurz inne zu halten schien. „Sie tragen kein Bändchen", stellte sie neugierig fest. Mali presste ihren Kiefer zusammen, atmete tief durch. Entschlossen hob sie ihre Hand, ließ sie zaghaft über seinen Rücken wandern. „Sehen Sie nicht, dass ich mich hier grade unterhalte?", fuhr diese Tessa sie beinahe rabiat an. Mali straffe die Schultern, wandte sich ihr zu: „Nein ich kann Sie nicht sehen, aber dennoch bekomme ich durchaus mit dass Sie mit meiner Begleitung flirten. ", konterte sie selbstsicher, worauf Tessa kurz zu zögern schien. „Haben Sie ein Helfersyndrom, dass Sie mit ihr hier sind?", spottete sie an Luc gerichtet. „Dann wäre ich wohl mit Ihnen hier, denn offensichtlich sind Sie es die Hilfe braucht.", fuhr Luc ihr eiskalt über den Mund, sein Ton messerscharf, seine Präsenz einschüchternd. Trotz der in der Bar herrschenden Geräuschkulisse war Tessas Schlucken deutlich zu hören. „Schönen Abend noch", setzte er nach, wobei es sich hierbei keineswegs um eine nette Geste handelte, sondern um eine unmissverständliche Anweisung, die die junge Frau glücklicherweise zu verstehen schien. Anlegen sollte man sich mich Luc Dupont wohl lieber nicht. Ein Lächeln trat auf Malis Lippen. „Wer war das denn?", fragte Ruby verdutzt, als sie wieder zu ihnen stieß und ihr Glas von der Bar zog. „Wild gewordene Singlemeute", erwiderte Mali bemüht beiläufig, zuckte mit den Schultern und nahm einen großen Schluck ihres Cocktails. –Helfersyndrom-, hallten die Worte in ihrem Kopf wieder, lösten ein seltsames Gefühl von Unbehagen in ihr aus. Hatte Tessa vielleicht sogar recht? Wieso ausgerechnet sie? Was wollte ein solcher Mann mit ihr? Was dachte sie, wozu das führen würde? Er sollte sich für die Frau an seiner Seite nicht rechtfertigen, vermutlich wollte er es auch nicht. War es ihm sogar unangenehm gewesen? Eine leichte Berührung an ihrer Schulter riss sie aus ihrer Gedankenspirale: „Alles in Ordnung, Sweety?", flüsterte Ruby dicht an ihrem Ohr. Mali schluckte, schüttelte kaum merklich den Kopf. Ihre Freundin kannte sie einfach zu gut. „Ich muss mal an die frische Luft. Auf Mali, du kommst mit", forderte sie witzelnd und zog sie von ihrem Stuhl, wobei sie Lucs aufmerksamen Blick förmlich auf sich spüren konnte. „Soll ich...", begann er, wurde jedoch jäh von Ruby unterbrochen: „Nöp, Frauengespräche, Herr Dupont.", konterte sie keck, packte Mali an den Schultern und schob sie aus der Bar.

Blind - Eine andere Sicht der DingeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt