Kapitel 9

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Sie lief flink die kalten Steintreppen hinunter. Immer noch ziemlich erheitert, wenn auch aufgewühlt. Man könnte noch denken, du würdest mir Augen machen.

Oh Herr Gott! Wieso musste er das denn sagen? Naja, sie war sich sicher, er hatte es nicht wirklich vermutet, sondern es ihr einfach nur mitgeteilt, aber das machte die Sache nicht weniger peinlich!

In der Halle angekommen erhaschte sie noch den Blick auf ein paar Bedienstete, die aber schnell in ihre Räume verschwanden. Es war nicht üblich, dass sie arbeiteten, wenn "höhere Leute" in den Räumen waren. So hatten sie das zumindest von Alucard gelehrt bekommen. Oder wer auch immer sie unterrichtet hatte. Vermutlich nicht er persönlich.

Sie zuckte die Schultern, war ihr ja eigentlich egal. Sie wollte nur noch eine Blutkonserve (sie konnte mittlerweile schon eine ganze trinken ohne die Kontrolle zu verlieren!) und sich mit der aufs Sofa setzten, aber ihre Pläne wurden durch ein Klopfen am großen Tor unterbrochen.

Ohne sich großartig Gedanken darüber zu machen, dass sie nur ein leichtes Nachthemd trug und zudem noch barfuß unterwegs war, was im Falle eines Angriffes beides hinderlich wäre, ging sie einfach auf die Tür zu, aber überlegte es sich im letzten Augenblick anders. Hatte ihr Meister ihr nicht zuletzt gezeigt, wie man Dinge bewegt ohne sie zu berühren? Sie erinnerte sich wieder genau, wie er ihr das erklärt hatte:

Stell dir vor, deine Hand und der Gegenstand würden von einer Kette oder einem Faden zusammengehalten. Jetzt ziehst du an diesem Faden. Anfangs ist es hilfreich noch tatsächlich diese Bewegung zu machen. Später hat es sich so eingewöhnt, dass du sie nicht mehr benötigen wirst. Nun, versuch es!

Ein Versuch war es tatsächlich wert, befand sie.

Im Endeffekt benötigte sie drei Versuche, aber die schwere Tür schwang auf und gewährte so den Blick auf den gut aussehenden Mann mit pechschwarzen Haaren, drei-Tage-Bart und leuchtend grünen Augen.

"Oh, Dominic, richtig?", bemerkte sie leicht dümmlich, da ein erschreckend frischer Wind mit in das Haus hinein fegte und ihr gerade erst auffiel, dass sie nur ein Nachthemd trug. "Willst du mit dem Meister sprechen?"

Da sie ja jetzt sozusagen "Geschwister" waren, sah sie keinen Grund, ihn zu Siezen - und ihr wäre es auch egal, würde er es ihr krumm nehmen.

"Nun, eigentlich schon. Ist er da?"

Sie nickte, schüttelte aber sofort wieder den Kopf. "Ich meine, er ist gerade unpässlich. Willst du auf ihn warten?"

"Das wäre sehr freundlich, wenn mir mein Aufenthalt hier gestattet sein sollte?", fragte er.

"Natürlich, wieso sollte er es nicht sein? Aber schließ' die Tür hinter dir."

Mit einem Lächeln auf dem Gesicht trat er ein und die Tür fiel nur durch eine sachte Handbewegung wieder ins Schloss, sodass der Wind augenblicklich aufhörte.

"Nun denn, meine Liebe", ergriff er das Wort nachdem er sich kurz umgeblickt hatte, als wollte er inspizieren, was sich alles nach seinem letzten Besuch hier verändert hatte. Scheinbar nicht viel, denn sein Blick schweifte schnell wieder zu ihr zurück. "Sollen wir uns vielleicht ein Gläschen Blutwein gönnen?"

Blutwein war mit Alkohol haltbar gemachtes, meist mehrere Jahre altes Blut und hatte auf Vampire eine ziemlich berauschende Wirkung. Weshalb Alucard ihr auch verboten hatte davon zu trinken.

Deshalb lehnte sie auch ab. "Du kannst dir gerne ein Glas einschenken. Alucard hat noch ein paar Flaschen in der Küche liegen. Ich gebe mich mit normalem Blut zufrieden."

Sein Lächeln wurde weicher. "Er hat es dir verboten, nicht? Etwas davon zu trinken?"

Sie neigte bestätigend den Kopf. "Ich kann's verstehen. Ich bin schließlich noch nicht lange ein Vampir und ich habe noch nie viel Alkohol getrunken."

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