Kapitel 18

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Er hatte sich alle Akten und Zeitungsausschnitte, Bemerkungen und Berichte, Zeugnisse und Klassenbucheinträge, die Walter gesammelt hatte, mit in seinen Keller genommen und lag jetzt auf seinem Bett, das nicht minder groß war als das in Poenari.

Von Kyra wusste er schon einiges, aber die Berichte aus der Schulzeit waren ganz amüsant. Während der Zeit, die sie bei ihrem Onkel gewesen war - sein Name lautete übrigens Wolod Gruber - hatte sie immer wieder die Lehrer zu Weißglut getrieben. Besonders mit dem Russisch- und der Deutschlehrerin schien sie sich es verscherzt zu haben. Ein Eintrag nach dem nächsten über ihre Besserwisserei, giftigen Kommentaren, Verweigerungen des Unterrichts mit der Begründung, sie könne das alles und die Lehrer seien unfähig. Es war schon amüsierend. Irgendwann schienen die beiden es dann aber begriffen zu haben, wie sie mit Kyra umgehen mussten: Sie gaben ihr Aufgabenblätter der höheren Klassen und stellten sie vor herausfordernde Aufgaben. Sie hatten damit anscheinend gedacht, dass Kyra klein bei geben würde, aber im Endeffekt wurde sie noch besser.

Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, als die Mauer fiel.

Danach wurden die Schulen anscheinend anders strukturiert, was sie in helle Panik versetzte, noch dazu wurde sie bei den Großeltern aufgenommen. Ganze Tage lang kam sie nicht zur Schule, verweigerte gänzlich den Unterricht oder machte den Eindruck, auf Drogen zu sein - was sie auch war.

Am schlimmsten war es anscheinend, als sogar eine Schülerkonferenz einberufen wurde, da der Sportlehrer die dato Vierzehnjährige dabei erwischt hatte, wie sie drei Zwölftklässlern einen blies. Um an Valium zu kommen.

Alucard zerstörte vor Wut fast die Seite. Zum einen, da ihre Großeltern sie zu so etwas getrieben hatten und der Staat nicht begriff, dass es an diesen lag, aber zum anderen auch deshalb, weil Kyra sich selbst scheinbar nicht treu zu blieben schien. Gut, sie war auf Medikamenten in viel zu hohen Dosen, sicherlich hatte sie nicht mehr klar denken können, aber wieso-

-lutschte sie deren Schwänze und weigert sich, von mirüberhaupt berührt zu werden?, führte sein Unterbewusstsein fort, obwohl er seine Gedanken stoppte.

Genervt legte er die Blätter beiseite und versuchte, abzuschalten. In seinen Handflächen sah er erst nur beruhigende Dunkelheit, bis sie von frischen Erinnerungen verscheucht wurde. Kyras Brüste, ihre Narben, ihre Lippen... Wirklich genial. Er hoffte, dass das nicht so schlimm werden würde, wie die letzten Male, die er seiner Lust nicht sofort nachgegeben hatte. Er konnte sich zwar nicht vorstellen, sich nach Kyra zu verzehren, aber das hatte er auch bei den anderen Huren nicht gedacht, deren Namen und Gesichter er mittlerweile gar nicht mehr wusste.

Vielleicht sollte er kurz nach Rumänien zurück? Er schlug den Gedanken beiseite. Zum einen war es kräftezehrend, über ein Meer zu teleportieren und zum anderen: Was wollte er dort? Die letzten Tage, die er bei ihr gewesen war, war sie ihm aus Ekel vor sich selbst aus den Weg gegangen. Gut möglich, dass dieser Ekel verschwinden würde, wenn sie mit ihm schlief, aber es war auch möglich, dass Integra sich irgendwann dafür entscheiden würde, ihn an sich heran zu lassen. Es war nur halt unwahrscheinlich.

Vielleicht sollte er in irgendeine Bar, um irgendeine Frau abzuschleppen? Seufzend verließ er das Bett und ging zu seinem Sarg. Dreiunddreißig Jahre lang hatte er ohne Probleme keinen Sex gehabt - gut, die ersten dreiundzwanzig hatte er in einem Kerker verbracht und es war nicht so, dass es keine Frau in seiner Umgebung gab, gegen die er in seinem Bett nichts hatte, es war aber einfach nicht nötig gewesen -, aber jetzt, dass er wieder jemanden geküsst und liebkost hatte, wollte sein Schwanz natürlich keine Gelegenheit ungenutzt lassen, ihn daran zu erinnern, dass es ihn noch gab.

"Und wie geht es dir so?", fragte er seinen Sarg, nachdem der ihn ganz umschlungen hatte. Sanft strich er über die Seide der Innenausstattung. Es war eines von Katharinas Seidenkleidern gewesen, purpurrot und umschmeichelte ihre Figur, nur dank des Sarges, war der Stoff noch nicht verrottet.

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