Ich kratzte mir unsicher am Hinterkopf, während ich George und Caleb, meinen Bruder, miteinander sprechen sah. Natürlich kannte Caleb George mehr oder weniger schon, doch sie sahen und sprachen das erste Mal in Person.
Ich wusste nicht, wieso es mich so nervös machte. George und Caleb hatten sogar schon am Telefon ein paar mal über die Jahre bereits miteinander gesprochen, während ich mit Caleb am Telefonieren war.
Vermutlich hatte ich Angst, dass Caleb Sachen erzählte, die er eher für sich behalten sollte. Mein Kind meinte ich nicht, denn nicht einmal Caleb wusste, dass ich eins hatte und er eigentlich Onkel war. Eigentlich überraschte es mich selbst, wie oft ich an dieses Kind in letzter Zeit dachte.
Es war beinah so als würde mich nun all diese Schuldgefühle, die ich über die vergangenen Jahre beiseite geschoben hatte, einholen, wo ich erwachsener geworden war. Gleichzeitig bedrückte es mich von Zeit zu Zeit mehr, dass ich die wichtigsten Menschen in meinem Leben anlog.
Ich wusste nicht einmal, wie es Kim oder dem Kind über die Jahre ergangen war. Ich wusste nicht einmal das Geschlecht des Kindes, ich wusste rein gar nichts. Was, wenn einem von beiden mal etwas zugestoßen war?
Was, wenn dieses Kind nach seinem Vater gefragt und Kim keine Antwort darauf geben konnte? Oder nur schlecht über mich gesprochen hatte und dieses Kind mich hasste?
Während meiner Gedanken hatte ich nicht bemerkt, dass ich mich wie von selbst auf George und Caleb zugemacht hatte. Das realisierte ich erst, als Caleb seinen Arm brüderlich um mich warf und George ein grinsend schenkte, während er weitersprach.
,,Mein kleiner Bruder war damals ein echtes Ungeziefer, war er die letzten Jahre noch immer so?'' fragte Caleb George. George schaute mich mit einem schief gelegtem Kopf, aber auch mit einem Grinsen auf den Lippen an.
,,Ich wusste gar nicht, dass du früher so drauf warst'' kam es von ihm.
,,Ja...war nicht meine beste Zeit'' gab ich verlegen zurück.
,,Hast du ihn zu einem Mann erzogen?'' scherzte Caleb mit George.,,Das geht auf meine Kappe'' kam es von Nick, der sich zu uns gesellt hatte.
,,Du? Du kannst bis heute deine Schnürsenkel nicht einmal richtig binden'' lachte ich.
,,Aber ja, ich denke beide hatten einen sehr positiven Einfluss auf mich'' fügte ich hinzu.
,,Dann muss ich euch beiden wohl danken. Nicht mal sein großer Bruder konnte ihn wirklich recht leiten'' grinste Caleb.Während die Geburtstagsparty ihren Lauf nahm konnte ich mich eine Weile echt allem glücklich widmen bis diese Schuldgefühle wieder aus dem Nichts kamen und meine Laune etwas herunterzogen.
So zog auch ich mich dann von allen anderen etwas weg. Ich lief mit meiner Bierflasche in der Hand die Treppe des Hauses hinauf und fragte mich, weshalb mein Bruder so ein großes Haus besaß, wenn er doch alleine lebte.
Als ich den oberen Flur betrat und entlang lief, fielen mir ein paar Bilder an der Wand auf. Das Haus wirkte so als wäre es noch dabei erst wirklich eingerichtet zu werden, doch ein paar Bilder hingen auch schon an der Wand.
Auf den Bildern, vor denen ich stand, war mein Bruder mit einer Frau und einem kleinem Mädchen zu sehen. Diese Bilder wirkten wie...Familienfotos. Die Frau erkannte ich, das musste Evy gewesen sein. Er hatte mir von Evy oft am Telefon erzählt. Ein Mädchen, dass er während seines Studiums kennengelernt hatte.
Evy hielt ein kleines Mädchen in den Armen. Als ich genauer hinsah bemerkte ich wie ähnlich sie Caleb sah. Hatte er etwa ein Kind, von dem ich nichts wusste? So angetrunken wie ich war, schoss diese Ironie mir ein Grinsen ins Gesicht.
Sie schien sehr jung, im Alter von zwei bis drei. Caleb würde schon einen guten Grund gehabt haben, weshalb er sie nie erwähnt hatte. Aber schien wohl so, als wäre ich nicht nur selbst Vater, sondern auch Onkel gewesen.
,,Hier bist du'' ertönte eine mir zu gut bekannte Stimme den Flur entlang. Ich neigte meinen Kopf zur Seite und sah Caleb auf mich zukommen, der nun ebenfalls die Bilder an der Wand betrachtete.
,,Du hast mit Sicherheit Fragen...'' kam es von ihm.
,,Eigentlich nur wieso ich nichts von deiner Tochter wusste, wenn sie deine Tochter ist'' entgegnete ich ihm ruhig.,,Das ist Cara, meine dreijährige Tochter'' fing er an zu erzählen.
,,Evy, meine Frau, wollte bisher noch nicht, dass du von ihr weißt. Sie hatte Angst, dass du ein schlechter Einfluss für Cara sein könntest, nachdem ich ihr von deiner Jugend erzählt hatte. Ich hätte das nicht tun sollen, es tut mir leid'' fuhr er fort.Ich trank einen Schluck aus meinem Bier und wiederholte seine Worte im Kopf.
,,Sie hatte Angst, dass du ein schlechter Einfluss für Cara sein könntest'' Wie hätte ich ihr oder sonst jemanden das übel nehmen können? Wären George und Nick nicht in mein Leben getreten, wäre ich vermutlich auch noch immer schlechter Einfluss für alles und jeden.Ich legte sanft eine Hand auf seine Schulter und schaute ihn an.
,,Alles gut, wie sollte ich das übel nehmen können? Du musstest dir wohl selbst erst ein Bild von meinem heutigen ich machen, huh?'' scherzte ich locker, was ihn zu erleichtern schien.,,Zugegeben war ich mir nicht sicher, was mich erwarten würde. Natürlich hab ich über die Jahre durch unsere Gespräche gemerkt, dass du dich verändert hast, aber im Nachhinein wusste ich nie, ob es auch echt war, wie du dich gegeben hast oder ob es nur war, um mich zu beruhigen'' sagte er.
,,Ich hoffe, dass du jetzt beruhigt bist und es Evy beruhigen wird'' entgegnete ich ihm.
,,Wo sind sie überhaupt?'' fragte ich nun, da mir aufgefallen war, dass sie nicht hier waren und diese Lautstärke für ein dreijähriges Kind wäre vermutlich auch nicht angebracht gewesen.,,Sie sind für die nächsten zwei Tage bei Evys Mutter zu Besuch. Wir sind selbst erst seit knapp einer Woche hergekommen, weshalb das Haus auch noch nicht ganz so bequem aussieht'' erzählte er.
,,Sobald sie wieder da sind, würde ich sie dir sehr gerne beide vorstellen, wenn du das möchtest'' sagte er. Ich lächelte ihn an.
,,Ich würde sie sehr gerne kennenlernen.''
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Das Kapitel hat fast 1k Wörter. Es ist schon so lange her, dass ich ein Kapitel mit so vielen Wörtern geschrieben habe, wow haha.
Damals hatten meine Kapitel immer ungefähr diese Länge, heute gehen sie ja eigentlich nur noch bis 600-700 Wörter.
Aber an sich versuche ich eigentlich auch schon wieder etwas längere Kapitel einzuführen, sofern ihr das auch möchtet. (: (Im 1k Wörter Bereich ungefähr, so wie dieses)
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Sense of Duty
FanfictionClay und George lebten ihr Leben als glückliches Paar und beste Freunde in einem, als sich ein verborgenes Geheimnis von Clay wieder in sein Leben schlich und deren Beziehung zu scheitern drohte. Es war kein typisches oder normales Geheimnis, sonder...