Kapitel 8

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Dags P.o.V.:

"Shneezin", ich zog seinen Künstlernamen unnötig in die Länge und schaute ihn ganz ernst an, "Ich will Eis."

Draußen vor den Autofenstern prangerten schon die Sterne in dem Dunklen des Himmels, erhellte die Umgebung wenigstens ein wenig.

Daniel war ziemlich fit und hatte entschieden, einfach so lange zu fahren, wie er konnte. Danach würden wir im Auto schlafen, das hatten wir uns eh schon viel zu lange vorgenommen.

Ich sah wieder von ihm weg und betrachtete neugierig die Sterne. Heute war ein guter Tag für mich, das Lächeln fühlte sich nicht an, als würde es tonnenschwer sein.

Ich sang leise zu der Musik mit, die Daniel angemacht hatte. Es war "Queen", damit konnte man definitiv nie etwas falsch machen. Außerdem hatte ich das versteckte Talent, dass ich fast jeden Song dieser Band auswendig konnte.

Gleichzeitig wartete ich noch immer auf eine Antwort von meinem besten Freund, löste mich von den Sternen und sah ihn abwartend und mit schräg gelegten Kopf an.

Er bemerkte den Blick gar nicht, auch wenn ich ihn förmlich zu durchbohren schien.

Irgendwann, ich wusste nicht genau, wie lange ich ihn angestarrt hatte, drehte er sich leicht zu mir, zuckte bei dem Blick zusammen. "Oh, du meintest es scheinbar ernst."

Empört räusperte ich mich, verschränkte die Arme vor meiner Brust und zog die Augenbraue hoch. "Über Eis macht man keine Witze, Herr Schneider."

Er lachte kurz auf und schüttelte leicht den Kopf.

Manchmal konnte er so lässig aussehen, nur eine Hand am Lenkrad, der andere Arm war  leicht gegen das Autofenster gelehnt. Da sah man gar nicht, wie angespannt er wirklich war.

Ich mochte diesen Anblick. Das war vielleicht auch der Grund, warum ich nicht weg sehen konnte.

"Ich warte, Daniel", murmelte ich nach einer Weile, klopfte mit dem Fingern auf die Ablagefläche. Wir waren beide viel zu wach, dafür, dass es schon nach Mitternacht war.

"Dagi, wo genau soll ich irgendwo in der Schweiz und mitten in der Nacht bitte Eis herbekommen?", wieder musste er lachen. Ich liebte dieses Geräusch.

Sowohl bei Vincent, als auch bei Daniel.

Ich zuckte leicht mit den Schultern, konnte mir das Grinsen nicht ganz verkneifen. Es war die entspannteste Situation, die wir, seit wir losgefahren waren, hatten und ich genoss das wirklich sehr.

Mit ging es gut. Ausnahmsweise ging es mir gut.

"Mach dir 'nen Kopf, Daniel. Den Gefallen kannst du deinem besten Freund ruhig mal machen."

Ein leises Seufzen entwich ihm, aber er antwortete nicht mehr, schien in Gedanken versunken zu sein.

Ich nahm es mit einem kleinen Schulterzucken hin, konzentrierte mich wieder auf die Musik und schloss dabei die Augen.

Ich fühlte mich so gut heute, dass ich fast mein Handy geschnappt hätte, um zu schauen, ob Vincent sich gemeldet hatte. Aber im Endeffekt hatte ich doch zu viel Angst, enttäuscht zu werden.

Schon bei dem Gedanken, dass es ihm jetzt vielleicht doch egal war, dass ich nicht mehr da war, lief es mir kalt den Rücken herunter und mein Herz zog sich etwas zusammen.

Aber dann hatte ich wenigstens Gewissheit. Vielleicht würde ich dann einfach nicht mehr nach Hause kommen.

Ich starrte mein Handy an, unterbewusst, hatte gar nicht mitbekommen, dass ich die Augen wieder geöffnet hatte.

Road Tripping - SDP/257ers Short StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt