Mali lag auf dem Bauch, ihr Gesicht in ihrem Kopfkissen vergraben, während das leichte Bettlaken ihren nackten Körper lediglich bis zur Hüfte bedeckte. Sie spürte seine warmen Finger auf ihrem Rücken, wie er zaghaft ihre Wirbelsäule nachfuhr, ihre Haut mit einer angenehmen Gänsehaut überzog. „Du bist unglaublich", raunte er dicht an ihrem Ohr, hauchte einen zarten Kuss auf ihre Haut, bevor er tief durchatmete. „Begleite mich zum Sommerfest meiner Firma". „Was?", entfuhr es Mali, stützte sich auf ihre Unterarme und wandte sich ihm vollkommen perplex zu. Hatte sie sich grade verhört? „Wieso?", setzte sie irritiert nach und zog eine Augenbraue in die Höhe. „Weil ich dich dabeihaben möchte.", erwiderte er knapp, beinahe amüsiert von ihrer Reaktion. Wo zur Hölle kam diese Frage auch plötzlich her? „Ich ...ich weiß nicht", druckste sie, bis sie seine Hand an ihrer Wange spürte, seine Lippen dicht vor ihren: „Eine einfache Grillparty, Mali. Begleite mich", wiederholte er und überwand den Abstand zwischen ihnen, zog sie in einen liebevollen Kuss. Ein Kuss, der Mali mit einem Schlag den Atem raubte. Seufzend vergrub sie ihre Hand in seinen Haaren, worauf sie sein zartes Grinsen an ihren Lippen spürte: „War das ein ja?", witzelte er mit belegter Stimme, worauf sie sprachlos innehielt, einen Augenblick zögerte und letztendlich tatsächlich zaghaft nickte. Ihr Gegenüber sprach kein Wort, schien sie lediglich zu beobachten, aufmerksam zu mustern. „Langsam habe ich Hunger", brach Mali schmunzelnd das Schweigen zwischen ihnen, drehte sich auf die Seite stützte den Kopf in ihre Hand. Luc lachte leise, bevor auch er das Wort ergriff: „Wir hätten kalte Pizza oder kalte Nudeln", bemerkte er leise. „Ich liebe kalte Pizza", grinste Mali verschmitzt und schob sich aus dem Bett, was den Mann neben ihr leise knurren ließ. Offensichtlich war er noch nicht bereit gewesen das Bett zu verlassen. Eine Tatsache, die sie zufrieden lächeln ließ.
„Entschuldige mich einen Moment. Ich muss zumindest kurz schauen, wen ich vorhin durch deinen Flur geworfen habe", bemerkte Luc, wobei das Grinsen auf seinen Lippen kaum zu überhören war. Er bereute es keineswegs. „Arbeitest du oft am Wochenende?", sprudelte die Frage aus Mali heraus, ohne weiter darüber nachgedacht zu haben, während sie zum Küchenschrank ging und zwei Teller hervorzog. „Ich versuche es zu vermeiden", drang seine ruhige Stimme aus dem Flur, bevor sich seine Schritte wieder näherten: „Grade am Wochenende sind es oft auch Anrufe von Oskar oder Joe", erklärte er, bevor sie das Rascheln einer Papiertüte vernahm. „Pizza also?", fragte Luc charmant, worauf Mali eine Augenbraue hob und sich auf dem Stuhl niederließ: „Was ist denn drauf?", wollte sie neugierig wissen. Luc lachte leise und schob ihr lediglich den Karton unter die Nase. „Artischocken, Zwiebeln, Schinken und Ananas. Besser geht's nicht", bemerkte er, ließ sich auf dem ihr gegenüberstehenden Stuhl nieder und zog eine Aluschale über den Tisch. Mali rümpfte die Nase, atmete tief ein, roch nichts von dem, was er beschrieben hatte: „Du lügst", stellte sie stirnrunzelnd fest, bevor sie erneut tief einatmete. „Tomate....frische Tomate.....Mozzarella....Kräuter". Sie hielt kurz inne, schmunzelte: „...Frischer Basilikum". „Warum fragst du dann?", stichelte Luc, seine Stimme ruhig, beinahe sanft. Wie selbstverständlich das alles für ihn war - Wie normal!
