18. Kapitel Without you

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Paddy war inzwischen aufgesprungen und stand nun halbnackt in seinen Shorts vor Michelle.
Sie stemmte herausfordernd die Hände in die Hüften. „So ist das also. Erst schubst du mich letzte Woche von deinem Schoß, obwohl dein bestes Stück doch so nach mir verlangte, und nun? Eigentlich hätte ich es mir denken sollen, dass du bei ihr ankommst. Oder sie bei dir? Du bist schlimmer als jeder Seemann!"
Ihr Ton war zornig, aber ihre Augen wanderten lüstern über seinen ganzen Körper.
„Ist sie ein Fan? Tut sie, was immer du willst? Tut sie all das, was ich für dich getan habe? Du hast es doch gemocht. Du hast es genossen! Und du willst es wieder!"
Unangenehm berührt von ihrem unverhohlenen Taxieren seines Körpers, schlüpfte Paddy in seine Hose und wandte sich ihr wieder zu. Er grinste süffisant. „Das hab ich. Ich hoffe, du auch. Ich hoffe auch, dass du es in guter Erinnerung behältst. Es ist alles, was dir bleibt."
Michelles Grinsen fiel aus ihrem Gesicht. „Sie kann mich nicht ersetzen! Niemand kann das!"
Paddy lachte höhnisch. „Du überschätzt dich maßlos, Mimi. Wie hast du uns hier gefunden?"
„Ihr seid immer in diesem Hotel, wenn ihr in Hamburg seid, man muss also kein Genie sein, um euch hier aufzuspüren."
Genervt stöhnte er und beschloss, das nächste Mal woanders unterzukommen.
Doch Lea grinste Michelle herablassend an. „Ganz offensichtlich muss man das nicht."
Michelles abfälliger Blick streifte sie nur, doch sie sah die Glut der Eifersucht darin lodern.
Paddy fischte ein Hemd aus dem Koffer, schloss eilig zwei Knöpfe und sah sie gereizt an.
„Was willst du überhaupt hier?", fragte er barsch.
„Eigentlich das fortsetzen, wobei wir letzte Woche unterbrochen wurden."
„Mimi, wir wurden nicht unterbrochen! Ich habe dir gesagt, dass du deine Chance verspielt hast!"
„Na komm, ich kann dir deine Nacht versüßen. Wie willst du mich? Das unscheinbare Küken kann es nicht annähernd mit mir aufnehmen!"
Sie sprach von Lea, als sei diese überhaupt nicht im Raum, würde nicht einen Meter neben ihr stehen.
Wie beiläufig zeigte Michelle nun jedoch auf sie, die sich inzwischen berappet hatte.
„Moment mal! Was heißt hier eigentlich Küken? Halt mal die Luft an, du Möchtegern-Diva!", mischte sie sich ein, als sie ihre Fassung wiedererlangt hatte.
Langsam kam Michelle auf Lea zu und blickte spöttisch auf sie herab.
„Was willst du eigentlich von mir? Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass du mir das Wasser reichen kannst?" „Pfff, ich dir das Wasser reichen? Aus der Dachrinne kannst du auch ohne meine Hilfe saufen!" „Pass, bloß auf, Fräulein! Wenn ich mit dir fertig bin, kannst du deine Zähne einzeln vom Boden aufsammeln!", zischte Michelle und rückte ihr immer weiter auf die Pelle.
Unwillkürlich wich Lea ein Stück zurück, grinste jedoch mindestens ebenso überheblich wie ihre Kontrahentin. „Du kannst sie mir auch gerne hoch reichen, wenn du gleich neben ihnen vor mir liegst!"
Der Wortwechsel war schneller vonstatten gegangen, als die beiden Männer reagieren konnten. Sie waren noch nicht einmal annähernd dabei einzuschreiten, als Paddys Exfreundin ihren Arm hob und ausholte. Augenblicklich schnellte Leas Hand in die Höhe. Sie packte Michelle am Handgelenk, machte einen Schritt in ihre Richtung und drehte ihr blitzschnell den Rücken zu. Sie griff noch einmal nach und obwohl Michelle mindestens 10cm größer als sie war, warf sie sie scheinbar mühelos über ihre Schulter, schneller als selbige gucken konnte.
