Advendskalender Is It Love 2022

1/ Lass uns einen Schneemann bauen

Autor/in: By RiaSummer91
(Kurzgeschichte Colin und Bella)

„Daddy! Daddy!", dringt die quirlige Stimme von Hope zu mir durch.

„Mh?"

„Daddy!"

Hope klettert aufs Bett und setzt sich auf meinen Bauch.

Schlaftrunken taste ich nach dem kleinen Lichtschalter meiner Nachttischlampe und schalte das Licht ein. Dabei kann ich einen kurzen Blick auf mein Handy werfen.

Fünf Uhr morgens. Um Himmelswillen Hope.

„Was gibt es denn so wichtiges?"

„Es schneit, Daddy. Es schneit."

„Das ist toll", murmel ich verschlafen.

Die Hände meiner fünfjährigen Tochter patschen in mein Gesicht, sodass es mir unmöglich ist, wieder einzuschlafen.

„Wir müssen raus gehen und einen Schneemann bauen. Jetzt Daddy, jetzt!"

„Ich weiß was Besseres." Ich packe Hope und zieh sie zu mir unter die Decke.

„Nein Daddy. Nicht kuscheln, aufstehen!" Sie befreit sich aus meiner Decke, springt aus dem Bett und greift nach meiner Hand.

„Jetzt komm schon."

Widerwillig schäle ich mich aus dem Bett.

„Ich bin ja auf dem Weg. Geh und zieh dich erstmal an. Im Pyjama kannst du nicht raus gehen."

Um die Uhrzeit sollte man am besten gar nicht raus gehen.

Hope hüpft aus dem Schlafzimmer und rennt kurz darauf mit ihrer Kleidung ins Bad.

„Das amüsiert dich, nicht wahr Kätzchen?"

Bellas Lippen formen ein Grinsen.

„Sie will mit dir raus, nicht mit mir. Falls es dich beruhigt, Lilly war mit fünf auch so."

„Toll. Ich wollte ja schon immer Sonntag morgen, um fünf Uhr einen Schneemann bauen."

Bellas Grinsen wird breiter, ehe sie sich umdreht und die Decker bis unter die Nase zieht.

Ich krame mir warme Kleidung aus dem Schrank und folge meiner Tochter ins Bad.

„Fertig Daddy", platzt es direkt aus ihr raus.

Gut gelaunt saust mein kleiner Wirbelwind an mir vorbei und rennt die Treppe runter.

Wo hat sie die Energie her?

So motiviert, als müsste ich zu einer Wurzelbehandlung, ziehe ich mich an und stehe schließlich im Wohnzimmer.

Amüsiert lehne ich an der Wand, während Hope, die wie ein kleines, lila Michelin Männchen aussieht, versucht ihre Jacke zuzubekommen.

„Das funktioniert mit Handschuhen nicht Mäuschen."

Sie verschränkt die Arme vor der Brust und streckt mir die Zunge raus.

Lächelnd knie ich mich zu ihr, um ihr zu helfen.

„Danke. Und jetzt du", murmelt Hope hinter ihrem Schal und schiebt mich regelrecht zur Garderobe.

Aufgeregt beobachtete sie mich dabei, wie ich mich anziehe.

„Na endlich. Und jetzt komm Daddy:"

Kopfschüttelnd sehe ich ihr nach, wie sie zur Terrassentür raus in den Garten verschwindet.

Bei der Menge Schnee und den dicken Flocken kann ich ihre Euphorie sogar verstehen.

„Wie macht man einen Schneemann?"

„Mach einen Schneeball. Und den rollst du solange über den Schnee, bis er riesengroß ist", erkläre ich es ihr einfach.

„Du musst auch einen machen Daddy, damit der Schneemann gaaaaaaanz groß wird."

Natürlich

Es ist bereits hell, als wir den halben Schneemann zusammen haben.

Während ich mich um die dritte Kugel und somit den Kopf kümmere, läuft Hope ins Haus.

Warum genau, zeigt sie mir ganz stolz, als ich dem weißen Mann den Kopf aufsetze.

„Hier Daddy. Schal, Mütze, Augen, Nase und Mund."

„Brokkoli?"

„Wir haben keine Möhren. Mummy sagt, das geht auch."

„Wenn Mummy das sagt."

Ich nehme ihr das Brokkoliröschen und die Knöpfe ab und verpasse dem Schneemann ein Gesicht. In der Zwischenzeit sucht Hope nach Ästen. Selbstverständlich braucht er noch Arme.

Hope steckt, einige Zeit später, zwei recht unterschiedlich lange, Äste in den Schnee.

Damit sie ihr Meisterwerk beenden kann, nehm ich sie auf den Arm.

Vorsichtig setzt sie ihm die Mütze auf und legt ihm den Schal um den Hals.

„Fertig."

„Und wie heißt er jetzt?"

Nachdenklich tippt sie sich mit dem Handschuh gegen die Lippen.

„Jack."

„Jack? Wieso Jack?"

„Na, wie Jack Frost. Er hat uns doch den Schnee gebracht."

Da hätte ich auch wirklich selbst drauf kommen können.

„Daddy? Kann ich jetzt einen warmen Kakao haben, mit Sahne und Marshmallows?"

Ich sehe zur Terrassentür, an der Bella bereits mit zwei dampfenden Tassen steht.

„Sieh mal."

Ich lasse Hope runter und deute auf die Tür.

So schnell sie durch den Schnee stapfen kann, läuft sie Bella entgegen.

Und ich bin mir sicher, das ist nicht der letzte Schneemann, den ich mit ihr bauen darf.