„Dein Name....", begann Mali und biss genüsslich in die kalte, unfassbar leckere Pizza „...bist du Franzose?". „Auf dem Papier, ja, wie deutscher auch", erklärte er ruhig. Mali hob eine Augenbraue: „Das heißt dein Vater ist Franzose?", schlussfolgerte sie lächelnd, worauf auch Luc leise lachte. „Nein, meine Mutter". „Dann hat dein Vater den Namen deiner Mutter angenommen?", hakte sie überrascht nach. Das war ungewöhnlich. „Auch nicht. Meine Eltern sind und waren nie verheiratet. Daher führe ich den Namen meiner Mutter." Mali schluckte: „Das ist eher ungewöhnlich", stellte Mali nachdenklich fest. „...wie meine ganze Familienkonstellation", lachte Luc, was Mali fragend eine Braue heben ließ. „Wie ist dein Verhältnis zu deiner Familie?", hakte er überraschend nach, vermittelte den Eindruck nicht weiter auf diese Familienkonstellation eingehen zu wollen. Mali schmunzelte. So langsam durchschaute sie ihn. „Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu meiner Mutter", erklärte sie. „Und zu deinem Vater?", hakte er weiter nach, was sie zaghaft den Kopf schütteln ließ: „Meine Eltern sind geschieden...er kam damit nicht klar...also mit mir...", druckste Mali, wusste nicht so recht, wie sie mit Luc darüber sprechen sollte. Noch nie hatte sie mit ihm über ihre Blindheit gesprochen, es war ein Thema, welches seltsamerweise zwischen ihnen nicht existierte und irgendwie wollte sie, dass es eben genau dabei blieb. „Möchtest du auch ein Glas Wein?", lenkte Luc beinahe beiläufig ab, wobei in seiner Stimme etwas Wissendes lag. Sein Ablenkungsmanöver war bewusst. Ein dankbares Lächelnd trat auf ihre Lippen: „Ich geh...", begann sie, worauf sich Luc bereits erhob. „Bleib sitzen, ich weiß wo alles ist.", fuhr er charmant fort, hauchte ihr im Vorbeigehen einen sanften Kuss auf die Wange und verschwand in der Küche. Dieser Mann war unglaublich. Wo verdammt war der Haken, wann würde sie aufwachen?
„Bleibst du?", fragte Mali leise, als er eines der Weingläser auf dem Holztisch vor ihr abstellte. Für einen Augenblick schien er zu zögern, bevor er sich auf dem knarzenden Holzstuhl niederließ. „Ich fliege morgen nach New York", erwiderte er, was sie an ihrem Weinglas innehalten ließ. „Oh", entfuhr es ihr überrascht. „Geschäftlich?", hakte sie lächelnd nach, wobei sie die aufkeimende Enttäuschung zur Seite schob. „Ja", antwortete er knapp. „Auf einen schönen Abend, Mali", sagte er leise, bevor sie das leise Klirren der aneinanderstoßenden Weingläser vernahm. Ihre Mundwinkel zuckten sachte, während sie kaum merklich den Kopf schüttelte. Noch immer war er was seine Arbeit anging mehr als nur wortkarg.
Luc stellte sein Glas auf dem Tisch ab, lehnte sich offensichtlich gemütlich zurück: „Frauen vergöttern also klavierspielende Männer?", ergriff er das Wort, wobei der Schalk in seiner Stimme kaum zu überhören war. Mali überlegte kurz, zögerte, bevor sie das Wort ergriff: „Woher hast du diese Begabung?", überging sie gezielt seine Anspielung. Luc atmete tief durch: „Die Familie mütterlicherseits. Mein Großvater war Musiker in der Opéra Garnier, meine Mutter ist ein Freigeist. Sie hangelt sich von Engagement zu Engagement. Eine Künstlerin durch und durch." „Bei dieser Familiengeschichte ist es wohl eher verwunderlich, dass du in der Investmentbranche arbeitest", witzelte sie mit einem charmanten Lächeln auf den Lippen. „Mein Vater", lachte Luc „Er ist Buchhalter." Mali beugte sich ein wenig vor, stütze ihre Unterarme auf dem Tisch vor sich ab: „Hätte ich die Wahl zwischen einem Musiker und einem Unternehmer...ich würde den Musiker nehmen", witzelte sie mit einem verschmitzten Grinsen auf den Lippen. „Wieso?", fragte Luc überraschend ernst. Auch er hatte sich vorgebeugt, befand sich nur unweit von ihr entfernt. „Ganz einfach Luc. Ich bin eine Frau. Ich vergöttere klavierspielende Männer", erwiderte sie keck, lächelte frech und zuckte mit den Schultern, was Luc herzhaft auflachen ließ.
„Ich sollte langsam los. Ich muss noch packen", bemerkte Luc, stellte sein Weinglas behutsam vor sich ab und schob den Stuhl zurück. „Wann geht dein Flieger morgen?", hakte Mali nach, während sie sich ebenfalls erhob. „Morgen früh um 5 Uhr", antwortete er knapp. „Was?", entfuhr es Mali verdutzt. Es musste schon weit nach 22 Uhr sein. „Luc...wieso?", begann sie irritiert. Luc trat auf sie zu, umschloss ihr Gesicht mit seinen warmen Händen: „...weil ich dich sehen wollte, Mali", erwiderte er leise und hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen.
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Aufmerksam beobachtete Luc die junge Frau neben sich. Wie sie da lag. Ihr nackter Körper lediglich bis zur Hüfte bedeckt, ihr Kopf in ihrem Kopfkissen vergraben, während ihre wirren Locken ihr Gesicht umspielten. Sie wirkte so entspannt, so losgelöst, schien sich in seiner Gegenwart wohl zu fühlen. So wie er es auch in ihrer tat. Beinahe verträumt fuhr er mit seinen Fingerspitzen ihre Wirbelsäule nach, beobachtete, wie sich die Muskeln unter seinen Fingern kaum merklich anspannten, sich eine zarte Gänsehaut auf ihrem Körper ausbreitete, sich die feinen Härchen in ihrem Nacken aufstellten. „Du bist unglaublich", flüsterte er dicht an ihrem Ohr, hauchte einen zarten Kuss auf ihre Haut, bevor er tief durchatmete. Sie roch so unglaublich gut. „Begleite mich zum Sommerfest meiner Firma", sprudelte die Frage wie von selbst hervor, wobei ihm das Herz bis zum Hals schlug. Er wollte sie sehen, sie an seiner Seite wissen und es war die letzte Möglichkeit sie persönlich zu fragen. Mali schreckte regelrecht hoch, stützte sich auf ihre Unterarme, wandte sich ihm zu, während er in ihre geweiteten bernsteinfarbenen Augen blickte. „Was?", entfuhr es ihr entgeistert. „Wieso?", setzte sie irritiert nach und zog eine Augenbraue in die Höhe. „Weil ich dich dabeihaben möchte.", erwiderte er knapp. Er hatte sie überrumpelt, hatte sie vollends aus dem Konzept gebracht, was ihn tatsächlich ein wenig amüsierte. War es für sie so abwegig, dass er sie fragte? „Ich ...ich weiß nicht", druckste sie unsicher. Behutsam legte er seine Hand an ihre Wange, beugte sich zu ihr, bis er ihren unruhigen Atem auf seinen Lippen spürte: „Eine einfache Grillparty, Mali. Begleite mich", wiederholte er seine Worte und überwand den Abstand zwischen ihnen, zog sie in einen liebevollen Kuss. Ein Kuss, der ihn selbst überraschte. So zart, so liebevoll, so vertraut. Leise seufzend vergrub sie ihre Hand in seinen Haaren, was ihn triumphierend grinsen ließ. „War das ein ja?", witzelte er. Mali hielt inne, schien zu überlegen, zu zögern, bis sie letztlich zaghaft nickte. Gebannt sah er sie an, musterte ihre feinen Gesichtszüge, ihre Augen, die etwas ausstrahlten, was er nicht in Worte fassen konnte, etwas was ihn einfach unglaublich fesselte.
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Blind - Eine andere Sicht der Dinge
RomanceLiebe auf den ersten Blick! Gibt es sie? Kann es sie geben? Diese Frage stellt sich ausgerechnet Mali, eine junge Frau, der die Fähigkeit des Sehens von Geburt an verwehrt blieb.