Michelle lag auf dem Rücken und starrte Lea fassungslos an.
Die beiden Brüder standen ihrem Blick in nichts nach.
Wenn so eine Schnepfe ihr ans Bein pinkeln wollte, musste sie früher aufstehen! Hätte Paddy sie zurück haben wollen, okay, dann hätte sie einen Rückzieher gemacht, aber da das offenbar nicht der Fall war, war es an Michelle sich zu fügen. Wenn diese dann aber noch große Töne spuckte und meinte, sie könne auf sie hinunter sehen, dann wurde es ihr zu bunt. Und in dem Moment, als sie sie angreifen wollte, war das Maß voll gewesen und sie sollte sehen, was sie davon hatte.
Jetzt war Lea diejenige, die auf sie runterblickte. Und das tat sie mit voller Genugtuung.
„Und? Hast du meine Zähne gefunden? Oder was suchst du da auf dem Boden?", lachte sie höhnisch, wandte ihren Blick ab und ging zum Bett hinüber.
Doch in dem Moment, als sie sich umdrehte, sprang Michelle wieder auf und wollte hinterher.
Diesmal war Paddy schneller und erwischte sie rechtzeitig.
„Lass sie in Ruhe!", stellte er unmissverständlich klar.
Sein fester Griff umschloss ihren Oberarm und schob sie Richtung Tür. Auf der Schwelle hielt er inne und funkelte sie wütend an. „Lass uns ein für alle mal in Ruhe!"
Michelle schüttelte seinen Arm ab und ging den Flur hinunter.
„Dann werdet doch glücklich miteinander!", rief sie, sobald sie außer Reichweite war und bog um die Ecke.
Paddy schlug die Tür hinter sich zu.
„Kannst du mir das erklären?!" Grimmig sah er seinen Bruder an, der aber sofort abwehrend beide Hände hob. „Ich habe nichts damit zu tun! Wirklich nicht. Ich war gerade auf dem Weg nach oben, als ich auf sie traf. Ich habe noch versucht, sie davon abzuhalten!"
Beide schwiegen einen Moment, bevor sie beinahe synchron ihre Köpfe zu Lea drehten.
„Und was war das bitteeben?", fragte Paddy verblüfft.
Lea saß auf dem Bett und ließ die Beine über den erhöhten Teil des Fußendes baumeln. Schulterzuckend guckte sie  unschuldig zur Decke.
„Vielleicht sollten wir sie zu Ingo schicken. Dann kann sie ihr Können weiter ausbauen und wir brauchen keinen extra Bodyguard mehr", überlegte Angelo laut, aber Paddy korrigierte ihn. „Du meinst, dass ich dann keinen Bodyguard mehr brauche."
„Genau. Ich, ähm, geh mal wieder ins Bett", erklärte Angelo und winkte zum Abschied und auch Paddy begab sich wieder in die Horizontale. Lea legte sich ebenfalls wieder unter die Decke und wandte Paddy den Rücken zu.
„Das war ziemlich lässig", kicherte er, doch sie ging nicht weiter darauf ein.
Plötzlich spürte sie, wie er seine Hand über ihre Taille zu ihrem Bauch schob und sie mit einem leichten Ruck zu sich heranzog.
Leise stöhnte sie auf und schmiegte ihren Rücken an ihn, während er seine Nase in ihren Haaren vergrub.
Eine angenehm prickelnde Gänsehaut lief über ihren Rücken. Sie wusste, sie war bis über beide Ohren in ihn verliebt, doch sie fürchtete, dass er sie nicht so wollte, wie sie ihn. Er war noch nicht bereit, sich wieder auf etwas Festes einzulassen. Und doch merkte sie immer wieder, dass er sie auch nicht gehen lassen wollte. Aber war sie bereit, es einfach so weiterlaufen zu lassen?
Sie spürte, wie sein Unterleib sich bewegte. Ihrer ging auf Abstand. „Du solltest dir überlegen, was du willst", sagte sie leise.
„Ja, ich weiß. Es tut mir leid. Aber es ist nicht so einfach..." Er suchte nach den richtigen Worten, doch als er glaubte, sie endlich gefunden zu haben, war Lea eingeschlafen.

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