Chapter Ten

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Eine Woche verging, in der ich mich mit der ganzen Situation beruhigen konnte. Doch als ich schon am Morgen meine Augen geöffnet hatte, spürte ich diese Unruhe wieder, als hätte ich schon geahnt, dass etwas kommen würde.

Als ich gerade in den Flur lief, klingelte es an der Türe.
,,Könntest du kurz an die Türe?'' rief George.
So lief ich zur Türe und öffnete sie. Unwissend, wer dort überhaupt am frühen Morgen stehen könnte.

Als ich Kim sah, weiteten sich meine Augen. Ich trat einen Schritt vor die Türe und lehnte sie hinter mir an. Ich wagte einen kurzen Blick zu Josy, die mich mit ihren grünen Augen anstarrte.
,,Was tust du hier?'' fragte ich Kim und drehte innerlich schon durch.

,,Ich muss für zwei Tage weg und kann Josy nicht mitnehmen. George hatte mir angeboten, dass sie jederzeit bei euch bleiben kann'' sagte sie. Fassungslos starrte ich sie an.
,,Nein...das geht nicht...'' entgegnete ich ihr.
,,Du weißt ganz genau, dass ich das nicht kann!'' flüsterte ich ihr nun leiser zu, damit Josy nichts ahnen konnte.

,,Frag doch Evy und Caleb!''
,,Das habe ich schon, die sind zurzeit aber alle krank, weshalb sie Josy nicht aufnehmen können'' antwortete sie.
,,Ich würde nicht hierherkommen, wenn ich keine andere Wahl hätte'' fügte sie hinzu.

,,Wer ist das?'' ertönte Georges Stimme, bevor er hinter mir die Türe aufriss und uns anschaute.
,,Kim'' kam es überrascht in einem freundlichen Ton von ihm.
,,Hey, tut mir leid, dass ich hier einfach so auftauche'' begrüßte sie ihn.

,,Ich muss für zwei Tage weg und kann Josy nicht mitnehmen. Normalerweise nimmt Evy sie auf, sobald ich nicht kann, aber bei ihnen geht Zuhause zurzeit die Grippe herum'' erzählte sie ihm.
,,Oh, kein Problem! Sie kann ruhig bei uns bleiben, das Angebot hatte ich ja auch schon längst gemacht!'' entgegnete er ihr mit einem Lächeln.

Wieso George?
Wieso musstest du so nett zu ihr sein?
Wieso musstest du ihr dieses Angebot machen?
Wieso tat Kim das, wenn sie doch genau wusste, dass ich es in Josys Nähe nicht aushielt.

Seufzend ließ ich sie alle an der Türe stehen und lief in die Wohnung wieder herein. Während ich mir einen Kaffee machte, versuchte ich all diese Gedanken in mir beiseite zu schieben. Josy würde also für die nächsten zwei Tage hier bleiben? Das Kind, welches meins war, ich jedoch absolut nicht kannte?

Für George war es nur eine gute Geste, für mich war es die Hölle.
Er hatte keine Ahnung, wer Josy wirklich war.
Wäre er auch so, wenn er wüsste, wer sie wirklich war?
Wer ich wirklich für sie eigentlich sein sollte?

Ich hörte, wie Kim sich verabschiedete und die Türe zufiel. Kurz darauf war George mit Josy im Wohnzimmer zu sehen. Ich beobachtete sie aus der Küche. George stellte ihre Tasche beiseite und kniete sich vor der Couch, auf der sie sich hingesetzt hatte, nieder und schaute sie an.
,,Möchtest du einen warmen Kakao?'' fragte er sie, woraufhin sie nickte.

Als George in die Küche kam und er auf meinen Blick traf, widmete er mir ein zuversichtliches Lächeln, während er mir einen Kuss auf die Wange gab.
,,Ich weiß, dass du es schwer mit Kindern hast, aber es sind doch nur zwei Tage'' sagte er.
In zwei Tagen konnte viel passieren.

Völlig wieder in Gedanken versunken starrte ich Josy weiterhin aus der Küche an, als sie mich plötzlich anschaute und ich in meiner Position verharrte. Es war einfach nach all der Zeit immer noch kaum zu glauben, dass sie mein Kind sein sollte.

Sie war mein eigenes Fleisch und Blut und doch wusste ich nichts über sie. Sie selbst wusste nicht einmal, wer ich war. Dass sie ihrem Vater näher war, als sie es womöglich für je möglich gehalten hätte.

Erneut überkamen mich diese Schuldgefühle.
George kümmerte sich so gut um sie, dabei war sie für ihn eigentlich wie eine Fremde.
George wäre ein guter Vater gewesen. Besser, als ich es je hätte sein können.
Nur meinetwegen wuchs Josy ihr bisheriges Leben ohne einen Vater auf.

Jetzt war ich hier, jetzt war sie hier und doch war ich noch immer nicht bereit.
All die vergangenen Jahre und doch war ich ihr noch immer nicht gewachsen.
Wenn ich sie anschaute fühlte ich mich als wäre ich wieder 17.

,,Ich komme gleich wieder...'' rief ich George zu, während ich aus der Wohnung lief.
Ich musste einfach raus da. George, mit ihr noch zusammen zusehen, wie er sich um sie kümmerte, ließ mich innerlich durchdrehen.

Ich lief eine Etage nach unten und stand vor Nicks Wohnungstüre.
Schon hektisch klopfte ich wie ein Irrer dagegen und wartete, dass er mir die Türe öffnen würde.
Nach wenigen öffnete mir ein verschlafener Nick die Türe, an dem ich schon förmlich vorbeistürmte.


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Wenn ihr nur wüsstet, was im nächsten Kapitel passiert 👀

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