14. Kapitel Vertraust du mir?

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„Kann das Fingerfood raus?", rief Lea, doch der Küchenchef schüttelte den Kopf. „Die kommen vorne gerade nicht hinterher. Nimm Tempo raus." „Das hast du mir noch nie gesagt!", lachte Lea. „Was ist denn da draußen los?" „Keine Ahnung, irgendeine Party mit Promis." „A, B oder C-Promis?" „Was weiß ich! Leute, die gut bezahlen und viel saufen."

„Geht weiter!", rief Linda, schnappte sich die ersten zwei Have-it-all-Platten und flitzte wieder nach draußen.

„Tempo wieder hoch!" „Ach wirklich?" Lea verdrehte die Augen.

„Komm komm, Mäuschen, fertig?", rief Sammy und stellte die Salate zur Ausgabe.

„Jo, geht los!"

Nach wenigen Minuten war alles draußen auf dem Büfett zu finden und Lea wischte sich über die Stirn. „Na, läuft doch!"

Jetzt war kurz Zeit zu verschnaufen.

Sie ging um die Ausgabe herum und wollte wenigstens einen Blick durch das Bullauge der Küchentür riskieren.

Da war wirklich einiges los. Sollte das vielleicht....ja, es war die Party auf die Paddy und Angelo hatte gehen wollen. Da stand er in einem Pulk Menschen, mit denen er sich angeregt unterhielt. Er wirkte, als hätte er ein bisschen was getrunken. Er war ausgelassen und fröhlich. Er sah süß aus.

„Hey Schnucki, hör auf die Promis anzuschmachten und komm arbeiten!", mahnte Michi, der Küchenchef, sie fröhlich.

„Bin ja schon da." Sie ging zum Bonautomat und zog den Zettel raus, auf dem konkreter Nachschub für das Buffet geordert wurde.

Innerlich verabschiedete sich Lea schon von dem Plan, noch zur Party zu gehen. Was sollte sie den Kollegen denn sagen, warum sie die Berechtigung habe, auch bei den Partygästen zu sein?

Sie schob die Gedanken an den Feierabend zu Seite und widmete sich wieder ihrer Arbeit. Allerdings hoffte sie durchaus, dass nicht auf Grund der besonderen Situation die Küchenöffnung spontan verlängert werden würde.

Als die Hauptspeisen serviert wurden, gab es keine Luft mehr, um sich über irgendetwas anderes als die Bestellungen Gedanken zu machen. Aber alles lief wunderbar und als sie endlich wieder kurz Luft holen konnten, brachten einer der Kellner ein Tablett mit Alster für die Küche. Lea lehnte sich gegen die Ausgabe und prostete den anderen zu. Doch Michi stand gerade an der Tür und beobachtete das Treiben im Gastraum.

„Na, kennst du jemanden?", rief Sammy lachend und Michi nickte. „Nicht persönlich, aber ich fress nen Besen, wenn das dahinten nicht einer von der Kelly Family ist." „Der dahinten mit den kurzen Haaren gehört auch dazu", erklärte Linda, die gerade in der Küche Besteck poliert hatte und nun neben dem Küchenchef durch das Fenster lugte.

„Welcher?" „Der, der mit dem Rücken zu uns steht und sich mit der Frau mit den langen blonden Haaren unterhält."

Lea spürte einen Stich in der Magengegend. Sollte das etwa...? Sie musste es mit eigenen Augen sehen. Ihn erkannte sie, doch die Frau stand ebenfalls mit dem Rücken zur Küchentür. Doch die ganze Art und Weise, wie aufdringlich versuchte, immer wieder Körperkontakt zu ihm aufzunehmen, sprach dafür, dass es sich um Michelle handelte. Ihre Stimmung sank in den Keller.

Zudem wurmte es Lea inzwischen, dass er sich nicht mal gemeldet hatte. Er hätte doch einfach kurz reinkommen können. Das hatten sie am Vortag auch gemacht und Torsten war heute im Dienst, der würde ihn doch wiedererkennen und durchlassen. Oder nicht? Warum war er nicht wenigstens kurz gekommen, um sie zu begrüßen? War es ihm unangenehm?

Plötzlich klatschte Michi in die Hände. „Los, Leute, Endspurt! Desserts raus und dann aufräumen!"

Nun wurde noch eine Runde im Akkord gearbeitet. Lea war es recht, so machte sie sich nicht ganz so verrückt.

FördewindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt