Kapitel 15

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Dags P.o.V.:

"Ich liebe dich."

"Ich weiß."

Traurig sah Daniel mich an. Er biss sich auf die Lippe.

"Eigentlich habe ich es schon immer gewusst. Aber als wir auf dem Schiff waren, hab ich gehört, wie du es gesagt hast", sagte ich leise.

Mit müden Augen blickte ich in den Sternenhimmel, im Hintergrund konnte ich das Wellenrauschen hören. Der Sand war seit die Sonne untergegangen war kalt geworden – außerdem klebte er überall am ganzen Körper.

Seufzend drehte ich mich zu Daniel um, dessen Konturen ich nur durch das Mondlicht ausmachen konnte, das sich etwas in dem Meer spiegelte. Trotzdem konnte ich erahnen, dass er rot wurde. "Es tut mir leid, Dag."

"Entschuldige dich nicht", murmelte ich, "Es ist schön hier, mit dir", murmelte ich leise, schloss für einen Moment die Augen. Und ich überlegte, ob das vielleicht die falsche Situation dafür war. Aber wir waren eben auch Daniel und Dag - da gab es keine falsche Situation für irgendetwas.

Für einen kurzen Augenblick stellte ich mir vor, wie es wäre, wenn ich mit Vincent hier wäre, schüttelte mich kurz. Ich versuchte den Gedanken abzuschütteln.

"Schleimer", grinste Daniel leicht, mit funkelnden Augen, in etwa so glitzernd, wie das Meer.

Für einen Bruchteil verlor ich mich darin, verlor mich in seinen Augen und blendete die Welt um uns herum komplett aus.

Für einen kurzen Moment gab es weder das Meer und den Strand, noch Vincent und den ganzen Stress, den ich schon viel zu lange mit ihm hatte.

Ich wusste, dass ich das nicht durfte, dass er nicht der richtige dafür war, aber ich konnte einfach nicht wegsehen. Ich konnte mich einfach nicht abwenden.

"Dag", murmelte er leise, sein Gesichtsausdruck wurde unsicher, während er sanft nach meiner Hand griff und sie drückte.

Ein leichtes Schlucken konnte ich mir nicht verkneifen, während ich feststellte, dass sein Gesicht meinem immer näher kam, ich schon seinen Atem auf meinen Lippen fühlen konnte. "Das dürfen wir nicht, Daniel."
"Ich weiß", murmelte er gegen meine Lippen, bevor sie sich für den Bruchteil einer Sekunde ganz zart berührten.

Aus der zarten Berührung wurde etwas mehr, vorsichtig bewegte ich meine Lippen gegen seine, hielt ihn leicht an den Schultern fest und zog ihn mehr zu mir.

Noch nie hatte sich in meinem Leben gleichzeitig etwas so richtig und so falsch angefühlt.

Vor meinen geschlossenen Augen blitzten Bilder von Vincent auf, zu Zeiten, in denen irgendwie alles besser gewesen war. Wo er noch nicht mit diesen ganzen Leuten abgehangen hatte, die ihm nicht gut taten.

Und ich wusste, ich liebte ihn, diesen Mann. Das würde ich immer.

Reflexartig drückte ich Daniel von mir weg, der mich sofort sehr verständnisvoll ansah, auch wenn ich die Traurigkeit aufblitzen sehen konnte – er konnte sie einfach nicht verstecken.

"Das soll einfach nicht sein, das darf nicht sein, Daniel, es tut mir leid."

"Ich weiß. Du liebst ihn halt."

Dass ich in Tränen ausbrach, bemerkte ich erst, als er mich fest in den Arm nahm. Es war mir einfach zu viel. Ich wollte Daniel nicht weh tun, aber genau das tat ich, weil ich ihn niemals so lieben konnte, wie er mich. 

Und dabei liebte ich ihn so sehr. Aber Vincent - das mit Vincent war etwas ganz anderes. Und er fehlte mir so sehr. 

"Du musst atmen, Daggi", flüsterte mir Daniel mir zu und ich fühlte mich einfach nur furchtbar. Ich hatte ihn geküsst. Aber warum? Damit tat ich ihm nur weh.

Road Tripping - SDP/257ers Short StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt