Kapitel 13

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Dags P.o.V.:

Ich machte mir langsam wirklich Sorgen um Daniel. 

Seit ich ihn in diesem Zustand im Badezimmer gefunden hatte, ließ ich ihn quasi nicht mehr aus den Augen, hatte zu große Sorgen, dass er wieder in diesen Zustand von absoluter Panik verfiel. 

Deswegen fuhren wir auch erstmal nicht weiter, ich ließ ihn so nicht ans Steuer. Das war mir einfach zu unsicher. 

Wir waren jetzt also schon seit vier Tagen in dieser kleinen Stadt.

"Dagi, ich fühl mich langsam etwas beobachtet", murrte Daniel, der mit geschlossenen Augen auf seiner Seite des Doppelbettes lag, versuchte, so ruhig wie möglich zu atmen. Als würde er sich gerade auf gar nichts anderes konzentrieren, als auf das Atmen. 

"Tut mir leid", nuschelte ich leise, versuchte schnell von ihm weg zu schauen und sah auf die Bettdecke, als wäre ihr Muster das interessanteste, was ich seit langem gesehen hatte. So ein Quatsch. 

Vielleicht steigerte ich mich aber auch so in die Sorge um ihn hinein, damit ich meine eigenen Probleme für einen kurzen Moment vergessen konnte - ich wusste es nicht. 

Aber eigentlich war es auch total egal. 

Unruhig tippte ich mit den Fingern auf die Matratze, kaute auf meiner Unterlippe herum. 

"Ich hol uns aus dem Supermarkt eben was zu essen, ja? Dann lass ich dich auch mal kurz in Ruhe", murmelte ich, stand von dem Bett auf und verließ ohne auf eine Antwort zu warten das Zimmer, knallte die Tür zu. 

Eigentlich wollte ich das gar nicht so laut, zuckte selbst deswegen zusammen.

Schnell rannte ich aus dem Hotel über die Straße. Zum Glück war der Supermarkt direkt dort, zum Glück war hier niemand, der mich potentiell erkennen könnte.

Ich schlurfte etwas durch die Gänge, eilig hatte ich es ja nun wirklich nicht, sah mir alles in Ruhe an. Und ich vermisste die Witze und alles andere, die Daniel sonst immer machte.

Aber die machte er seit Tagen nicht mehr.

Langsam litt ich zusätzlich darunter.

Tagsüber kümmerte ich um Daniel - auch wenn er das nicht wollte - und nachts konnte ich nicht schlafen, weil dann alles mit Vincent wieder hochkam. Jede Nacht fühlte es sich wieder an, als wäre da eine ganze Tonne Gewicht auf meiner Brust, die mich langsam zu ersticken drohte.

Daniel ließ ich trotzdem schlafen, der brauchte den Schlaf ja schließlich auch. 

Müde fuhr ich mir durchs Gesicht, ging weiter durch die schmalen Gänge, schnappte mir wie automatisch unsere Lieblingssüßigkeiten und Getränke. Halt das, was man noch für brauchen könnte, um die nächsten Tage durchzuhalten. 

Ich schlenderte noch in die Kaffeeabteilung, suchte irgendeinen Filterkaffee heraus, der für die Kaffeemaschine in unserem Hotelzimmer funktionierte. Etwas desinteressiert sah ich mir einige Packungen an, entschied mich dann für die billigste - und ließ sie fast wieder fallen, als ich wieder hochsah. 

Mit rasendem Herzen verschwand ich aus dem Gang, sah mich schutzsuchend um. Nur weg hier, ganz schnell weg.

Ich kniff die Augen zusammen, zwang mich dazu ruhig zu atmen, genauso, wie ich es Daniel immer zeigte. Aber es war viel schwerer, es selbst umzusetzen. 

Dass mir die Tränen über mein Gesicht liefen, bemerkte ich erst, als ich von einem Jungen Mann auf italienisch angesprochen wurde, der mich besorgt musterte. 

Hektisch wischte ich mir die Tränen von den Wangen, versuchte zu lächeln und lief zurück in den Gang mit dem Kaffee, sah mich schnell um, sah den Mann wieder.

Road Tripping - SDP/257ers Short StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt