Kapitel 9

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Daniels P.o.V.:

Ich fühlte mich, als würde innerlich sterben, als würde es mich einfach zerreißen. 

Auf der einen Seite hielt ich den Mann im Arm, in den ich schon seit Monaten verliebt war, atmete seinen Geruch ein und hörte sein leises Schnarchen, und das machte mich glücklich - aber auf der anderen Seite konnte ich seinen Verlobungsring auf meiner Haut fühlen. 

Das Metall war nicht mehr kalt, er trug ihn ja schon seit Ewigkeiten, und trotzdem bekam ich eine ekelhafte Gänsehaut. 

Ich versteckte mich ganz automatisch mehr unter einer der unzähligen Decken. Auch wenn es durch den Körperkontakt auf viel zu kleinem Raum, eigentlich schon warm genug sein müsste. 

Das Zittern ließ nicht nach. 

Eigentlich war ich auch total müde, wollte einfach nur die Augen schließen und schlafen, um in ein paar Stunden weiterfahren zu können - aber mein Kopf ließ mir einfach keine Ruhe. 

Meine Lippen kribbelten immer noch von dem Kuss auf seinen Haaransatz und etwas in mir schrie, dass ich dazu nicht das Recht hatte, niemals haben würde. Selbst, wenn ich es mir noch so sehr wünschte. 

Ich war nur der beste Freund und er war verdammt nochmal verlobt. 

Das zerriss mich wirklich. 

Sein ring schien fast schon verräterisch im Scheinwerferlicht der vorbeifahrenden Autos zu glitzern. 

Mir kamen fast die Tränen, auch wenn ich so sehr dagegen ankämpfte. Ich ließ ihn los, versteckte mich unter der Decke. 

Einzelne Tränen rollten über meine Wangen, spürte es nur am Rande und kniff die Augen zusammen. Gott, warum musste das so wehtun?

Ich biss mir auf die Lippe, unterdrückte jegliches Geräusch, um ihn ja nicht zu wecken. Er brauchte den Schlaf und ich eigentlich auch. 

Ich versuchte wirklich zur Ruhe gekommen, aber es war nahezu unmöglich. Ich hätte mir die Haare gerauft, aber dazu waren sie eindeutig zu kurz. 

Das schwere Atmen ließ sich kaum noch vermeiden, drückte mir die Hand auf den Mund, damit es nicht zu laut war. 

Das Zittern wurde stärker. Mein Kopf dröhnte vom Unterdrücken der Tränen und Geräusche. 

Zumindest hoffte ich, dass es nur deswegen war. 

Nur noch spärlich ging die Luft durch meine Nase, realisierte, dass ich kurz vor einer Panikattacke stand. 

Ich versuchte nach der Methode zu atmen, die Dag mir vor einigen Tagen beigebracht hatte. 

Die Technik zwang mich zur Ruhe, meine Augen wurden schwer und ganz automatisch griff ich nach Dags Hand und verschränkte unsere Finger miteinander, hielt seine Hand so fest, wie ich nun einmal konnte. 

"Ich brauch dich", flüsterte ich ganz leise, weil dieser Satz einfach raus musste. Er stimmte, ich brauchte diesen Mann, mehr, als er sich je vorstellen konnte. 

Ein leises, verschlafenes Brummen kam von ihm, bevor er sich wieder an mich kuschelte und leise weiter schnarchte. Ein kleines Lächeln huschte über meine Lippen, weil es so süß klang.

Vielleicht wäre ich so sogar eingeschlafen, vielleicht hatte ich sogar kurz geschlafen - aber plötzlich gab mein Handy seinen Nachrichtenton von sich. Und das hatte es verdammt lange nicht. 

Ich griff zögerlich danach, während Dag leise murrte. 

Das Blut schien in meinen Adern zu gefrieren, als ich die Nachricht las. 

Road Tripping - SDP/257ers Short StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt